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Holger Artus

Über die Lagerhäuser am Dessauer Ufer

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Um die Geschichte der italienischen Militärinternierten in der Schützenpforte 11 besser erzählen zu können, habe ich mich auf die Suche nach ihrem Weg nach Hamburg gemacht. Weit bin ich nicht bekommen.

Sie kamen auf dem Stalag X B in Sandbostel bei Bremervörde, aber auch dem Stalag X A im Schleswig an der Schlei.

Bei der „Rekonstruktion“ habe ich mir die Namen der italienischen Soldaten im Dessauer Ufer besorgt, um von dort den Weg zum Kriegsgefangenen Stammlager (Stalag) zu machen. Gefunden habe ich die Namen für zwei der drei Lagerhäuser, F und H im Dessauer Ufer. Während in Lagerhaus F italienische Militärinternierte untergebracht waren, handelte es sich im Lagerhaus H um sowjetische Kriegsgefangene.

Wie geschrieben, weit bin ich nicht gekommen. Weder für das Stalag X A noch X B gibt es keine namentliche Übersichten, so dass man am Beispiel einzelnen Personen leider nichts rekonstruieren kann. Was es am Beispiel des Stalag X A in Schleswig gibt, sind die Anzahl im Lager befindlichen italienischen Militärinternierten. Für das Stalag X B in Sandbostel gibt es noch nicht einmal das.

DatumAnzahl
01.12.194321.485
01.01.194423.971
01.02.194423,916
01.04.194424.083
01.05.194424.353
01.06.194421.830
01.07.194421.678
01.08.194421.586
01.10.19442.531
01.11.19442.531
01.12.10442.009
01.01.19451.949

Ein wenig werde ich mich noch im „rekonstruieren“ üben, so dass man wenigsten in Hamburg mehr über die verschiedenen Zwangsarbeitslager für der italienischen Militärinternierten sagen kann. Zum Heinrich-Bauer-Haus und zur Sternwoll-Spinnerei haben ich schon vieles gefunden. Zum Lager in der Schule Schanzenstraße 105 sind die Texte produziert. Sie werden aber erst im Zusammenhang mit der Kundgebung am 13. Februar 2021 publiziert.

Zu den Kriegsgefangenenlager im Dessauer Ufer, Lagerhaus F und H

In der Hafencity, nahe dem S-Bahnhof Veddel, befinden sich die drei Lagerhäuser G, H und F. Erhalten von dem ab 1903 erbautes Speicherkomplex in seinen alten Zustand ist lediglich das Lagerhaus G. Die anderen beiden Lagerhäuser wurden neu gebaut.

Lagerhaus F

Staatsarchiv Hamburg, 326-2 I_708

Das Lagerhaus F am Dessauer Ufer wurde 1944 für italienischen Militärinternierten verwendet. Sie kamen aus dem Kriegsgefangenen Stalag X B Sandbostel bei Bremervörde. Andere Zwischen kamen über das Stalag A in Schleswig. Zwischen dem 2. und 23. Oktober 1944 wurden 1.870 italienische Soldaten hierher zur Zwangsarbeit verlegt. 650 von ihnen bleiben bis zur Befreiung am 3. Mai 1945 in dem Lagerhaus. Ihre genauen Arbeitsorte sind zurzeit nicht bekannt, aber sie dürften in den kriegswichtigen Unternehmen im Hamburger Hafen eingesetzt worden sein.

Staatsarchiv Hamburg, 326-2 I_708

Etwa 1.200 wurden zwischen dem 30. November 1944 und 17. Januar 1945 auf anderen Lage verteilt worden sein. Die meisten italienischen Militärinternierten kamen in die Schule Schanzenstraße 105 (277) und die Bramfelder Straße 153 (257) sowie in die Schützenpforte 11 (92). Weitere Orten waren das Lager in der Hovestraße 72 und im Alten Wandrahm 12/14 (Block W) und Moorweinstraße 36, aber auch die Parallelstraße, die Schule Erikastraße, das Überseeheim oder der Sprunggarten.

Lagerhaus H

Staatsarchiv Hamburg, 326-2 I_708

Im Lagerhaus waren vom 7. August 1944 insgesamt 753 sowjetische Kriegsgefangene, die im Hamburg zur Zwangsarbeit eingesetzt waren. Insgesamt verblieben nach jüngsten Unterlagen 176 im Lager, um von dort zu den Arbeitsorten transportiert zu werden. Die meisten wurden ins Zwangsarbeitslager Beim Überseeheim verlegt. Über 70 sowjetische Soldaten kamen auf einem Lager in Emden-West, fast alle wurden nach ein paar Monaten zurückgeführt. Einer der Soldaten wurde ins Lager in der Sternwoll-Spinnerei verlegt.

Lagerhaus G

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme schreibt über das Lagerhaus G: „Mitte Juli 1944 wurde das erste Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in einem Speicher in Veddel am Dessauer Ufer im Hamburger Freihafen errichtet. Die ersten 1000 ungarischen und tschechischen Jüdinnen waren Anfang Juli 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau für einen Arbeitseinsatz in Hamburg ausgewählt worden. Sie erreichten Hamburg wahrscheinlich am 16. oder 17. Juli 1944. Etwa einen Monat später trafen am Dessauer Ufer weitere 500 polnische Jüdinnen aus dem Getto Lodz ein, die ebenfalls aus Auschwitz-Birkenau kamen. Die Frauen mussten im Rahmen des „Geilenberg-Programms“ – ein Sofortmaßnahmenprogramm zur Rettung der zerstörten Mineralölindustrie – bei größeren Hamburger Raffinerien wie Rhenania Ossag (Shell), Ebano-Oehler (Esso), J. Schindler oder Jung-Öl, sowie anderen Hafenbetrieb, Aufräumungsarbeiten verrichten. Am 13. September 1944 teilte die SS die Frauen in drei Gruppen auf und verlegte sie in die Lager Hamburg-Sasel, Wedel und Hamburg-Neugraben.

Nachdem am 13. September 1944 die im Speicher am Dessauer Ufer inhaftierten Frauen in die Außenlager Neugraben, Sasel und Wedel verlegt worden waren, wurden zwei Tage später 2000 männliche KZ-Gefangene nach Hamburg-Veddel gebracht. Sie waren zuvor im Stammlager Neuengamme zur Arbeit ausgewählt worden und mussten im Rahmen des „Geilenberg-Programms“ – ein Sofortmaßnahmenprogramm zur Rettung der zerstörten Mineralölindustrie – Bau- und Aufräumungsarbeiten bei den Wasserwerken, bei Brauereien, Mineralölfirmen und der Reichsbahn verrichten. Ein Kommando musste auch Panzergräben bei Hittfeld ausheben. Die Bewachung der Häftlinge übernahmen Zollbeamte, die zur SS abgeordnet worden waren.

Die Am 14. April 1945 ließ die SS das Außenlager am Dessauer Ufer endgültig räumen und transportierte die Häftlinge in das Kriegsgefangenenlager nach Sandbostel.

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