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Holger Artus

MOPO-Auflage von 1949 bis 2019

Zum 31.12.1949 verbuchte die MOPO für das IV. Quartal eine durchschnittliche Auflage von 21.455 Exemplaren. Die MOPO meldete 70 Jahre später, für das IV/2019 eine verkaufte Auflage von 44.748 (Mo-Fr) bei der IVW. Die Abo-Auflage lag bei 2.915, der Einzelverkauf bei 28.038 Exemplaren. Der „Sonstige Verkauf“ wurde mit 13.715 Exemplaren angegeben. Hier sind 12.120 ePaper Exemplare, also keine gedruckte Auflage, die aber in die „verkauften“ Exemplare einfließen.

Für die öffentliche Debatte um die Auflage wird immer Bezug genommen auf die „verkauften Exemplare“. Hier fließen verschiedene Vertriebskategorien ein, so der „Einzelverkauf“, die „Abos“, die „Bordexemplare“ und eben auch der „sonstige Verkauf“. Bei der letzten Kategorie geht es nicht um Kaufbeziehungen zu den Endlesern.

Zur Beurteilung der Auflage muss man sich den Einzelverkauf ansehen, zusammen mit den Abos in etwas der „harte Verkauf“. Da die Boulevard-Zeitung insbesondere eine Straßenverkaufszeitung ist, spielt bei ihr das Abo eine untergeordnete Rolle. Die absolute Auflage ist das eine, der Verkaufspreis und seine Entwicklung das anderen Kriterium. Durch die kontinuierlichen Preiserhöhungen der MOPO sank der Vertriebsumsatz auch in Jahren, in denen es einen Auflagenrückgang gab…

JahrUmsatzAuflage IV. QuartalVeränderung
VJ-Quartal
20189,57 Mio. €35.126./. 14,5 %
201710,5 Mio. €41.063./. 13,9 %
201610,9 Mio. €47.712./. 9,2 %
201511,6 Mio. €52.518
Vetriebsumsatz 2015 – 2018 unter DuMont

Da die Preiserhöhungen in der Vergangenheit prozentual oberhalb des Auflagenrückgangs lagen, stieg der Vertriebsumsatz – bis zu dem Punkt, wo das nicht mehr der Fall ist. Der Vertriebsumsatz sinkt, aber durch die Preiserhöhungen sinkt er nicht nicht analog zum Auflagenrückgang.

JahrUmsatzAuflage IV. QuartalVeränderung
VJ-Quartal
200811,3 Mio. €81.654./. 2,9 %
200711,1 Mio. €84.110
Vertriebsumsatz unter mecom plc.

Ich habe mir die Auflage der MOPO seit 1949 angesehen. Vergleichbar ist einerseits seit 1949 das IV. Quartal . Hier habe ich den Vorteil, die wenigen Vertriebsunterlagen der SPD aus dieser Zeit zu haben, auch wenn sie noch nicht IVW geprüft waren. Bis 2007 war der Melderythmus bei der IVW für die MOPO die Erscheinungstage Montag bis Sonnabend. Mit der Erscheinung der MOPO am Sonntag ändert sich die Meldung für die Erscheinungstage von Montag bis Freitag oder Montag bis Sonnabend/Sonntag, so dass die Zahlen nicht direkt vergleichbar sind. An den grundlegenden Aussagen zur Auflagenentwicklung ändert sich daran allerdings nichts.

Ein reiner Vergleich der Auflagenentwicklung über den Zeitraum IV/1949 bis IV/2019 in quantitativer Form sagt im Prinzip nichts, außer das die Auflage bis 1964 steil nach oben geht, dann gibt es einen Abfall, zum Schluss einen Absturz in den letzten „DuMont-Jahren“.

Auflage der MOPO unter der SPD 1949 bis 1955

Jahrverkaufte Auflage im IV. QuartalDruckauflage
1949*21.45529.694
195095.446105.938
1951119.570125.888
1952154.171168.882
1953186.307208.387
1954208.003233.072
1955 **212.912242.560
*vom 16.09. bis 31.12.1949 **1. Halbjahr

Per 31.12.1949 hatte die MOPO für das IV. Quartal 1949 eine durchschnittlich verkauften Auflage von 21.400 Exemplaren gemeldet. Gewissermaßen war dies die schlechtesten Auflage der MOPO und doch damals ein Erfolg, wenn man sich vor Augen führt, dass am ersten Erscheinungstag 9.000 Exemplare verkauft wurden.

