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Holger Artus

Wie war das unter den Nazis in der Burchardstraße 1?

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Am Montag, den 27. Januar 2020 haben wir noch einmal ein Flugblatt vor einigen Unternehmen im Kontorhausviertel verteilt, um für die Kundgebung am Meßberghof zu werben. Die Absicht war, an Beispielen in der unmittelbaren Umgebung , die Verfolgung und Vertreibung, aber wohl auch Tod, wenn man sich der Gesamtlage der italienischen Militärinternierten in Hamburg ansieht und deren Opfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Heute, am 27. Januar 2020, findet um 17 Uhr eine Kundgebung vor dem Meßberghof statt. Denn heute ist der Gedenktag der Opfer nationalsozialistischer Gewalt. Vielleicht können wir Sie für eine Teilnahme gewinnen. Hier ein paar vertiefende Informationen:

Warum an diesem Ort, in diesem Viertel?

Insgesamt haben wir 17 Unternehmen gefunden, die im Kontorhausviertel „arisiert“ wurden. Die jüdischen Inhaber wurden enteignet.

Burchardstraße

Die Burchardstraße 1 und das dazugehörige Gebäude, den Klostertorhof, gibt es nicht mehr. Heute ist an dieser Stelle ein leerer Platz, vor der Bauer Media Group, Blickrichtung Deichtorhallen. Es wurde in den 1950er Jahren abgerissen. Im Klostertorhof war z.B. das Unternehmen Hugo Hartig, Im- und Export von Zellulose. Es wurde 1938 “arisiert”. Im Klosterhof befand sich auch die Neue Norddeutsche und Vereinigte Elbschifffahrt AG, die Zwangsarbeiter eingesetzt haben soll. Ab 1943 gab es hier ein großes Lager für 750 italienische Militärinternierte, die – wie der Name sagt – zur Arbeit gezwungen wurden. Die Nazis verschleppten im  September 1943  rund 12.000 Italiener nach Hamburg. Es wurden überall in der Stadt Lager eingerichtet, in denen sie hausen musste. Nicht hier, aber immerhin auf dem Ohlsdorfer Friedhof gibt es ein Denkmal für die italienischen Opfer des NS-Regimes. Hier ruhen die sterblichen Überreste von 5.839 italienischen Staatsangehörigen (Kriegsgefangene, Zivilinternierte, Opfer des KZ Neuengamme und Zwangsarbeiter). Sie sind verhungert, erfroren oder starben an den Folgen von  Erkrankungen. 

Mitten durchs Bauer-Gebäude

Mit dem Neubau des früheren Heinrich Bauer Verlages zu Beginn der 1950er Jahre verschwand die Schützenpforte. Sie würde heute direkt durch die Bauer Media Group verlaufen. Sie führte auf die Klosterstraße, heute Willy-Brandt-Straße, und weiter auf die frühere Marschländerstraße. Hier befand sich ebenfalls ein  Zwangsarbeiterlager für 350 italienische Militärinternierte. 

E. und T. Braun, Schützenpforte 9

Es gab auch verschiedene Unternehmen im Kontorhausviertel, die ihre Mitarbeiter entlassen haben, weil sie jüdischer Abstammung waren. Der Verband der Pfandverleiher Hamburg hatte  z.B. die jüdischen Mitglieder aus seinen Reihen vertrieben. E. und T. Braun waren dort im Vorstand und  waren 1933 in die NSDAP eingetreten. Sie betrieben ihr Unternehmen in der Schützenpforte 9. 

Hier die Info als pdf

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