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Holger Artus

Abtauchen der Schulbehörde zur NS-Geschichte der Schule Schanzenstraße beschämend

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Presse-Info sind mehr eine Erinnerung als das sie dazu führen, dass Medien sich melden. Sicher gibt es die Zufallsmeldung, aber im Prinzip ist es wenig effizient und füllt den Mail-Eingang in den Redaktionen. Dennoch ist es Teil der Bewerbung, die Zielgruppe ist die Nachbarschaft im Schanzenviertel. Eine umfangreiche Ansprache über die klassischen Medien auf so einen kleinen Kosmus ist heute über sie aber auch nicht mehr möglich. Dafür ist ihre Reichweite zu klein. Verteilen und Reden erreicht mehr.

Am 12. Februar 2021 soll auf einer virtuellen Kundgebung an das ehemalige Zwangsarbeitslager in der Schule Schanzenstraße erinnert werden. Beginn der Online Veranstaltung ist 18 Uhr. Mit der Kundgebung soll ein weiterer Teil der lokalen NS-Geschichte in die Wohngebiete des Schanzen- und des Weidenviertels breit bekannt werden. 

In der heutigen Ganztagsgrundschule Sternschanze befand sich von Oktober 1943 bis Mai 1945 ein Zwangsarbeitslager für rund 400 italienische Militärinternierte. Viele von ihnen starben aufgrund der katastrophalen Lebensverhältnisse und aufgrund fehlender Schutzräume. 

Anwohner und Initiator der Kundgebung, Holger Artus, sagt: „Im Schanzenviertel waren in mehreren großen Lagern an die 2.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter kaserniert. Sie wurden in der Rüstungsproduktion eingesetzt, etwa in der Pianoforte Fabrik, Schulterblatt oder bei Montblanc, Schanzenstraße. Nachbarn konnten sie täglich sehen – schauten aber weg. Die Herrenmenschen-ideologie erstreckte sich auch auf die Italiener.“ So belegen auch Dokumente bis in die 1960er Jahre hinein, die die damalige Schulleiterin Emma Lange und ihre Nachfolgerin, Ingrid Möller, beide NSDAP-Mitglied die Hetze gegen die Militärinternierten. Sie gaben ihnen zum Beispiel die Schuld am Zustand der Schule. Artus: „Ich bin entsetzt, dass die NSDAP-Mitglieder bis 1982 ohne Probleme in verantwortlicher Stelle als Schulleiterin im Schuldienst tätig sein konnten. Zu keinem Zeitpunkt mussten sie sich für ihre Rollen in der NS-Zeit verantworten. Dass die Hamburger Schulbehörde auch aktuell zu der Schule im Schanzenviertel abtaucht und schweigt, ist ungeheuerlich und auch beschämend“ 

Auf der Kundgebung sprechen – eine Vertreterin der Nationalen Vereinigung der italienischen Militärinternierten (ANEI) aus Florenz; – Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende GEW Hamburg – Peter Zamory, Bürgerschaftsabgeordneter, – Cornelia Kerth, Präsidentin VVN – Cornelia Templin vom Stadtteilbeirat Schanzenviertel – Dr. Giorgio Taborri, italienischer Generalkonsul.

Die Kundgebung ist ein weiteres Angebot der Nachbarschaftsinitiative „Kein Vergessen im Weidenviertel“. Es haben bereits Veranstaltungen zu Deportationen jüdischer Menschen über die Schule Schanzenstraße stattgefunden und ein Stadtteilrundgang aus Anlass der November-Pogromen.

Hamburg, den 7. Februar 2021

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