Auflage der MOPO unter der SPD bis zur Rezession 1966/67

Jahrverkaufte Auflage IV. QuartalDruckauflage
1956221.161260.503
1957228.822266.375
1958245.091284.738
1959261.706301.397
1960278.504323.187
1961285.148336.293
1962292.891341.899
1963313.840363.119
1964369.367414.137
1965348.939417.484

Die Tatsache, dass die MOPO 1949 auf den Markt kam, hing mit der Debatte in der SPD zusammen, wie man auf das Ende der Lizenzpflicht in der britischen Besatzungszone reagieren wird, die zu einem großen Anzahl von Zeitungsneugründungen führen würde. Man zog extra eine bereits erteilte Lizenz für eine Sportzeitung zurück und platzierte statt dessen eine „unterhaltende“ Zeitung, eben die „Hamburger Morgenpost“. Das die Zeitung als neue Gattung so einem Aufschwung erfuhr, war damals natürlich nicht klar. Axel Springer stieg auf Grund des MOPO-Erfolgs 1952 mit der BILD in den Markt, allerdings als überregionale, was bei der SPD für die MOPO wegen strukturellen Rahmenbedingungen nicht möglich war, aber auch diskutiert hatte.

Auflage der MOPO unter der SPD 1966 bis zur großen Krise 1979 (Einstellung)

Jahrverkaufte Auflage IV. QuartalDruckauflage
1966325.574400.871
1967306.986388.388
1968290.755359.361
1969285.297355.905
1970292.940367.343
1971267.034344.178
1972243.160312.602
1973243.840317.731
1974243.309302.814
1975221.377300.712
1976224.439296.537
1977234.244309.571
1978226.181296.941
1979229.344298.693

Mit dem Wiederaufbau der Stadt nach 1949 stieg nicht nur die Auflage der MOPO, sondern auch im Durchschnitt wuchsen die Auflagen der Printmedien, ob nun Tageszeitungen oder Publikumszeitschriften. Es kamen immer mehr gedruckte Publikumsmedien auf den Markt, der Anzeigenmarkt wurde zur neuen tragenden Säule der Zeitungen und meisten Printmedien. In den 1950er kam das Fernsehen auf den Markt, Ende der 1950er Jahre wurde es Massenmedien und damit verteilten sich Werbung auf mehrere Werbeträger, eben den Reichweitenmedien Zeitungen, Zeitschriften und später Rundfunk/Fernsehen. Die traditionelle Parteizeitung („Meinungsmedien“) verschwanden bis in Mitte der 1960er Jahre.

Auflagenentwicklung der MOPO unter Eduard Greif

Jahrverkaufte Auflage IV. QuartalDruckauflage
1980188.048253.526
1981157.286217.150
1982162.874223.300
1983161.820199.423
1984164.323219.060
1985156.067188.983

Der Auflagenhöhepunkt der MOPO war das IV. Quartal 1964 mit 369.367. D.h. in diesem Quartal gab es auch immer wieder Erscheinungstage, an denen die Auflage über 400.000 lag. Der langfristige Aufschwung seit 1952 in Deutschland, dem so genannten „Wirtschaftswunder“, schlug sich in der Lage der Verlage und deren Auflage positiv nieder, bis zur Rezession 1966/1967. Die Auflage war davon betroffen. Es gab nach der Rezession eine größere Periode der Bereinigung des Zeitungsmarktes in Deutschland, sei es durch Einstellung oder Aufkauf von Zeitungen. Da die Unternehmen für ihre Produkte/Marken weiter Gelder in die Werbung stecken, wuchs der Printmedienmarkt insgesamt, auch wenn die Anzahl der Zeitungen nach dieser Rezession abnahm.

