Nach der Ankunft der italienischen Militärinternierten ab September 1943 über das Kriegsgefangenen Stammlager Sandbostel in Hamburg wurden sie vor allem in der Bauwirtschaft eingesetzt. Das sollte sich nach jetzigen Unterlagen im wesentlichen nicht verändert haben. Aber der Verlauf des Krieges seit Ende 1942/1943 und die Angriffe der Alliieerten führte nicht nur zum Abzug der Arbeitskräfte an die Front. “Der Angriffschock hatte Auswirkungen bis zum März 1944, da große Teile der Bevölkerung aus Hamburg abgewandert oder evakuiert worden waren”, schreibt Friederike Littmann in ihrem Buch “Ausländische Zwangsarbeiter in der Hamburger Kriegswirtschaft 1939-1945”.
Nach einer Statistik der DAF-Gauleittung waren in Hamburg 20,5 Prozent der Beschäftigten in Hamburg Zwangsarbeiter/innen, ohne die Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen.
In der Hamburger Rüstungsindustrie, hier sind nur die vom Rüstungskommando Hamburg betreuten Betriebe gemeint war der Anteil der Zwangsarbeiter relativ absolut gestiegen.
Beschäftigte gesamt | Ausländer gesamt | in % | |
Januar 1944 | 93.502 | 21.135 | 22,6 |
Februar 1944 | 103.785 | 25.542 | 24,3 |
Oktober 1944 | 117.268 | 29.367 | 25,0 |
November 1944 | 109.132 | 27.903 | 25,6 |
Neben dem Rüstungskommando Hamburg (Belegungs- und Fertigungsvorschläge, Bedarfsanweisung an Arbeitskräften sowie Produktions- und Betriebsmitteln, Aufsicht über Werkluftschutz- und Werksicherheitsdienstmaßnahmen) gab es noch die Rüstungsinspektion X (Hamburg). 1939 waren es 260 Betriebe, die Ausrüstungen für die deutsche Wehrmacht produzierten (Heer, Marine, Luftwaffe). 1945 war ihre Anzahl auf 487 gewachsen. Wurden zu Beginn des Weltkrieges vor allem Unternehmen mit Herres-Aufträgen versorgt (95), waren in Hamburg zum Ende des Krieges für den Bereich Marine 200 Unternehmen der Rüstungsinspektion X unterstellt.
BeschäftigteGesamt | AusländerGesamt it | in % | |
Januar 1944 | 360.022 | 119.476 | 33,2 |
Februar 1944 | 375.475 | 125.467 | 33,4 |
Oktober 1944 | 402.845 | 133.340 | 33,3 |
November 1944 | 397.443 | 130.310 | 32,8 |
In einer Besprechung vom 4. Januar 1944 wurde entschieden, dass 4.000 italienische Militärinternierte in der Rüstungsindustrie umgesetzt werden sollten. 4.000 sollten aus dem Bereich der Baubehörde, Amt für kriegswichtigen Einsatz (AkE) kommen, 300 sollten von GHB, 200 von der Reichsbahn/-Post, 50 von den Wasserwerken und der Hochbahn, 500 von der Gauwirtschaftskammer Bau u.a. Einsatzbereiche kamen.
Rüstungsunternehmen und private Baufirmen in Hamburg bemühten sich ab 1944 vermehrt um die Zuweisung von KZ-Häftlingen. Die damals „Gauwirtschaftskammer“ genannte Handelskammer Hamburg und der Hamburger NSDAP-Gauleiter und Reichsstatthalter Karl Kaufmann unterstützten sie dabei. Die „Gauwirtschaftskammer“ handelte 1944 eine entsprechende Zusammenarbeit mit dem Kommandanten des KZ Neuengamme aus.
In fast allen Unternehmen, die IMI einsetzen, waren vorher oder zusätzlich Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäftigt worden. Bis September 1943 war Italien eine verbündete Armee, mit deren Arbeitskräften man nicht geplant hatte. In den Hamburger Rüstungsbetrieben kamen die IMI zusätzlich zum Einsatz bzw.es kam zu Umschichtungen bei den verschiedenen Gruppen von Zwangsarbeitern.
Es soll nur beispielhaft der Einsatz italienischer Militärinternierter in der Hamburger Rüstungswirtschaft an Hand der Hamburger Werften dargestellt werden.
Damaliges Werftunternehmen | Anzahl italienischer Militärinternierte 9/1944 |
Blohm & Voss | 59 |
Sietas Werft | 28 |
H.C. Stuelcken Werft | 6 |
Deutsche Werft | 3 |
Howaldswerke | 97 |
Schiffswerft Wilh. Holst | 19 |
Gustav Wolkau | 6 |