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Holger Artus

80. Jahrestag der Deportation jüdischer Menschen im Juli 1942 von Hamburg nach Auschwitz und Theresienstadt

Mit einer Vorankündigung soll ein Überblick gegeben werden, was zivilgesellschaftlich zum 80. Jahrestag der Deportation über die Schule Schanzenstraße vom 15. und 19. Juli 1942 in Hamburg stattfinden soll. Es wird von anderen Einrichtungen sicher auch etwas dazu geben. Das besondere ist, dass es seit 2018 jedes Jahr im Viertel eines Sammelplatzes eine solche öffentliche Aktivität geben hat.

Damals glaubten wir nicht, dass wir es jährlich organisiert bekommen. Es ist und bleibt kleinteilig, aber es bleibt eine Absicht, vor allem die Nachbarschaft zu erreichen. Das gelingt uns hoffentlich auch dieses Jahr, wir haben keine weiteren Unterstützer/innen als genau diese Gruppe ;-). Hier der Überblick:

Im Juli 1942 wurden über 2.100 Jüdinnen und Juden aus Hamburg verschleppt. Sieben Monate waren seit den ersten Deportationen im Herbst 1941 vergangen. Ziele der Sonderzüge waren das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und das Ghetto Theresienstadt/Terezin. Zentrale Orte der Deportationen in Hamburg waren die Sammellager im jüdischen Gemeinschaftshaus in der Hartungstraße (11. Juli 1942) und der Schule Schanzenstraße (15. und 19. Juli 1942). Die Deportationen aus Hamburg erfolgte über den Hannoversche Bahnhof in der heutigen Hafencity nach Auschwitz (11. Juli 1942) und Theresienstadt/Terezin (15. und 19. Juli 1942). Nur wenige der Deportierten überlebten. Anlässlich dieses 80. Jahrestag finden in Hamburg verschiedene Aktivitäten statt, um daran zu erinnern. Hier ein erster Überblick: 

3. Mai 12 Uhr Sternwoll-Spinnerei in Altona, Griegstraße 75

Mit einer Kundgebung am dortigen Mahnmal vor der „Marzipanfabrik“ in Altona Griegstraße/Ecke Friesenweg soll an die Zwangsarbeiter:innen in der damaligen Sternwoll-Spinnerei erinnert werden. Bis zu den Deportationen setzte das Unternehmen auch sogenannte Judenkolonnen ein. Eine der jüdischen Frauen war Hedwig Cohn, die am 19. Juli 1942 deportiert wurde.

16. Juni 2022 Hallerstraße 45

Anlässlich der Verlegung eines Stolpersteins für Hilde Dublon soll die Nachbarschaft zu einer Aktivität am neuen Stein eingeladen. Sie wurde am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. *

21. Juni 2022 18 Uhr Rosenallee

Recha Lübke wurde 1934 von der Schule Rosenallee als Lehrerin von den Nazis vertrieben. Sie wurde am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und musste in unmittelbarer Nähe des Deportationsorts. im Kleinen Schäferkamp 32, leben. Betty Worms, ebenfalls im Juli 1942 deportiert, wurde Ende der 1930er Jahre zusammen mit anderen jüdischen Frauen  gezwungen, in der Rosenallee 11, in einer NS-Nähstube, zu arbeiten. 

23. Juni 2022 17 Uhr Schanzenhöfe in der Lagerstraße

An der Ecke Schanzenstraße/Lagerstraße findet um 17 Uhr eine Lesung aus Dokumenten der Familie Dublon statt. Gretchen, Hilde, Daniel und Henny Dublon wurden am 19. Juli 1942 deportiert.

14. Juli 2022 17 Uhr Bundesstraße 43

120 jüdische Bewohner:innen des ehemaligen John R. Warburg-Stift wurden am 14. Juli 1942 mit Mannschaftswagen in die Schule Schanzenstraße gebracht und am nächsten Tag nach Theresienstadt/Terezin verschleppt. Zusammen mit Angehörigen der NS-Opfern soll auch an Berthie Philipp, Rosa Stern, aber auch an ihre beiden Schwestern Betty Worms und Olga Wolf, der ehemaligen Direktorin der Operettenhaus auf der Reeperbahn, erinnert werden. Sie alle mussten im „Judenhaus“ in der Bundesstraße 43 wohnen. 

15. Juli 2022 18 Uhr Schulhof der Ganztagsgrundschule Sternschanze

Am 15. Juli 2022 findet um 18 Uhr auf dem Schulhof der heutigen Ganztagsgrundschule Sternschanze eine Kundgebung statt, um zusammen mit der Nachbarschaft an die Deportationen von 15. und 19. Juli 1942 zu erinnern. An diesen beiden Tagen wurden 1.700 jüdischen Menschen nach Theresienstadt/Terezin deportiert.

Es finden zum 80. Jahrestag der Juli-Deportationen aus Hamburg noch weiterer Aktivitäten anderer Einrichtungen wie dem  Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof, der VHS Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Institut für die Geschichte der deutschen Juden und anderen statt.

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