Auflagenentwicklung der MOPO unter G+J

Jahrverkaufte Auflage IV. QuartalDruckauflage
1986138.838228.514
1987139.808200.527
1988158.366212.420
1989156.079215.812
1990166.473220.319
1991190.603258.995
1992181.629249.708
1993165.895216.262
1994162.808217.661
1995151.618205.020
1996145.294193.779
1997142.724184.979
1998140.045188.377

Die wirtschaftliche Krise der Auerdruckerei in Hamburg in den 1970er Jahren belastete insbesondere die Glaubwürdigkeit die Hamburger Morgenpost. Der Auflagenrückgang und die wirtschaftliche Lage führte die Zeitung dann später auch in ihre größte finanzielle Krise. Es kam zum Verkauf an Eduard Greif (1980-1986). Die Glaubwürdigkeitskrise der MOPO hielt an. Mit dem Kauf an G+J trat hier wieder eine grundlegende Wende ein. Die Zahlen von Greif wurden auf die Füße gestellt und die Auflagenmanipulationen bereinigte. Folglich gab es danach einen Aufschwung, da man die Greifschen Zahlen bereinigte. Vor allem aber hatte die Zeitung ein ernsthaftes und seriöses Profil. Mit der deutschen Einheit gab es eine 1989/1991 einen Auflagenanstieg, da man die Morgenpost auch in Mecklenburg vertrieb.

Auflagen der MOPO unter Frank Otto und Hans Barlach

Jahrverkaufte Auflage IV. QuartalDruckauflage
1999130.442179.018
2000118.392160.883
2001117.651165.869
2002110.606152.024
2003109.945149.686
2004110482149.012
2005111.025152.137

Mit der Entwicklung des Internets begann eine neue Etappe für die gedruckte Zeitung in ihrer Auflagenentwicklung. Die Dynamik trat nicht unmittelbar mit der Erfindung des WWW-Protokolls ein, aber hiermit begann ein Wendepunkt in der Mediennutzung. Mit der massenhaften Ausbreitung von Internetzugängen und schnelleren Netzzugriffen (Stichwort DSL) wurde es zum Massenmedium. Mit dem mobilen Internet, auch hier wieder massenhaften Ausbreitung internetfähiger Handys (Smartphone) und der entsprechenden Übertragungsgeschwindigkeiten, kommt es zu einer weiteren qualitativen Veränderungen des Medienkonsums und weiteren Auflagenverlusten der Zeitungen.

Auflagenentwicklung der MOPO unter mecom plc.

Jahrverkaufte Auflage IV. QuartalDruckauflage
2006113.430155.025
2007109.574150.148
2008107.422146.370

Die Haushaltsausgaben für die Mediennutzung bekamen „Konkurrenz“, da nicht nur die Smartphones bezahlt werden mussten, sondern auch die Bits und Bytes bei den Providern. Die Einführung von Flatrate trieb die Ausbreitung der Smartphones und ihrer Nutzung. Die sozialen Medien führten zu neuen Beziehungen in der Mediennutzung und -verbreitung. Mit der Möglichkeit der Interaktion verloren die gedruckten Medien weiter an Nutzwert, da sie nur eine einseitige Beziehung anboten.

Der Einzelverkauf der MOPO sinkt unter DuMont um 65,4 Prozent

Die Auflage der MOPO unter DuMont im Einzelverkauf ging in den zehn Jahren der Zugehörigkeit der MOPO im Einzelverkauf um 65,4 Prozent zurück. Um die „verkauften Exemplare“ hoch zu halten, wurde erst der „sonstige Verkauf“ gestärkt. Dann trieb man die Bordexemplare bei den Flughäfen nach oben, die aber Druckkosten verursachten. Am Ende der DuMont-Zeit „entdeckte“ man die ePaper beim „sonstigen Verkauf“ und steigerte diese, reduzierte die Bordexemplare und damit die Druckkosten.

verkaufte
Auflage
Einzel
verkauf
Abosdavon
ePaper
Bord-
exemplare
sonstiger
Verkauf
davon
ePaper
Druck
auflage
2009108.45380.9382.930682.93022.426149.335
2010105.80176.8143.395903.39522.815147.562
2011103.56474.4982.990776.81719.2593143.085
201297.87567.2323.7185547.35419.57115135.709
201393.31262.9903.9979267.85418.471315129.654
201486.48458.1254.2261.1649.89714.236205122.925
20157597052.5184.1241.14410.6208.708155114.917
201670.05347.7124.0831.1709.5328.726163100.559
201761.39841.0633.5619148.0658.70913690.006
201850.86435.1263.2671.01813212.3396.82468.639
201944.74828.0382.9159328013.71512.12052.688

Die Auflage von 1949 bis 2019 im Gesamtüberblick als pdf

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