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Holger Artus

Tramm & Hinners, Pumpen 6 aus dem Kontorhausviertel: Waffen für die SA und SS

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Im Hamburger Kontorhausviertel hat der Waffenhändler Tramm & Hinners nach eigenen Angaben seit 90 Jahren sein Unternehmenssitz, im Chile-Haus, Pumpen 6. Es heute „… Sport- und Jagdwaffen … ein weites Sortiment führender Hersteller von Bekleidung, Wiederladeartikeln, Munition, Messern, als auch diversem Zubehör an”, kann man auf der Web-Seite erfahren.

Hier kann man auch lesen, dass Willy Hinners 1936 das Unternehmen von Alfons Lauen übernahm und „nun mit seinem neu zu der Firma gekommenen Partner Tramm unter dem Namen Tramm & Hinners“ die Geschäfte fortzuführen. Der Blick in die Akten lässt dies in einem anderen Licht erscheinen.

Wer war Alfons Lauen?

Wer war Alfons Lauen?

Alfons Lauen war Ingenieur und betrieb seit 1918 ein Waffenhandelsgeschäft. Seit 1925 war esin der Heinrich-Hertz-Straße 145. 1928 verlagerte er es in den V. Stock des Chile- Haus C in der Burchardstraße 13. Eine Lizenz für den Waffenhandel hatte Lauen am 20.12.1928 erhalten.  Seine Unternehmen führte er  unter A. Lauen GmbH und A. Lauen Waffengroßhandel.

Waffenverkauf an die SA/SS 1932

1931/1932 gab es gegen LAuen ein Strafverfahren, da er über einen lizenzierten Waffenhändler, Artur Stube, Pistolen an Mitglieder der NSDAP und SA verkauft hatte. Dieser stand der antisemitischen und völkischen DNVP nahe, die in der Weimarer Republik mit der NSDAP kooperierte. Amm 9. Juni 1932  wurde Lauen zu einer Strafe von 2.500 RM und einem Monat Gefängnis verurteilt. Die Polizei verfügte, das Lauen die Lizenz zu entziehen sei. Zum 12. Mai 1933 war es soweit. 

Willy Hinners übernimmt A. Lauen GmbH

Unter Beteiligung der Gewerbepolizei kam es zwischen Alfons Lauen und Willy Hinners, der als Auszubildender in dem Unternehmen 1928 begonnen hatte, zu im Frühjahr 1933 zu einer vertraglichen Regelung: Hinners wurde Inhaber der A. Lauen GmbH. Hinners hatte am 12. Mai 1933 von der Gewerbepolizei im Gegenzug eine Lizenz für den Waffenhandel erhalten. Der Vertrag regelte, dass das Unternehmen an Herrn Hinners übergeht. Lauen lieh ihm das gesamte Inventar. Unter Abzug einer Pauschalvergütung von 1.800 RM und einer Verzinsung von 5 Prozent des Reingewinns erhielt Lauen jährlich 4.000 RM. Sollte Hinners nicht mehr in der Lage sein, das Geschäft weiterzuführen, sei Lauen berechtigt, das Geschäft einer anderen Person zu übertragen. Für den Fall, dass Lauen wieder eine Lizenz bekäme, müsste Hinners das Geschäft an Lauen wieder zurückgeben. Geregelt war auch, was im Fall von weiteren Geschäftspartner zu erfolgen hätte: Hinners bedurfte die Zustimmung von Lauen, wenn es weitere Partner im Unternehmen geben sollte. Während 1933 Hinners das Unternehmen übernahm, zog Alfons Lauen unter gleicher Adresse, allerdings  im ersten Stock und bot damals Jagdverpachtungen an. Das Unternehmen A. Lauen GmbH zog in der Burchardstraße 13 vom fünften ins Erdgeschoss. 

Die Sache mit der NSDAP und SA 1933/34

Seit dem 12. Mai 1933 war Willy Hinners Inhaber und bemühte sich um neue Kunden. So unterbreitete er der SA-Brigade 12 (Hamburg) im September 1934  ein Angebot zum Kauf von Waffen. Die SA und SS  reagierten prompt, jetzt wurde die Geschichte des Waffenverkaufs 1931/1932 von ihnen neu aufgemacht. Die wohl etwas minderbemitteltern Nazisvon der SS denuzierten Alfons Lauen in einem Schreiben an die Hamburger Polizei als “Jude” (was nicht der Fall war), um sie dann auf 1932-Strafverfahren zu beziehen, in dem angeblich Waffen vom Lauen- Strohmann Alfons Stube, an die “Kommunisten” verkauft wurden. Die SA-Brigade 12 schrieb u.a. am 2. Oktober 1934: “Nach eingezogenen Erkundigungen und einem Bericht der SA-Standarte 464 scheint bei der genannten Firma nicht alles in Ordnung zu sein. Die Brigade bittet die Polizeibehörde um Auskunft über das Waffenunternehmen Lauen.” Diese entkräftete kurz darauf hin die Vermutungen, was mehrere Berichte der Polizei belegten. Wiederholt hatten sie den neuen Inhaber Hinners in der Burchardstraße 13 aufgesucht, dabei aber keinerlei direkte Geschäftsbeziehungen zwischen Hinners und Lauen feststellen können: “Bei der heute ..vorgenommenen Revision hat sich nicht feststellen lassen, das Lauen den Waffenhandel noch betreibt. Er beschäftigt sich nach wie vor mit Jagdverpachtungen.” In einem anderen Bericht heißt es: “An Hand der auf dem Schreibtisch liegenden Schriftstücke, Prospekten, Messblättern, stellten wir fest, dass Lauen sich nach wie vor mit Jagdverpachtungen beschäftigt …Es besteht aber trotzdem noch nach wie vor die berechtigte Annahme, dass Lauen sich indirekt mit der Führung seines früheren Geschäfts befasst.” So gebe es “zwischen dem Büro des Lauen und des Geschäftsraums seiner früheren Firma eine direkte Telefonleitung.”

