Der Mob, der sich am 1. September 2018 in Chemnitz zusammen rotte, sollte mich nicht tatenlos lassen. Da war die große Demo am 5. September 2018 in Hamburg gegen Rechts mit dem 10.000 Teilnehmer/innen, an der ich mich beteiligte. Gleichzeitig hatte ich mich an meine Nachbarschaft im Viertel gewandt, vor deren Wohnungen Stolpersteine an die Opfer der Nazis erinnert und angekündigt, dass ich am 23. September 2018 die Steine reinige. Insgesamt waren es 40. In einem Nachbarschaftsbrief habe ich die Aktion angekündigt und beim verteilen viele Gespräche geführt. Auf der Rückseite des Infos habe ich über die Personen informiert, deren Namen auf den Stolpersteinen stehen. Dabei habe ich lediglich den Text von der Web-Seite Stolpersteine Hamburg auf eine DIN A4 Seite zusammengeschrieben. Am Tag der Reinigung kamen Mieter raus und beteiligten sich daran.
In unserem Viertel gibt es viele Stolpersteine. Sie sollen an jene, die von den Nazis in Deutschland ermordet oder in den Tod getrieben wurden, erinnern. Sie mahnen zugleich, sich gegen Rechts sowie jede Relativierung nazistischer Verbrechen zu wehren, es nicht abzutun als “Meinungsfreiheit”. Jede und jeder kann und sollte dagegen aktiv werden! Jeden 23. September 2018 findet bundesweit die Aktion statt, die Stolpersteine zu pflegen. Ich möchte auch angesicht der zunehmenden Hetze von Nazis und rechten politischen Kräften, aber auch vor dem Hintergrund der jüngsten Äußerungen des Verfassungsschutz-Chefs Maaßen oder von Sachsens Ministerpräsident Kretzschmer, der keinen Mob und keine Hetze in Chemnitz sah, Haltung zeigen und etwas konkret tun. Ich will u.a. dennStolperstein zur Erinnerung an Hans-Heinrich Hornberge reinigen.
Es waren Menschen, die in diesem Viertel, auch in unseren Häusern und Wohnungen, lebten und aus rassistischen Gründen ermordet wurden. Ihre Biographien haben mich mit großer Traurigkeit erfüllt. Es ist in meinen Augen widerwärtig, dass so etwas passieren konnte.
Der Stolperstein erinnern an Hans Hornburger, der von den Nazis 1944 ohne Gerichtsverfahren gehenkt wurde. Der Kleine Schäferkamp 48 war seine letzte Meldeadresse. Er lebte aber seit längerem wegen der Verfolgung durch die Gestapo illegal in Hamburg.
Hans Hornberger wurde in Bayreuth als Sohn von Christiana Müller verehelichte Hornberger geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers und ging anschließend auf Wanderschaft.
1928 fand er Arbeit auf der Werft von Blohm & Voss im Schiffs- und Flugzeugbau und ließ sich in Hamburg nieder. 1929 schloss er sich der KPD an.
1931 heiratete er Margarete Kummerow.
Während des Kriegs wurde Hornberger von Robert Abshagen und Franz Jacob für den Wiederaufbau der KPD in Hamburg gewonnen. Er übernahm mit Jonny Stüve und Walter Reber die Anleitung illegaler Dreiergruppen bei Blohm & Voss. Er wirkte mit einer Gruppe polnischer Kriegsgefangener um Michael Pozywilek zusammen, sammelte für sie und illegal lebende Genossen Lebensmittelkarten, Kleidung und Geld.
Hornberger wurde am 19. Oktober 1942 verhaftet. Nach 4 Monaten Gestapo-Haft in Fuhlsbüttel wurde er in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis überführt. Nach den Luftangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 erhielt er wie viele Gefangene zwei Monate Hafturlaub. Er stellt sich aber nach Ablauf der Frist nicht, sondern fuhr nach einem Aufenthalt bei seiner Familie wieder nach Hamburg, um sich weiter an konspirativer Arbeit zu beteiligen.
Einem Gestapo-Spitzel gelang es, sich als „Genosse Hans Müller“ mit Hornberger bekanntzumachen. Hornberger wurde erneut am 4. Januar 1944 verhaftet und in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel eingewiesen. Der Oberreichsanwalt klagte ihn zusammen mit sieben weiteren Arbeitern und dem Berufsschullehrer Ernst Mittelbach an
Die Gestapo beschloss gegen die Widerstandskämpfer Hornberger, Gustav Bruhn und Elisabeth Bruhn sowie Kurt Schill ein Exempel zu statuieren. Ohne Gerichtsurteil wurden sie auf Exekutionsbefehl Heinrich Himmlers am 14. Februar 1944 in das KZ Neuengamme gebracht und dort am gleichen Tag im Exekutionsbunker gehenkt.
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