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Holger Artus

Betty Worms, Hein-Hoyer-Straße 63

Zur Vorbereitung, aber weniger zur Werbung zu den beiden Kundgebungen am 14. Juli 2022 vor der Bundesstraße 43 und am 15. Juli 2022 auf dem Schulhof der Ganztagasgrundschule Sternschanze gehört eine Serie von kleinen Erzählungen. Es sind Infos über einzelne NS-Opfer, die in den Straßen verteilt werden bzw. wurden, in denen sie einst gewohnt hatten. Sie alle wurden über die Bundesstraße 43 deportiert. Hier die zweite zu Betty Worms, die erste war zu ihrer Zwangsarbeit 1938/1939 in der Nähstube in der Rosenallee 11.

Vor der Hein-Hoyer-Straße 63 liegt ein Stolperstein, der an Betty Worms erinnert. Vor 80 Jahren, am 15. Juli 1942, wurde sie über die Schule Schanzenstraße, direkt am Bahnhof Sternschanze, nach Theresienstadt/Terezin in die CSR deportiert. An zwei Tagen, den 15. und den 19. Juli 1942 wurden über 1.700 jüdische Menschen aus Hamburg dorthin verschleppt. Die Schule war einer der großen Sammelorte in Hamburg. Auch Bettys Schwester Rosa Stern und ihr Bruder Siegfried Liebreich wurden an diesem Tag ins so genannte Alters-Getto nach Theresienstadt deportiert. Es bedeutete für sie alle den Tod.

2022 ist der 80. Jahrestag der letzten Massendeportationen jüdischer Menschen aus Hamburg. Daran möchten wir in den Stadtteilen um den Sternschanzen-Bahnhof herum erinnern. Auch möchten wir an Lebensorten von einzelnen NS-Opfern die heutige Nachbarschaft informieren. Am 15. Juli 2022 findet auf dem Schulhof der heutigen Ganztagsgrundschule Sternschanze um 18 Uhr eine Kundgebung statt, zu der wir Sie herzlich einladen.

Weitere Stationen von Betty Worms bis zur Deportation

Aufgrund der Arbeits- und Lebensverhältnisse für jüdische Menschen musste Betty im September 1935 für eine Miete von 10 Reichsmark in eine 1-Zimmer-Wohnung der “Vaterstädtischen Stiftung”, dem Theodor-Wohlwill-Stift in der Kielortallee 26, ziehen und lebte vollständig von der öffentlichen Fürsorge. Immer wieder wurden aber Unterstützungsansprüche nicht gewährt. In der Hamburger Fürsorge mit Sitz in der Paulinenstraße 12, bestand für die jüdischen Menschen eine „Sonder- abteilung B“. Betty Worms musste auch Zwangsarbeit u.a. in der Rosenallee 11 leisten. Im Mai 1939 zog sie in den John. R. Warburg-Stift in der Bundesstraße 43, in die Wohnung Nr. 6b. Ihre beiden Schwestern, Rosa Stern und Olga Wolf lebten später auch dort. Da seit 1939 den jüdischen Menschen auch das Wohnrecht entzogen worden war, konnten sie von einen auf den anderen Tag durch die Gestapo gezwungen werden, ihre Wohnung zu verlassen, um in Judenhäuser zu ziehen. Diese Massenunterkünfte für jüdische Menschen wurden später auch als kleine Gettos bezeichnet. Von dort aus wurden sie deportiert.

Betty Worms wohnte von 1912 bis August 1935 in der Hein-Hoyer-Straße 63, damals Wilhelminenstraße. Sie war am 21. Oktober 1871 als Betty Gumpel in Hamburg geboren. Im September 1897 heiratete sie Carl Worms, mit dem sie zuerst in Berlin lebte. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Johanna (geboren am 19. November 1897 in Berlin) und Claire (geboren am 9. Mai 1900 in Hamburg). Die Ehe wurde 1922 geschieden. Bis Betty 1932 arbeitslos wurde, hatte sie als Kellnerin und Verkäuferin gearbeitet. Sie hatte die ehemaligen Zimmer ihrer Kinder in der Wilhelminenstraße 63 untervermietet, zeitweilig an ihre Schwester Rosa und eine weitere Person. 

Was können Sie tun?

Die Aktivitäten:

  • Am 14. Juli 2022 findet vor der Bundesstraße 43, wo Betty Worms zum Schluss leben musste, eine Kundgebung um 17 Uhr statt, auf der auch Angehörigen der Familie sprechen werden. Im Anschluss soll der Öffentlichkeit eine Erinnerungstafel übergeben werden. Mehr erfahren Sie unter https://bundesstrasse43.wordpress.com
  • Am 15. Juli 2022 findet auf dem Schulhof der heutigen Ganztagsgrundschule um 18 Uhr auch eine Kundgebung statt. Am Ende werden am Haupteingang der Schule die Namen der 1.700 jüdischen Menschen, die am 15. und 19. Juli 1942 nach Theresienstadt/Terezin deportiert wurden, angebracht.

Mehr über die Aktivitäten zum 80. Jahrestag der Deportation über die Schule Schanzenstraße erfahren Sie auf der Web-Seite www.sternschanze1942.de

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