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Holger Artus

Noch eine Nachbarschafts-Info zu Ida Silberberg, Vereinsstraße 54

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Vor der Vereinsstraße 54 wurde kürzlich ein Stolperstein für Ida Silberberg verlegt. Heute habe ich zu ihr einen Nachbarschaftsinfo an die Mieter/innen verteilt. Es geht mir natürlich auch um die Bewerbung der Kundgebung, aber wenn man vor den Dokumenten sitzt und weiter recherchiert, belastet einen das Thema, dass diese Leben zerstört wurde. Keine Geschichte ist gleich, die Tragik schmerzt bei jeder gleichermaßen. Ich habe Zweifel bei einzelnen Angaben, so dass ich gezögert hatte, nicht was die Person betrifft. Am Ende wäre ich enttäuscht, ihre aufgeschriebene Geschichte nicht verteilt zu haben.

Ida Magnus ist am 17. März 1874 in Uelzen geboren. Sie hatte am 23. August 1894 Herman Silberberg, geb. 22.10.1872 in Hoerde/Westf,. in Hamburg-Wandsbek geheiratet. Sie hatten zwei Kinder. Ihr Sohn Siegfried kam am 14.6.1895 zur Welt. Erna wurde am 23. Juli 1896 geboren. Sie lebten zu dieser Zeit in einer Mietwohnung im Steindamm 25. Die Kinder wuchsen alleine bei der Mutter auf, da Hermann Silberberg 1896 erst nach Dortmund, danach Hoerde/Westf. gezogen war. Er starb 1925. Während ihre Tochter Erna in Hamburg blieb und am 4. Mai 1920 Erwin Keibel heiratete, zog ihr Sohn Siegfried mit seiner Ehefrau Gertrud 1932 nach Berlin, da Karstadt seine Tätigkeit nach Berlin verlagerte. Ida Silberberg lebte noch bis 1934 in der Neumünsterstraße 32. Ihre Rente betrug 42,40 RM. Doch trotz Untervermietung konnte sie die Wohnung nicht halten. Sie zog 1934 zur Untermiete in die Bornstraße 20 und beantragte Fürsorge, da auch beide Kinder arbeitslos geworden waren. Der Zeitpunkt des Umzug in die Vereinsstraße 54 ist zurzeit nicht bekannt.

Erna Keibel, die Tochter von Ida Silberberg wurde 1938, vermutlich im Zusammenhang mit der Pogromnacht vom 9./10. November, vorübergehend im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Ida Silberberg musste vor der Deportation in die Drehbahn 8 ziehen. Anfang November 1941 erhielten Ida Silberberg, Erna und Erwin Keibel sowie deren Kindern (Ruth und Hans) die Aufforderung zur Deportation. Erwin Keibel wurde am 8. November, die übrigen Familienmitglieder zum 18. November  nach Minsk deportiert. Die Familie hat wahrscheinlich wieder zusammen gewohnt, bis sie durch Krankheit, Auszehrung, Kälte und Selektionen Person für Person ausgelöscht wurden. Siegfried, Gertrud Silberberg und deren´ Kind Peter wurden am 12. März 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und fanden dort den Tod.

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