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Holger Artus

Ein schwieriges Ergebnis

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Es gibt eine Regelung für den Berliner Verlag und deren Tochterunternehmen. Die Betriebsstilllegung von DuMont Systems in Berlin wurde einvernehmlich geklärt. Damit ist neben den inhaltlichen und strukturellen Umbauplanungen am Berliner DuMont Standort der sozialpolitische Rahmen geschaffen, damit das Unternehmen die personellen Maßnahmen umzusetzen kann, ohne das es zu größeren Verwerfungen kommen dürfte. Der materielle Gehalt bewegt sich auf dem geplanten Niveau. Die Bildung von unterschiedlichen Abfindungsformeln bei Personalabbau in den unterschiedlichen DuMont-Töchtern in Berlin sind nicht schön, man muss aber am Ende sehen, was es umfänglich bedeutet. Transfergesellschaften gehören zum wiederholten Mal zu den Lösungsansätzen bei DuMont.

Es gibt Regelungen für sozialplanpflichtige Unternehmen und jene, die darauf keinen Rechtsanspruch hätten. Der Weg dazu waren die Sozialtarifforderungen der Gewerkschaften. Ordnungspolitisch hat das Unternehmen den Prozess ab Verkündung gesteuert, war sogar in der Lage, die Gewerkschaften so einzubinden, dass sie steuernd im Interesse der Unternehmens wirkten. Auch wenn man es nie erfahren wird: Sollte das Unternehmen das duale Vorgehen auf Arbeitnehmerseite von Sozialplan- und Sozialtarif für sein eigenes Vorgehen berücksichtigt haben, so wäre das eine sehr große Weitsicht und mutige Taktik.

Auf Arbeitnehmerseite hatte man sich mit Beginn des Jahres versucht, zu formieren. Es sollte ein duale Auseinandersetzungsform geben, mit klarer Schwerpunktlegung, dass das aktive handeln der Belegschaft die Grundbedingung werden sollte zur Gestaltung des Umbaus. In Unkenntnis der Planungen von Maßnahmen sollte es keine angstgetriebene Auseinandersetzung werden, sondern eine mit Haltung auf Arbeitnehmerseite. Im Laufe der Zeit wurde allerdings klar, dass dies aus verschiedenen Gründen nicht zu erreichen war. Diese Herausforderung zu lösen, endete in den Tagen, wo der Arbeitgeber verkündete, was er plant. Es gelangt nicht, eine Sammlungsbewegung zur Gegenwehr und Neuformierung zu etablieren. Einzelne Interessengruppen in den Arbeitnehmervertretungen hatten ihre eigenen Vorstellungen. Auf der anderen Seite ging es darum, einen Prozess zu etablieren, der auch für betroffene Arbeitnehmer/innen vernünftige Regelung schafft.

 

Die Einschätzungen, wie DuMont an die Umstrukturierungen und Abwicklungen herangeht, erwies sich als richtig, wenn es auch vereinzelte Rufe gab, die DuMont Formatlosigkeit vor hielten. Die strategische Anlage bis zur Verkündung führte dazu, dass DuMont vor allem darauf setzen würde, dass sie neben dem Umbau nicht als unsozial angesehen werden wollen. Nach der Verkündung kam die Periode der harten Überzeugungsarbeit und weitere Akteure auf Seiten der Arbeitnehmer/innen hinzu, die sich nicht am Aufstellprozess beteiligt hatten. Das kurz vor der Verkündung bestehende Wissen auch über die Maßnahmen konnte leider nicht mehr erschlossen werden, die Differenzierung in den Arbeitnehmerlage begann bereits.

Offen, aber eher nicht gelöst, war und ist die Überlegung, die Neuformierung auf Arbeitnehmerseite zu treiben – und zwar so, dass man auf Sicht eine Rolle spielen kann. Sowohl in der konkreten Gruppe wie auch in anderen Mediengruppen generell. Punkte wurden versucht zu setzen. Es gibt in solchen Umbruchsituationen eher nur um partielle Interessen und weniger um strategische Überlegungen auf Seiten der Gegenbewegung. Dabei geht es im Gesamtprozess auch darum, dass man in einer veränderten, journalistisch betriebenen Welt, mehr Einfluss bekommt, so dass man eine andere Ausgangslage in der Gestaltung von weiteren Veränderungen einnehmen kann. Und umgekehrt verändert sich der Beruf der Journalisten so, dass man auch hier Teil dieser Veränderung mit werden muss, um unter neuen Beschäftigtengruppen nicht abgehängt zu werden.

Die merkwürdigste Rolle nimmt bzw. nahm ver.di Berlin-Brandenburg ein. Wenn es eines Beweises für eine veränderte Arbeit von Interessenvertretungen im Postfordismus bedarf, dann war das Erleben dieser Spezies in dem Prozess in Beleg dafür, dass man immer noch in einer anderen Zeit lebt.  Brav betonte ver.di, dass man nicht für das Geschäft der Betriebsräte zuständig sei, sondern nur für seine eigenen Themen und hier über das Mittel die Streikmacht verfügt. Frühzeitig beteiligt, gelang es nicht, eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zu entwickeln, was sicher auch an konkreten Dingen lag, um zu neuen Ufern zu schreiten. Noch ist der gewerkschaftliche Prozess, also tarifliche Fragen, nicht abgeschlossen, auch wenn man ausschließen kann, dass verdi einen ordnungspolitischen Faktor einnehmen wird. Das Gelaber der Funktionäre gegen uns als Betriebsräte als Feinde der Gewerkschaften nervt, weil wir kein Mitgliedermandat haben. Das konstruieren von eigenen Rollen hatte nur den Zweck, sich zu erheben über die anderen realen Kräfte. Wir sind natürliche Partner, deren Rolle sich aus den Zielsetzungen ergeben.

Es wird zu einem Neuanfang der Interessenvertretungsarbeit in Berlin kommen. Der Verlauf mit seinen bisherigen Zwischenergebnissen wird mitprägen, Überraschungen sind aber auszuschließen. Das publizistische Modell, was wird daraus? Ein Scheitern, wie es aus nachvollziehbare Motivlage in Teilen der Alt-Belegschaft vermutet wird, dürfte es eher nicht geben. Es ist technisch durchdacht, die auftretenden Fehler ergeben sich aus dem aktuellen handeln, aber DuMont wird alles tun, um 2018 von einem wirtschaftlichen Erfolg zu sprechen. Es löst aber nur das Kostenthema, also bleibt noch ein Sanierungsschritt. Das reicht für die Zukunft nicht. Den Aufbau von Neugeschäft entsteht damit noch nicht. Jetzt wird man gespannt auf die Kooperation von Funke und DuMont schauen. Vermutlich wird es eher ein strategisches Bündnis denn eine Berliner Kooperation.

Die Annahmen über künftige Entwicklungen sind beschrieben, aber es ist zu früh, sich dem Thema zu stellen, so lange solche Truppen wie ver.di Berlin-Brandenburg an Bord sind. Gut ist, dass DuMont früher oder später nicht mehr auf ver.di als Ordnungsfaktor setzen wird.

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