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Holger Artus

Virtuelle Kundgebungen bedürfen einer Vielzahl virtueller Beziehungen

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Heute habe ich einen Aufruf an die Nachbarn in den Häusern im Weidenviertel verteilt, vor denen Stolpersteine liegen und an NS-Opfer erinnern. Die Bitte ist, dass die Menschen an ihre ehemaligen Mieter und Mieterinnen erinnern, in dem sie am 9. November 2020 Kerzen an die Steine stellen.

In meiner „betrieblichen Arbeit“ habe ich gelernt, das Kommunikationsziele zwar seriös vermittelt werden können, dass es aber immer auch einer emotionalen Erfahrung bedarf, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Der andere Aspekt ist die öffentliche Kommunikation. Die Umstellung einer öffentlichen Kundgebung auf die ins Netz ist schnell vollzogen. Die alten Parameter wie bei „körperlichen“ Kundgebungen funktionieren aber auf dieser Mikroebene „Nachbarschaft“ im Netz nicht so ohne weiteres. Wir werben öffentlich im Wohngebiet mit dem Versammlungsort im – Netz, statt auf einer Straße, eine neue Erfahrung. Dennoch glaube ich, das virtuelle Versammlungen eben auch virtueller Beziehungen bedarf. Eine Web-Seite sagt nur etwas über die quantitativen Beziehungen/Kontakte aus, aber nichts über die Qualität. Wie auch immer, jetzt betrete ich wieder Neuland. Also bereite ich meinen nächsten Fehler vor, würde Herr Keuner mit lächelnd zu werfen. Hier das Info, um für alle drei Ziele zu werben. Gewinnung zu Kundgebung, Kerzen aufstellen und Thema setzen.

Liebe Nachbarn,

am 9./10. November 1938 zerstörten SS-Truppen in Hamburg hunderte jüdische Geschäfte und Einrichtungen. Die Pogrome markierten den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 hin zur systematischen Verfolgung, die später in den Holocaust mündete.
Am Abend des 9. November 1938 sprach “Reichspropagandaminister” Josef Goebbels von einer “Jüdischen Weltverschwörung“ und lobte die angeblich „spontanen“ judenfeindlichen Aktionen. Anlässlich der November-Pogrome 1938 in Deutschland möchten wir in unserem
Wohngebiet an diesem Tag der Verfolgung jüdischer Menschen in unserem Wohngebiet zu erinnern.

Kerzen an den Stolpersteinen ein Zeichen setzen

Vor Ihrem Haus befinden sich Stolpersteine. Sie sollen an die Opfer der NS-Diktatur erinnern. Sie erinnern an die ehemaligen Mieter in Ihrem Haus und deren letzte frei gewählte Wohn- adresse, bevor sie ermordet bzw. in die Vernichtungslager und KZ deportiert wurden. In Hamburg
werden an Stolpersteinen am 9. November Kerzen leuchten. Es ist eine Form der Erinnerung, aber auch ein sichtbares Zeichen an diesem Tag, dass Antisemitismus und Rassismus bei uns keinen Platz haben darf. Erinnern Sie mit einer Kerzen am Stolperstein vor Ihrem Haus an die NS-Opfer und leisten einen stillen Beitrag.

Virtueller Stdtteilrundgang und Kundgebung zu den November-Pogromen im Weidenviertel um 18 Uhr

Am 9. November 2020 führen wir eine virtuelle Kundgebung um 18 Uhr durch, um an das Geschehenzu erinnern. Zeitzeugen und Angehörige von NS-Opfern aus unserem Wohngebiet kommen zu Wort.

Wir bieten außerdem einen virtuellen Rundgang zu Stolpersteinen im Viertel an. Zu einzelnen
würden Verwandte, Patinnen der Stolpersteine oder deren Biographie-Autorinnen etwas erzählen.
Es wird zwei Beiträge von zwei ehemaligen Lehrlingen aus der jüdischen Werkschule in der
Weidenallee 10b geben: Kenneth Hale (98 Jahre) und Kurt Goldschmidt (97 Jahre). Sie waren
1939/40 in der Werkschule tätig und leben heute in New York. Der Enkel von Jacob Blanari, dem
damaligen Ausbildungsleiter der Tischler, Benjamin Blanari, wird live dazugeschaltet. Gabor Gottlieb, Fraktionsvorsitzender der SPD-Eimsbüttel und Ali Mir Agha, Fraktionsvorsitzende der
Grünen-Eimsbüttel werden an der virtuelle Kundgebung teilnehmen.

Zugang zum virtuellen Rundgang und Kundgebung

Um an der virtuellen Kundgebung teilnehmen zu können, benötigen Sie einen PC/Mac bzw.
Smartphone.

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