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Holger Artus

Vom Sanierungsfall auf dem Weg zum Konsolidierungsgewinner

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Nach einiger Zeit habe ich mich mal wieder angefangen, mich mit den Bilanzen der Mediengruppen zu beschäftigen und will versuchen, eine gewisse Kontinuität in der Beobachtung zu halten. Das ist schwer und sicher wird auf Grund von fehlendem Wissen und mangelnder Einschätzung eher daneben liegen. Aber ich versuche es. Hier das Beispiel der Madsack Mediengruppe. Zu erste wollte ich schreiben: Konsoldierungsgewinner, nach dem lesen habe ich mich dafür entscheiden, davon zu schreiben, dass man auf dem Weg ist, Konsolidierungsgewinner zu werden. 

Mit der Gewinnung des Kunden DuMont Mediengruppe für die Leistungen der RND geht die Strategie der Madsack Mediengruppe bisher auf, neben seinem Kerngeschäft, auch in der nationalen Berichterstattung einen Platz einzunehmen. Neu gewonnen wurde nach dem kommenden Ende der DuMont Redaktionsgesellschaft der Weser Kurier als RND Kunde.  Verhandelt wird auch mit der Frankfurter Rundschau.

Madsack sieht sich als Medienunternehmen mit Schwerpunkt auf lokalen und regionalen Print­ und Digitalmedien. Kerngeschäft ist die Herstellung und Vermarktung von 15 Tageszeitungen und deren digitalen Angeboten. In der Bilanz 2016 wird noch einmal die Strategie betont, die das Unternehmen am Markt verfolgt. „Chancen der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung liegen vor allem in der mittlerweile erreichten Größe der Unternehmensgruppe und damit nutzbaren Skaleneffekten, den starken Marken und langjährigen Kundenbeziehungen der Gruppenunternehmen in ihren jeweiligen regionalen Märkten sowie dem in den vergangenen Jahren bereits eingeleiteten Aufbau neuer Geschäftsfelder rund um die regionalen Verlagsaktivitäten. Zudem bietet die weiter voranschreitende Konsolidierung des Marktes für Regionalzeitungen in Deutschland bessere Möglichkeiten für strategische Kooperationen.

Man gehe von einem anhaltenden Transformationsprozess in den Medien aus, der auf der wirtschaftlichen Seite den anhaltenden Rückgang am Leser- und Werbemarkt zum Gegenstand zum Gegenstand hat. “Diese Entwicklung hält weiter an und wird flankiert von demographischen Veränderungen und Konzentrationsprozessen im Segment des werbungtreibenden Einzelhandels.In Folge dieses Wettbewerbs verlieren klassische Printprodukte wie Tageszeitungen weiter Anteile am Leser­ und Werbemarkt. Die Transformation der bestehenden Produkte in digitale Angebotsformen, die seit einigen Jahren forciert wird führt zu starkem Wachstum bei den digitalen Erlösen, jedoch auf noch einem geringen absoluten Niveau.”

Um die Umsatzrückgänge zu kompensieren und gleichzeitig das Produktporfolio im Leser- und Werbemarkt weiter zielgruppenspezifisch zu gestalten, bietet man um die  jeweiligen regionalen Medienaktivitäten (Konzernbereiche Mitte, Ost und Nord) Magazine, Verteil-­ und Briefdienstleistungen, Corporate Publishing Services, Digital Out ­of­ Home Medien sowie Veranstaltungsmanagement an.

Insgesamt schloss die Mediengruppe mit einem Jahresüberschuss von 23,067  Mio.€ das Geschäftsjahr 2016 ab. Wenn auch durch verschiedene gesetzlichen Änderungen die Bilanz mit den den Vorjahren nicht unmittelbar zu vergleichen, so zeichnet sich dennoch der bisherige Weg ab:  Von der Sanierung der Mediengruppe hin auf dem Weg zu einem Gewinner der Konsolidierung am Markt. 2013 lag der Konzernverlust noch bei – 14,43 Mio.€

Konzernjahres-Gewinn/-Verlust

2016 2015 2014 2013 2012
Konzernjahres- Gewinn/Verlust +23,67 Mio. € +7,12 mio. € -1,11 MIO. € -28,49 Mio. € -14,43 Mio. €

Der Umsatz betrug 2016 insgesamt 672,2  Mio. €. Nach Darstellung von Madsack betrugen die Umsatzerlöse 2015 nach den Kriterien des Bilanzrichtlinie­ Umsetzungsgesetzes (BilRUG) 659,8 Mio. € (ohne 649,5 Mio. €). Wo die Marktentwicklungen hingehen, kann man deutlich am Entwicklung des Anzeigen- und Vertriebsgeschäfts sehen. Die Vertriebsumsätze sind leicht gestiegen und lagen bei 256,9 Mio. € (2015: 255,2 Mio. €). Die Anzeigenumsätze, inklusive nationale Anzeigenverkauf (17,9 Mio.€) und digitalen Erlöse (33,7 Mio.€) waren weiterhin leicht rückläufig. “Insbesondere das Geschäft mit nationalen Werbekunden entwickelte sich branchenweit rückläufig. Die Tendenz zur Ausweitung und Differenzierung des Medienangebotes einhergehend mit entsprechend verändertem Mediennutzungsverhalten der Konsumenten setzte sich fort.” Schaut man sich alleine die Entwicklung des regionalen Anzeigenverkaufs ohne Anzeigenkombi und Digitalerlöse von 2013 bis 2016 an, so steht Madsack wie alle anderen Mediengruppen vor den gleichen Herausforderungen. 2013 wurden im regionalen Anzeigengeschäft noch 173,6 Mio.€ umgesetzt, 2016 waren es nur noch 156,3 Mio.€.

