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Holger Artus

Erinnere man sich der Gründe von vor 10 Jahren

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2019 jährt sich am 16. September nicht nur der 70. Geburtstag der MOPO. Zum 1. April 2009 übernahmen die DuMont Mediengruppe (65 %) und der Heinen Verlag (35 %) die deutschen Beteiligungen unseres ehemaligen Eigentümer, der mecom plc. Die damaligen deutschen mecom Beteiligungen, die von DuMont übernommen wurden, waren damals die Hamburger Morgenpost bzw. mopo.de, ein Anzeigenblatt in Rostock, den Warnow Kurier, die einzige reine deutsche Online-Zeitung, netzeitung.de und die Berliner Print-Aktivitäten Berliner Zeitung, Berliner Kurier und das Szene-Magazin Tipp sowie berlin-online.de, das damalige Berliner Online-Portal plus die Berliner Zeitungsdruckerei.

Geschichte in Erinnerung rufen ist immer ein Rückblick, aber auch Anlass, auf das kommende zu schauen. Der Zeitungsmarkt befindet sich in einer Umbruchphase. Es geht m. E. auch um die Zukunft der MOPO als Hamburger Marke, um die Perspektive ihrer Transformation unter digitalen Bedingungen und ihre Neubestimmung im Lokaljournalismus in Print, Online und Bewegt-Bild als Teil der Medienvielfalt unsere Stadt. 2008/2009 wurde die MOPO nicht verkauft, weil sie sich einer wirtschaftlich angeschlagenen Lage befand. Seit der Trennung von G+J 1999 erzielte sie Millionengewinne. Unter mecom (ab 2006/7/8) hielt diese Phase an. In den drei Jahren erwirtschafte das Hamburger Unternehmen 2006 + 2,931 Mio. €, 2007 + 2,019 Mio. € und 2008 + 3,437 Mio. € Gewinne. 

Mit dem Kauf von Berliner Verlag und MOPO 2006 begann eine große kreditfinanzierte Wachstumsphase. Bis 2008 war mecom das größte europäische Zeitungsunternehmen mit den führenden Titeln in Dänemark, Norwegen, Niederlande, Polen und Zeitungen in der Ukraine sowie und Deutschland. Mecom war eine Aktiengesellschaft, die ihren Anlegern, vor allem englischen und kanadischen Rentenfonds langfristige Anlagen über 30 Jahre und längeren bieten wollte. Aber die Aktien von mecom stürzte 2008 ab und waren bald unter einem Penny. In einem BR-Info Ende 2008 titelten der Betriebsrat “shame on you, David Montgomery”. In England drohte Mecom eine Insolvenz, so dass die Gesellschaft genötigt war, zu verkaufen. Erst Teile der norwegischen Beteiligungen wurden verkauft, dann folgen die deutschen. Auch folgten weitere Veräußerungen. 2014 wurde mecom plc von einer belgischen Gruppe, De Persgroep Publishing, übernommen, die ihrerseits die Konsolidierung in den Niederlanden und Belgien trieb. 

mecom und ihr damaliger Vorstandsvorsitzender, David Montgomery, setzen früh auf die digitale Transformation. Heute fast schon (Erwartungs)Norm, war er für einen gemeinsamen Newsroom von Print und Online. Kaum einer trieb den Austausch über die Online-Aktivitäte die praktischen Erfahrungen in der eigenen Gruppe wie Montgomery. Aber, Anleger kaufen sich Aktien und haben damit einen Erwartungshaltung auf ihr Invest. Die Weltwirtschaftskrise 2007/2008 sorgte nicht nur für ein gewaltigen Wertverlust für Aktieninhaber weltweit, sie veränderte auch ihre Anlagestrategie: mecom war nicht mehr Teil davon. Die Entschuldung von mecom, der Abbau der Kredite von über 1 Mrd. €, der Wachstum zur größten Zeitungsgruppe Europas, alles das endete nach ein paar Jahren (2014) in der Versenkung.

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