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Holger Artus

Geschäftsleitung plant Personalabbau in der Redaktion, aber auch im Verlag

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Die Geschäftsleitung plant Kündigungen in der Redaktion, aber auch im Verlagsbereich. Im Ergebnis der digitalen Transformation werden noch zwischen 10 bis 15 Prozent der Redaktion die Printausgabe betreuen, 85 bis 90 Prozent sollen in der digitalen Redaktion arbeiten. Der MOPO-Betriebsrat: Mit uns werden keine Kündigungen gehen, wer die digitale Transformation so plant wie jetzt, der muss mit heftigem Widerstand rechnen. Wir treten für die Zukunft der MOPO ein. Die Stimmung im Haus ist zum Schneiden, wer jetzt wieder Abbau und Mehrbelastungen kommt, kann uns in die Krise führen.

Um was geht es konkret?

In der Redaktion sollen vier Stellen abgebaut werden. Weiter gehen wir davon aus, dass auch bisher drei bis vier  feste Freie in Rahmen dieser Betriebsänderung vor die Tür gesetzt werden, so dass mit der gleichen Mannschaft wie heute die MOPO Print und Online im kommenden Jahr erschaffen und produziert wird. Im Verlagsbereich bleiben wir dabei, dass die Kündigung von Ulz H. und Nicole K. bei DuMont Finanz Services geplant ist. Für Hamburg First gehen wir von mindestens einer Kündigung aus.

Digitale Transformation = Kompression der „Ressource“ Redakteur?

80-85 Prozent der Redaktion werden nach unseren Informationen künftig in der Digitalredaktion als Multimediaredakteure arbeiten, lediglich eine kleine Mannschaft wird das Printprodukt fertigen, wozu natürlich noch ein Restlayout gehört. Wir gehen davon aus, dass es sich um ca. 10 – 12 Personen handelt, die künftig die Zeitung produzieren. Dienstvorgesetzter der digitalen Redaktion ist nicht mehr der Chefredakteur, sondern ein so genannter General Manager. Das technische Konzept stellt sich uns im Moment so dar, dass alle Texte in Core Media, dem Online-Produktionssystem, aber nicht mehr in NGen erstellt werden. Wir können uns in dieser Frage täuschen, aber das technische Konzept der Transformation entscheidet maßgeblich über die Belastung und bisher kann man nur sagen, dass MDS an diesen Stellen schief gelegen hat.

Insgesamt sollen sieben vor die Tür gesetzt werden und dafür sieben neue eingestellt werden

Im Gegenzug zum Abbau von sieben Stellen (Festangestellte oder feste Freie) sollen sieben neue Arbeitnehmern eingestellt werden. Schaut man genauer hin, so wird die Mannschaft sogar reduziert, da drei Stellen nicht als schreibende Redakteure eingestellt werden, sondern für Social Media, Suchmaschinenoptimierung und vermutlich Web- Auswertungen.

Was ist mit der Altersteilzeit!?

Seit einigen Wochen sondieren die Gewerkschaften mit der Geschäftsleitung die Möglichkeiten einer Alterszeitregelung. Ginge es nach der Geschäftsleitung, dann könnten die, die 60 und älter sind, im Prinzip in Alterszeit gehen. Sie müssen aber mit 63 ihre Rente beantragen. In dieser Zeit zwischen dem 60 und 63. Lebensjahr könnten sie Blocken, d.h. die Hälfte der Zeit arbeiten, die andere Hälfte zu 80 Prozent vom Netto freigestellt sein. Das ist völlig neben der Spur. Praktisch dürfte sich niemand für dieses Modell finden können. Hätte die GL vor Jahren wie von uns ehemals vorgeschlagen, eine Regelung für ab 57 Jahre, würde es heute eine andere Situation geben, der personelle Umbau wäre schon längst im Gange.