In der Bilanz werden die Prospektbeilagen ausgewiesen, die sowohl in den Tageszeitungen beigelegt werden wie auch in zur Madasckgruppe gehörenden 28 Anzeigenblättern. Diese stiegen auf 70,4 Mio. €, 2015 waren es noch 63,3 Mio. €.  

Die Vertriebsumsätze kompensieren diese Umsatzverluste nicht. 2016 waren es 207,9 Mio. €, 2015 waren es 209,7 Mio. €. Der Vertriebsumsatz steigt wie in den anden Zeitungshäusern  bedingt durch die Copy-Preis-Erhöhungen. “Das mit Abstand stärkste Umsatzsegment, das Vertriebsgeschäft der Tageszeitungen, stieg im Wesentlichen preisbedingt leicht um +1,7 Mio. Euro auf nunmehr 256,9 Mio. Euro.

Umsatzarten

2016 2015 2014
Vertriebsumsätze 256,902 Mio. € 255,246 Mio. € 258,769 Mio. €
Anzeigenumsätze 156,287 Mio. € 157,346 Mio. € 173,651 Mio. €
Anzeigenkombi 17,909 Mio. € 17,738 Mio. € 16,382 Mio. €
Beilagen/Prospekte 70,410 Mio. € 63,310 Mio. € 64,909 Mio. €
Druckerlöse 29,262 Mio. € 33,744 Mio. € 42,252 Mio. €
Digitale Medien 33,761 Mio. € 34,615 Mio. € 33,226 Mio. €
Postdienste 68,386 Mio. € 59,497 Mio. € 56,837 Mio. €
Übrige 42,999 Mio. € 31,857 Mio. € 27,383 Mio. €

Die digitalen Umsätze (Neue Medien) waren 2016  rückläufig und lagen bei 33,7 Mio.€. 2013 wies Madsack noch 33,2 Mio.€ aus. Somit dürften sie auch hierüber keine Kompensation in den rückläufigen Werbemärkten andeuten.

Der Postdienst ist ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäft, betont Madsack. “Das Postgeschäft der Gruppe entwickelte sich mit einem Umsatzanstieg von +8,9 Mio. Euro (+14,9 %) sehr positiv. Der Umsatz belief sich in 2016 auf 68,4 Mio. Euro. Die Umsätze aus an andere Verlage vermittelten Anzeigen­ und Beilagenaufträgen mit dem Schwerpunkt nationale Großkunden lag mit +0,1 Mio. Euro (+1,0 %) auf Vorjahresniveau.” Der Umsatz liegt bei 70,4 Mio.€ (2015 59,5 Mio. €).

Mit dem Programm „Madsack 2018“ wurden die konzerninterne Kosten neu organisiert und Sachkosten in den einzelnen Konzernbereichen reduziert. Die Personalaufwendungen sanken von 2013 bis 2016 um 34,4 Mio.€ und lagen 2016 bei 219,7 Mio. €. Madsack investierte in den Personalabbau von 2013 bis 2016 insgesamt 22,2 Mio. €.

Personalaufwendungen nach Bilanz

2016 2015 2014 2013
Löhne und Gehälter 183,740 Mio. € 193,863 Mio. € 206,471 Mio. € 213,202 Mio. €
Sozialab- gaben etc. 35,961 Mio. € 37,702 ;io. € 40,687 Mio. € 40,863 Mio. €
insgesamt 219,701 Mio. € 231,065 Mio. € 247,159 Mio. € 254,064 Mio. €

Personalabfindungen

2016 2015 2014 2013
Personal- abfindungen 5,1 Mio. € 3,7 Mio. € 5,5 Mio. € 7,9 Mio. €

In der Bilanz wird der Konzernbereich Neue Medien extra ausgewiesen, der nicht den regionalen Medienhäuser zugewiesen wurden. Das Geschäftsfeld hat 2016 einen Umsatz von 40,6 Mio.€ erwirtschaftet, 2015 waren es noch 34,7 Mio. €.

