Ansichten

Holger Artus

Stolpersteine für Familie Frenkel in Bartelsstraße 7-11

| Keine Kommentare

Im Juni 2020 hatte ich Sie zusammen mit Marc Meyer über Charlotte, Etti, Vera und Pinkus Frenkel informiert. Die Absicht war, Menschen für die Finanzierung zu gewinnen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass es Nachbarn gab, die als Pate/in dies übernommen hatte. Was blieb, war eine Info über die Familie Wagner an die Mieter/innen in der Bartelsstraße.

Am 16. Oktober 2020 wird die Stolpersteine verlegt. Darüber habe ich heute wieder die Nachbarschaft informiert und zur Verlegung eingeladen. Da es ein Freitag Morgen sein wird, werde ich eher weniger Nachbarn gewinnen, aber zum einen informiere darüber, dass es die Stolpersteine demnächst gibt. Verbunden habe ich die Info mit der Werbung für unsere Kundgebung am 9. November 2020 vor der Weidenallee 10 b.

Sie wohnten bis zum 28. Oktober 1938 in der Bartelsstraße 9. An diesem Tag wurden sie in der so genannten “Polen-Aktion” von der Gestapo aus dem Schlaf gerissen und direkt an die polnische Grenze deportiert. An diesem Tag wurden mindestens 17.000 im Deutschen Reich lebenden, ehemals aus Polen eingewanderte Jüdinnen und Juden, an die polnische Grenze verschleppt. Diejenigen, die keine Verwandten in Polen hatten, wurden in Zbaszyn interniert. Im Winter 1938/1939 hielten sich hier über 8.000 jüdischen Menschen unter katastrophalen Bedingungen auf.

Pinkus Frenkel betrieb in der Bartelsstraße 7-11 ein erfolgreiches Unternehmen, dass Teerprodukte, Lacke und Farben verkauft hatte. Mit seiner Familie lebte er seit 1935 in der Bartelsstraße 9. Ihre Tochter Etti war am 6. Mai 1936 geboren, Vera am 2. Februar 1938. Charlotte, Etti und Vera überlebten den NS-Terror nicht. Wann sie starben, kann nicht mehr festgestellt werden. Sie wurden am 8. Mai 1945 für tot erklärt. Pinkus Frenkel überlebte durch einen Zufall. Für ihn gab es im August 1939 in einen Hilfskonvoi einen Platz nach England. Ein Nachzug war für seine Familie nach dem Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 nicht mehr möglich.

Der Stolperstein, der künftig an die drei Frauen erinnern wird, wird am Freitag, den 16. Oktober 2020 vor der Bartelsstraße 7- 11 um 9.30 Uhr

verlegt. Ich würde mich freuen, auch wenn es ein Freitagmorgen ist,  wenn Sie versuchen, sich Zeit nehmen würden, um anlässlich dieser Verlegung mit Nachbarn aus dem Stadtteil sich der Frenkels zu erinnern und bei der Verlegung dabei zu sein. 

Wie aktiuell das Thema des Antisemitismus ist, konnten Sie gerade am Beispiel des Anschlags gegen einen Studenten vor der Jüdischen Gemeinde erleben. Sie ist nur einige hundert Meter entfernt von der Bartelsstraße in der Hohen Weide. Schauen wir nicht weg!

Erinnerung an Reichspogromnacht am 9. November 1938 

Am 9. November wird in Deutschland mit vielen Veranstaltungen an die “Reichs-Pogromnacht” erinnert. Am Montag, den 9. November 2020, findet um 18.00 Uhr eine Kundgebung vor der Weidenallee 10b statt, um an diesen Tag zu erinnern. Hier gab es bis 1941 eine jüdische Ausbildungswerkstatt, damit die jungen Menschen einen Beruf als Schlosser und Tischler erlernten konnten.

Verbinden will ich diesen Anlass mit einem weiteren Hinweis. Die polnischen Juden wurden am 28. Oktober 1938 verschleppt. Einige Tage später, am 9./10. November 1938, steckten die Nazis die Synagogen Hamburgs in Brand, u.a. die Synagoge in der Wohlersallee 62. Es wurden hunderte jüdische Geschäfte zerstört, davon waren auch Geschäfte in unserem Wohngebiet betroffen. Rund 1.000 jüdische Menschen wurden in Hamburg festgenommen. Die meisten wurde nach einigen Tagen in KZ Sachsenhausen verschleppt und dort misshandelt.  

Zwei der Gäste am diesjährigen 9. November werden die heute 98-jährige Kenneth Hale und 97-jährige Kurt Goldschmidt, beide in New York lebend, sein. Sie werden “live” zugeschaltet. Kenneth Hale, der damals noch Klaus Heilbut hieß, war einer Tischler-Auszubildenden und erlebte als 16-Jähriger zusammen mit seinem Bruder den 10. November 1938. Sie konnten vor den Nazi-Horden fliehen, aber Kenneths Bruder wurde dabei verletzt.

Ein Bild, das Fenster, Person, drinnen, Tisch enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Kurt Goldschmidt wurde in der Weidenallee 10b als Schlosser ausgebildet, 1945 nach Theresienstadt deportiert und von der Roten Armee befreit. Außerdem werden Mitglieder der Bezirksversammlung Eimsbüttel und von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg das Wort ergreifen. Es wäre schön, wenn auch Sie dabei wären.

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.