Sehr angefasst hatte mich das Zwangsarbeitslager in der Sternwoll-Spinnerei in der Griegstraße, dem ehemalige Standort der MOPO. Ich hatte hier Jahrzehnte gearbeitet und musste beschämend 2009 davon erfahren. Seit 2013 erinnert eine Wandskulptur und ein Info -Tafel an das Lager und die Menschen, die hier eingesperrt waren. Im Staatsarchiv habe ich jetzt drei Massenlager für Zwangsarbeiter im Hamburger Kontorhausviertel gefunden. Ein Lager war bekannt (Schützenpforte 11), das andere beschrieben (Burchardstraße 11), aber nicht in dem Ausmaß bekannt, das dritte war m.W. bisher nicht bekannt (Marschländerstraße).
Dazu habe ich auch noch die Namen von 700 Zwangsarbeitern gefunden wie die Namen der Verstorbenen. Eine Stolperschwelle soll jetzt an sie erinnern. Dazu wurde jetzt eine Initiative zu ihrer Finanzierung gestartet, die ich unterstütze.
Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung Deutschland und Europas vom Faschismus am 8. Mai 2020 fand eine virtuelle Erinnerungsveranstaltung des Stralag Sandbostel statt. U.a. sprach der Präsident von ANEI, der nationalen Vereinigung der ehemaligen italienischen Militärinternierten, Orlando Materassi und sagte u.a. dass man sich ihrer erinnern muss, um “vor allem, um die jüngere Generation gegen ein Wiederaufleben neuer Diktaturen und Kriege zu informieren. Gerade in dieser Zeit, in der gefährlicher Nationalismus, Angst und Rassismus wieder auftauchen, ist es wichtig, dies nicht zu vergessen.” Das teile ich und will einen kleinen Beitrag leisten.
Die Zwangsarbeiterlager im Kontorhausviertel waren keine Unternehmenslager, die von denen angefordert oder beantragt worden. Es waren Sammellager auf Anordnung der Nazis, um den Krieg zu unterstützen. Es ging um Rüstungsproduktion und die Schuttbeseitigung von strategischer Infrastruktur. Ohne die Zwangsarbeit wäre die Kriegsproduktion zusammen gebrochen, aber auch die Versorgung,
Seit September 1943 Inhaftierten die Nazis italienische Soldaten. Die ehemaligen Verbündeten hatten am 8. September 1943 mit den Alliierten eine Waffenstillstand abgeschlossen. Nach Hamburg wurden rund 12.000 der italienischen Soldaten deportiert. Da sie “Verrat” an Hitler begangen hatten, wurden sie als Zwangsarbeiter sehr schlecht behandelt. Sie starben nicht an der Front, sie verhungerten, starben an Krankheiten und da für sie keine ausreichende Anzahl an Schutzeinrichtungen bestand, in den Bombardements auf Hamburg.
Es wäre schön, wenn die Mittel für die Stolpersteine aus der Zivilgesellschaft kämen. Die Unternehmen, in denen die drei Lager waren gibt es entweder noch oder es gibt ihre Rechtsnachfolger. Sie kommen nicht darauf, daran zu erinnern.