Der Bruch zwischen Hinners und Lauen 1936

Alfons Lauen wollte sein altes Geschäft als Waffenhändler unbedingt wieder betreiben. Jährlich stellte er seit 1934 einen Antrag auf eine Waffenlizenz, die aber immer wieder abgelehnt wurden. Offenbar waren noch “alte Rechnungen” unter den verschiedenen Nazi-Gruppen zu begleichen. So polterte der “Forstl. Fachberater der NSDAP Gau Hamburg”, Oberförster H. Andreas, gegen die Lizenz und forderte das “Verbot der angeführten Bestätigung des Herrn Lauen”. Das es sich dabei um den Antrag handelte, konnte er allerdings nicht unterscheiden.Trotz der Beteuerungen von Lauen, dass er 1932 nur Waffen “nur an Nazis” geliefert hätte, trauen diese ihm nicht.  Auch gab es Bemühungen, Alfons Lauen die Mitgliedschaft in der NSDAP zu entziehen. “Die Parteimitgliedschaft kann ihm von Hamburg nicht entzogen werden, da er im Holstein-Gau eingetreten ist”, kann man in einem Schreiben lesen, dass vermutlich an Hinners gerichtet gewesen war. Alfons Lauen glaubte weiter daran, dass er nach Ende der gesetzlichen Frist von drei Jahren die Waffenlizenz wieder bekäme und kündigt am 31. Dezember 1935 den Vertrag mit Willy Hinners, mit Wirkung zum 31. März 1936.

Weiter erklärte er, dass wenn er die Lizenz nicht bekommen sollte, der Vertrag wieder in Kraft gesetzt werden sollte und zog später die Kündigung zurück. Willy Hinners seinerseits war interessiert, das Unternehmen zu übernehmen und bot Lauen 12.000 RM. Für ihn ging es darum, klare Verhältnisse zu schaffen. Otto Tramm, ein Bekannter von Lauen, wollte  mit Hinners das Geschäft übernehmen. Am 27. Juni 1936 bot er ihm 15.000 RM.  Wie eng Tramm war mit Lauen sich kannten, kann man aus einen Schriftwechsel vom 22. August 1936 entnehmen. Lauen möchte ihm Tramm,  mit der “Ablehnung des Angebots nicht wehtun”. Durchs Lauens Ablehnung war es aber für Tramm und Hinners nicht mehr möglich, das Unternehmen auf dem Verhandlungsweg zu erwerben. Offenbar entschieden sie sich jetzt für einen anderen Weg.

Die „Übernahme“ von A. Lauen durch Tramm & Hinners

Am 14. Oktober 1936 erklärte Willy Hinners gegenüber Alfons Lauen, dass er die Gesellschaft A. Lauen “liquidiert” hätte. Im Handelsregister vom 15. Oktober 1936 hatten sie die neue Firma bekannt gegeben: „Die Firma ist geändert worden in Tramm & Hinners. Die offene Handelsgesellschaft hat am 13. Oktober 1936 begonnen.“ Am 15. Oktober 1936 wanden  sich Tramm & Hinners an die Gewerbepolizei und informieren sie, dass sie den Waffenbestand von Lauen übergeben hätten. Am gleichen Tag zogen sie von der Burchardstraße 13 im Chile-Haus C in die Pumpen 6. 

Die Liquidierung der Gesellschaft durch Willy Hinners war nach dem Vertrag mit Alfons Lauens nicht möglich, so damals die Rechtsanwaltskanzlei Robert Fischer & Gerhard Gossler. § 4 des Vertrages vom 17. Mai 1933 regelte, „sofern Herr Hinners nicht mehr bereit oder in der Lage sein sollte, das Geschäft weiterzuführen, Alfons Lauen verlangen kann, … einer ihm genehmen, im Besitz einer Waffenlizenz befindlichen Persönlichkeit übertragen“ werden könne. Erst wenn Lauen binnen drei Monaten keine andere Persönlichkeit finde, kann die Gesellschaft liquidiert werden.Tramm und Hinners, so Fischer & Gosselt in ihrer Stellungnahme, „trafen heimlich Maßnahmen, sich das Geschäft … ohne Zahlung irgendeines Kaufpreises widerrechtlich anzueignen.“ Glaubt man dem Schriftverkehr, so haben Hinners und Tramm alles versucht, Alfons Lauen, zu täuschen. So hatte Tramm, von Lauen zu Rede gestellt, ob sie ein neues Geschäft in Pumpen 6 einrichten wollen, dies verneint. „Herr Tramm erwiderte, dass er davon nichts gehört hätte, dass er daran auch nicht glaube“, bezogen auf Willy Hinners. Die damalige Kanzlei von Lauen kommentierte den Vorgang so: Es handelte sich „um nichts anderes als eine unerlaubte und strafbare Aneignung fremden Gutes … der Herren Hinners und Tramm“.

Otto Tramm war wie Alfons Lauen Mitglied der NSDAP.

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