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Holger Artus

Moritz Wolff, Eimsbütteler Straße 8

Gestern wurde ein Stolperstein für Moritz Wolff vor dem Haus in der Eimsbütteler Straße 8 verlegt. Diese Steine erinnern an die Opfer aus NS-Zeit, die Sie auch in den umliegenden Straßenzügen bei Ihnen vielfach auf dem Gehweg finden. In der Eimsbütteler Straße 24 finden Sie zwei dieser kleinen Messingsteine, die an Elsa und Max Bromberger erinnern. Vor der 53 finden sie einen für Louis Rothstein.

Moritz Wolff war am 5. Mai 1943 von Hamburg nach Theresienstadt/Terezin in der Tscheslowakei deportiert worden. Einige Tage vor der Verschleppung musste er sich in dem so genannten Judenhaus in der Beneckestraße einfinden. Was waren diese “Judenhäuser”? Ab 1939 wurde den jüdischen Menschen das Wohnrecht entzogen und sie wurden aus ihre Wohnungen ausgewiesen. Die Stifts- wohnungen waren die Orte, in den sie massenhaft leben durften. Ich wohne in der Agathenstraße, die von der Weidenallee abgeht. Aus den ehemaligen Freiwohungen des Nanny Jonas- Stifts war ein solches Haus geworden. Hier lebten in zehn Wohnungen über 70 Bewohner/innen, bevor sie bis zum 15. Juli 1942 deportiert wurden. Die einen das Vernichtungslager, die anderen in die Gettos außerhalb Deutschlands. 

Der sechste Transport mit Markus Wolff von Hamburg nach Theresienstadt verließ die Stadt am 5. Mai 1943. An Bord befanden sich 51  Juden aus Hamburg, Lüneburg, Röbel, Rostock und Winsen an der Luhe. Ihr Gepäck, das auf 50 Kilogramm beschränkt worden war, wurde im Sammellager durchsucht. Dann mussten sie eine Vermögenserklärung ausfüllen und eine Erklärung unterschreiben, in der sie ihren gesamten, verbleibenden Besitz dem Deutschen Reich übergaben.

Das Getto in Theresienstadt/Terezin lag in der Tscheslowakei. Mit dem Überschreiten der Grenze wurde den jüdischen Menschen die deutsche Staatsbürger aberkannt. Der NS-Staat kam so seinem Ziel näher, Deutschland “judenfrei” zu bekommen. Wenn Sie jüngst die Erinnerungen an die “Wannsee-Konferenz” verfolgt haben, ging es hier um die “Endlösung”. In den Vernichtungslagern wie Auschwitz oder der Abtransport in die Gettos. Es waren die furchtbaren Umstände in den Gettos, die die Nazis geschaffen hatten, die auch zum Tod führten. Seien es die hygienischen Verhältnisse, die medizinische Versorgung, Unterernährung u.a.m. Für uns heute nicht vorstellbar, aber da Läuse Typhus übertragen und die hygienischen Verhältnisse elend waren, starben jüdische Menschen tausendfach in Theresienstadt/Terezin daran. Um Platz im Getto wie Theresienstadt/Terezin für weitere Verschleppte zu bekommen, wurden tausende nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Moritz Wolff wurde am 5. Mai 1944 nach Auschwitz in den Tod geschickt. Wann genau er starb, ist nicht bekannt. Sein Tod wurde später auf den 8. Mai 1945 datiert.


Seine Frau wurde nach seiner Deportation genötigt, die Ehe mit ihm aufzulösen. Die Gestapo sagte ihr, dass ihr Mann bevorzugt behandelt werden kann. Sie würden in nicht nach Auschwitz schicken, dazu muss sie sich aber von ihm scheiden lassen.  Von den Geschwistern von Moritz Wolff überlebten zwei den Holocaust. Sie wanderten in die USA und England aus und gründeten dort neue Familien. 

Hier die verteilte Nachbarschafts-Info als pdf

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