Auch 2022 wird wie in den vergangenen Jahren am 8. September in Hamburg an die italienischen Militärinternierten mit einer Kundgebung erinnert. Am 8. September 1943 wurde der Waffenstillstand zwischen der neuen italienischen Regierung und den Alliierten veröffentlicht. Die deutsche Wehrmacht nahm danach die italienischen Soldaten gefangen und verschleppte sie als Zwangsarbeiter nach Deutschland.
Vom 7. bis 11. September 2022 wird der Sohn des italienischen Militärinternierten, Marino Ruga, der als Zwangsarbeiter für die damaligen Hamburger Wasserwerke arbeiten musste, Hamburg besuchen. Die Einladung erfolgte durch die „Projektgruppe italienische Militärangehörige Hamburg“.
Marino Ruga musste als Zwangsarbeiter von September 1943 bis Mai 1945 als Zwangsarbeiter für die Hamburger Wasserwerke arbeiten. Er lebte nach der Arbeit in einem Barackenlager auf der Elbeinsel „Kaltehofe“, dessen Existenz erst in diesem Jahr nachgewiesen werden konnte. Sein Sohn bringt das Tagebuch seines Vater über schwerlichte Leben als IMI bei den Wasserwerken bis 1945 mit nach Hamburg.
Marino Ruga kam über das Kriegsgefangenen Stammlager nach Hamburg, zu erst in die Lagerhäuser am Dessauer Ufer, der größten Unterkunft für insgesamt 10.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Danach kam er nach Kaltehofe,
Seine und die Lebensstationen der IMI bei den damaligen Hamburger Wasserwerken wollen wir mit örtlicher Begleitung besuchen. Die IMI der HWW waren auf insgesamt fünf Standorte in der Stadt verteilt: Burchardstraße 11, der Schilleroper, der Beruflichen Schule in der Sorbenstraße, Süderstraße 112 und Kaltehofe. Es kommt zusammen mit dem Unternehmen Hamburg Wasser auf der Elbinsel Kaltehofe zu einem Treffen mit eine IMI-Angehörigen, der in Hamburg lebt. Auf seine Initiative geht das heutige Mahnmal zur Erinnerung an die italienischen Militärinternierten zurück.
Am 8. September 2022 findet einr Kundgebung auf dem ehemaligen Gelände der Hamburger Wasserwerke in der Süderstraße 112 statt. Die Kundgebung findet anlässlich des 8. September 1943 erneut in Hamburg statt. An diesem Tag wurde der Waffenstillstand mit der neuen italienischen Regierung und den Alliieren bekanntgeben und die italienischen Soldaten von der deutschen Wehrmacht festgenommen. Sie bekamen damals von Hitler den Status der „Militärinternierten” um an internationale Regeln in der Behandlung der Kriegsgefangenen nicht gebunden zu sein.
Insgesamt waren 17.000 IMI in Hamburg, die in über 600 Hamburger Unternehmen arbeiten und fast 200 Lager vor der Befreiung im Mai 1945 leben mussten. Die Unternehmen suchten dringend Arbeitskräfte, da ihre Beschäftigten für Hitlers sinnlosen Krieg abberufen wurden. Neben der Bauwirtschaft, der Rüstungsproduktion, Unternehmen der Wehrmacht setzen auch die Stadt Hamburg im erheblichen Umfang italienische Zwangsarbeiter ein. Dazu gehörten vor allem die Hamburger Wasserwerke, Hamburger Elektrizitätswerke, Hamburger Gaswerke und die staatlichen Gliederungen der Stadtreinigung. Im Bereich der Hafenwirtschaft war die Logistik nur noch über den Einsatz von Zwangsarbeitern aufrecht zu erhalten.
Unternehmen wie Hamburg Wasser haben das Thema der NS-Zwangsarbeit aufgegriffen und haben mit dem Mahnmal auf der Elbinseln an einem ihrer Standorte an den Einsatz der IMI erinnert. Das Unternehmen informiert über NS-Zwangsarbeit die Beschäftigten und nutzt den Web-Auftritt des Unternehmens dazu. Mit dem Buch von Dr. David Templin über die NS-Geschichte der Hamburger Wasserwerke wurde die Unternehmensgeschichte belichtet. Es wäre zu wünschen, dass auch die anderen Hamburger Unternehmen, die z.B. italienische Zwangsarbeiter einsetzen, eine Form finden, daran öffentlich zu erinnern und darüber zu erzählen. Viele von den Unternehmen, die damals IMI einsetzen, habe ihre NS-Geschichte nicht aufbereite, das gilt auch für die staatlichen Beteiligungen.
Die italienischen Militärinternierten wurden bis August 1944 nicht bezahlt, danach erhielten sie formal eine Bezahlung, die aber meistens nicht ausgezahlt wurde, sondern die Stundenzettel einfach fortgeschrieben wurden. Bis heute wurden die 600.000 aus Italien verschleppten italienischen Militärinternierten nicht entschädigt. Der Besuch soll auch genutzt werden, um das Thema der Entschädigung der IMI verstärkt aufzurufen. Die Hamburger Unternehmen und die Stadt Hamburg, die die IMI als Gefangene und aus ihrer Heimat verschleppt, ausbeuteten, dafür noch nicht einmal deren Arbeitsleistung bezahlten, müssen sich in dieser Frage neu bestimmen. Unsere Gesellschaft, die Stadt und Politik, die Unternehmen müssen sich dem Thema der Entschädigung der IMI stellen. Es müssen Wege besprochen werden, wie eine Lösung in der Entschädigungsfrage aussehen kann. Der italienische Staat kann nicht für die Entschädigung der IMI aufkommen für die NS-Opfer des Hitler-Faschismus aufkommen Es führt kein Weg daran vorbei, dass es in Hamburg eines Fonds bedarf, der die Ansprüche der IMI und ihrer Angehörigen regelt.
Der Blick soll auch auf das kommende Jahr 2023, dem 80. Jahrestag der Verschleppung der IMI und ihren Einsatz als Zwangsarbeiter, geworfen werden und der Versuch unternommen werden, weitere Gruppe für diese Jahrestag zu erreichen. Dazu gehört auch die Sicht, dass die IMI eine Gruppe unter den NS-Zwangsarbeitern waren und das in Hamburg ihre Lebensbedingungen umfassender dokumentiert werden sollten. Ob es gelingt, dies zum Thema zu machen und mit einer Praxis zu unterlegen, ist heute völlig offen. Mit Blick auf die Erinnerungskultur aus meiner Perspektive eine richtige Forderung, aber dazu müssen sich auch die großen Player finden, es zu unterstützen. Es ist genauso vorstellbar, dass man das Postulat die Dokumentation der NS-Zwangsarbeit in Hamburg an einem Ort zu konzentrieren, weiter wie ein Fähnchen hochhält.