Ansichten

Holger Artus

Wann kommt die agile Redaktion in Hamburg an?

| Keine Kommentare

Wir fragen regelmäßig nach, aber erst kürzlich wurde uns gesagt, dass noch nichts entschieden sei. Klar ist für uns, dass der Lenkungsausschuss unter den Vorstandsmitgliedern Dr. Christoph Bauer und Christian Lindemann (ehemals Ebner Stolz) über den Zeitpunkt entscheiden werden. Da alle Verantwortlichen im Sommer Urlaub machen, kann man sagen, dass entweder vor deren Urlaub Ende Juli oder eben danach im August etwas angesagt wird.

Warum will man keinen Zeitpunkt sagen?
Wir können nur spekulieren. Das Spiel um die Verkündung geht heute zu Lasten der Stimmung in der Redaktion. Die Verantwortung für dieses Vorgehen liegt beim Vorstand. Das gesamte Konzept steht und ist im Detail u.E. ausgearbeitet. Manche Punkte stehen noch nicht, deren Lösung liegt in der Zukunft. So findet die technische Umsetzung des Relaunches aktuell nicht mehr statt. Das Projekt eines Content Hub zwischen NGen (Print) und Core Media (Online-Produktionssystem) wurde eingefroren. Wir glauben, dass man uns einen Strauß von Maßnahmen präsentiert wird, um die Beschäftigten zu übertölpeln.

Übertölpeln ist doch etwas sehr überzogen!
Naja, im Februar 2016, vor gut 17 Monaten starteten die Geschäftsleitung und Chefredaktion das Projekt der “agilen Redaktion”. Es gehe vor allem um technisch-organisatorische Maßnahmen, erweckten sie damals den Eindruck. Es gehe vor allem darum, Print und Online gemeinsam zu produzieren. Anfang Juli 2016 wurde entschieden, 16 Stellen im Ergebnis der Neuorganisation abzubauen. Als Betriebsrat schreiben wir, dass aus der “agilen Redaktion” ein Sanierungsprojekt geworden ist. In der Führung schweigt man (vermutlich wird man jetzt von einer Optimierungsstrategie sprechen). Im Dezember 2016 schreiben wir, dass es zu einem Umzug kommt, der im Zusammenhang mit den Maßnahmen verkündet werden soll. Alle haben das Dementi gehört bzw. gelesen. Im März 2017 kam dann die Kündigung des Mietvertrages.

Ignoriert der Betriebsrat nicht die wirtschaftliche Lage?
Nein! Wir hätten nicht 16 Monate gebraucht für eine neue Redaktionsorganisation. Die Hamburger Morgen-post Medien schrieben weder 2015 und noch 2016 Verluste. Hätte die GL unsere Personalstrategie seit 2013/2014 übernommen, hätte das Unternehmen heute weniger Personalkosten. Wir sind es nicht, die einen Redaktionsmanager einstellen wollen. Unsere Personal- und Zukunftsstrategie setzt  vor allem auf Beteiligung und Qualifizierung. Nur so kann Innovation funktionieren. Den Umbau angehen und den Content stärken. Hamburg ist unser Kern.

Was meint ihr, kommt auf uns zu?
Wir gehen von einem geplanten Stellenabbau von 16,1 Stellen aus. Die unmittelbar betroffenen Bereiche sind die Politik und das Layout. Durch die redaktionelle Neuorganisation (u.a. Nicht-Sport und Sport) wird man versuchen, auch hier weitere Stellen abzubauen. Die Begründung dafür wird aber nicht, wie bisher, alleine die wirtschaftliche Lage sein. Das ist zu negativ. Man dürfte eine Geschichte erzählen, warum man das macht, was man neu macht, wie die Vision ist etc. Seit Monaten sitzt eine Schweizer Unternehmensberaterin daran, die Charts zur Begründung zu erstellen.

Was meint ihr, wird man der Belegschaft erzählen?
Wenn wir es wüssten, würden wir darüber informieren. Wie sehen die Begründungen zum Abbau in Berlin und später in Köln. Es dürfte vermutlich um eine Art Verpackung des Sanierungsprogramms gehen. Der Stellenabbau ist der Kern. Ein Stellenabbau tue weh, bringe keinem Spaß und andere Krokodils-Tränen dürften verteilt werden. Es dürfte die Rede von irgendeiner “Zukunftsstrategie 2020” o.ä. sein. Sie werden vermutlich davon sprechen, dass sie ein neues redaktionelles Konzept haben. Hierfür steht das Stichwort „Neudefinition Boulevard“, wie es Frank Niggemeier ausgeführt hatte. Der Relaunch – ohne Redaktions-beteiligung – soll gewissermaßen das Startdatum für die beiden neuen inhaltlichen Konzept werden. Aktuell sehen wir die Vergabe der inaktuellen Seitenproduktion z.B. vom „Job-Markt Hamburg“ nach Berlin zu mds creative, einem Tochterunternehmen von DuMont. Die Politik dürfte künftig aus Berlin kommen. Das spricht dafür, dass die Anzahl der fertig gelieferten Seiten erhöht wird. Es dürfte somit die Rede von einem neuen “Synergie-Modell” sein oder irgendeinem anderen Begriff. Künftig konzentriere man sich auf Hamburg, dass will man besonders gut machen. Wenn wir die verschiedenen laufenden Projekte im Haus verfolgen, vermuten wir, dass man uns auch eine Art neue Umsatzstrategie neben dem bisherigen Kerngeschäft erzählen wird. Wir sehen eine Art “zielgruppenspezifische Strategie” (z.B. “justinhamburg.de” oder “unsere-elphi.de”), aber auch solche tollen Produkte wie z.B. “Unser Hamburg” und “Unser HSV”. Ein weiteres Stichwort dürften Kundenaufträge (B2B) sein, also DuMont Media. Das Unternehmen schreibt seit drei Jahren Verluste, so viel sollte man wissen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.