Umsätze nach Medienhäusern/ Geschäftsfeldern 2016 2015 *
Konzernbereich Mitte 288,3 Mio. € 287,9 Mio. €
Konzernbereich Ost 207,6 Mio. € 205,4 Mio. €
Konzernbereich Nord 135,8 Mio. € 131,8 Mio. €
Konzernbereich Neue Medien 40,6 Mio. € 34,7 Mio. €
672,3 Mio. € 649,8 Mio. €

Bereits im Februar 2016 war deinetierwelt.de zu 100 Prozent übernommen und mit dem Kleinanzeigenportal dhd24.com zusammengeführt. Madsack ist mit Beteiligungen hat ein wachsendes Standbein im digitalen Rubrikengeschäft (Digital Classifieds Geschäft). 2016 war die erworbene Gesellschaft „bilanziell überschuldet. Zur Heilung der bilanziellen Überschuldung hat die Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG einen qualifizierten Rangrücktritt bezüglich ihrer Forderungen erklärt.“

Zu den digitalen Geschäftsfeld gehören u.a. Deine Tierwelt GmbH & Co. KG, Hannover (100 %), radio.de GmbH, Hamburg (98,57), sportbuzzer GmbH, Hannover (90,2 %) und eine Beteiligung an dem Stellenanzeigenprotal Kimeta (mit anderen neun Zeitungsverlagen). Im Rahmen der Digitalstrategie von Madsack übernahm das Unternehmen im September 2016 die Mehrheit der Anteile an heinekemedia auf 50,1 Prozent. erhöht.“ Das Unternehmen ist Provider im Bereich der Digital Signage Solution. Heinekingmedia ist auf die Entwicklung und Produktion audiovisueller Bildschirmkommunikation für Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, Lösungen für den Einzelhandel und Schulen spezialisiert.” Zu deren Produkten gehören Staschat (richtet sich eigens an Unternehmen sowie Behörden und deckt den Bedarf an vertraulicher Kommunikation und dem Datenaustausch ab) Das Module kombiniert die Funktionalitäten von bekannten Messengern und Cloud-Anwendungen, wie zum Beispiel WhatsApp oder ein weiteres Produkt, das Digitale Schwarze Brett., dass in Schulen und Unternehmen zum Einsatz kommt  Der Umsatz von heinekingmedia lag 2016 bei 13,9 Mio. € Mio.€, der Jahresüberschuss bei 2,6 Mio.€.  Mit ihrem Mediabox-Produkte bietet es eine Form von schwarzen Bretter an, dass in der Unternehmensgruppe neben dem Intranet zum Einsatz kommt.

Finanzierung der Mediengruppe beruht auf Kredit

2014 hatte die Madsack Mediengruppe zur Ablösung ihre Finanzverbindlichkeiten von Unternehmensübernahmen zur Finanzierung ihrer Abbau, des Umbau und Zukunftsstrategie einen Konsortialkredit mit verschiedenen Banken vereinbart.   2016 sind es noch xxx,x Mio. €. “Die Grundlage der Finanzierung der MADSACK Mediengruppe bildet eine bis Ende 2018 geschlossene Konsortialkreditvereinbarung mit einer Gruppe von Kreditinstituten. Im Rahmen des Restrukturierungs­ und Wachstumsprogrammes … wird in den Folgejahren ein erhöhter Liquiditätsbedarf entstehen, der durch den Verfügungsrahmen des Konsortialkredits gedeckt werden kann…  Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betrugen zum Bilanzstichtag 108,1 Mio. Euro (Vorjahr: 111,7 Mio. Euro) und entfallen neben Investitionskrediten im Wesentlichen auf einen in 2014 abgeschlossenen Konsortialkredit. “

Für 2017 rechnet Madsack auf der Basis der Zahlen 2016 damit, dass es ein leicht verbessertes Konzernjahresüberschuss geben sollte. “Nach aktuellem Stand werden für die MADSACK Mediengruppe für das Geschäftsjahr 2017 Umsätze leicht über dem Niveau des Jahres 2016 erwartet. Bei weiterem leichten Rückgang im Werbebereich wird mit einem preisbedingten Anstieg bei den Vertriebserlösen sowie weiterem deutlichen Wachstum im Postgeschäft und bei digitalen Aktivtäten gerechnet. Die Personalkosten werden infolge der eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen weiter sinken. In 2017 werden sich die Restrukturierungsmaßnahmen aus dem Projekt „MADSACK 2018“ kosten­ und erlösseitig weiterhin positiv auswirken, sodass mit einem verbesserten Konzern-­Jahresergebnis zu rechnen ist. Das modifizierte EBITDA wird leicht über 2017 erwartet. “

Was den Ausbau der RND als Dienstleister und die neuer externer Kunden angeht, so wird man mit weiteren Aufträge rechnen können. Im Weser Kurier in Bremen, so die TAZ Bremen  am 1. Juni 2018, besteht in der Redaktion die Sorge, dass fertige Seiten künftig aus der RND nach Bremen geliefert werden.  Der Verlag wollte sich offiziell zunächst nicht dazu äußern, nur der Betriebsrat des Weser-Kuriers nahm die Sorge sehr ernst – und fragte auf der letzten Betriebsversammlung nach. „Erst auf intensive Nach­frage des Betriebsrats gaben Chefredaktion und Vorstand dann zu, dass sie komplette Seiten-Einkäufe planen, Hauptsport und Vermischtes“, konnte der Betriebsrat der Belegschaft anschließend mitteilen. Noch sei zwar nichts unter­schrieben, erklärte der Vorstand, aber die Verhandlungen mit dem Madsack-Verlag, der die Seiten künftig liefern soll, seien in der Tat weit fortgeschritten. “

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