Anzeigenausgliederung gescheitert

Der in der Vergangenheit umgesetzte Umbau des Online Anzeigenverkaufs ist vollständig gescheitert. Auch hier wurden Printverkäufer abgebaut und dafür Online-Verkäufer eingestellt. Wir haben über das Ausscheiden von Mike Warmers berichtet. Sandro Tulionos Arbeitsverhältnis ist von einer Festeinstellung in ein befristetes umgemünzt worden. Wir gehen im Übrigen von weiteren personellen Maßnahmen in Hamburg First, unser ehemalige Anzeigenabteilung, aus. 

Wirtschaftliche Perspektive

Das vergangene Geschäftsjahr endet mit roten Zahlen, das laufende wird bei dem Anzeigenrückgängen und steigenden Kosten rot bleiben, vermuten wir. Die geplanten  Investitionen in die Transformation werden zwischen 0,5 bis 1 Mio. € im kommenden Geschäftsjahr liegen, so dass wir davon ausgehen, dass auch 2016 mit roten Zahlen zu rechne wäre, wenn DuMont seine Konzernverrechnung nicht grundlegend ändert. Die Personalmaßnahmen im vergangenen Jahr waren auch wirtschaftlich nicht nötig und haben das Ergebnis wesentlich belastet. Mit Enttäuschung sehen wir, dass der bisherige Geschäftsansatz, dass ein stetig ansteigendes Online-Anzeigen-volumen aktuell sich nicht mehr vollzieht, sondern der gesamte Online-Umsatz rückläufig ist. Was heißt das für die Zukunft der Finanzierung der digitalen Strategie? Haben wir es mit objektiven Prozessen zu tun oder haben wir darauf Einfluss? Dann muss sich etwas ändern. Wenn der bisherige Ansatz gescheitert bis kritisch ist, dann kann man nicht mehr „business us usual“ mehr machen.

Perspektive

Wir sind für die digitale Transformation, sie ist für die Zukunft der Zeitung, die heute vermutlich zu 85 Prozent vom Printprodukt lebt, eine wichtige und wesentliche Maßnahme. Stattdessen wurden unter dem altern Vorstand Online und Print-Redakteure getrennt. Wir waren bekanntlich dagegen. Wir sind für eine Konzentration auf Hamburg, für die Suchen nach redaktionellen Kooperationen, sie das auch wir im publizistischen Wettbewerb mehr anbieten können. Wer von Premium spricht, muss sich bewusst sein, dass man dafür mehr Redakteure benötigt, die Zeit für die Recherche haben. Der Zugang der MOPO zu exklusiven Geschichten ist in den letzten Jahren nicht leichter geworden. Wir sind kein Magazin, sondern eine Tageszeitung. Die Anzeigenentwicklung darf so nicht weitergehen. Die Konzernkosten müssen neu sortiert werden. Der Betriebsrat hat ein Interesse, dass über den Umbau in der digitalen Transformation mit ihm und der Redaktion beraten wird. Ein Change Prozess, so wie er jetzt geplant ist, findet keine Akzeptanz im Betriebsrat. Die Zeitungen sind in einem grundlegenden Umbruch, den MDS viel zu lange nicht richtig angegangen ist. In einer solchen Situation bricht man nichts über das Knie.  Wir werden uns gegen dieses Abbau- und Umbaukonzept wehren.

Stimmungslage im Keller

Die Stimmung im Haus ist zum Schneiden, überarbeitete Redakteure und Ressortleiter, unsere Online-Kollegen/innen schuften bis zum Umfallen, ein gefrusteter Verkauf und ein gescheiteres Personalkonzept im Online Anzeigenverkauf – wir können nur davor warnen, so zu tun, als gebe es diese besondere Lage in der MOPO nicht. Wir sind auch empört dass ein Change Prozess mit der Arbeitsgruppe zur digitalen Transformation geplant wird, aber hier die wahren Fakten nicht auf den Tisch kommen. Das zielt mit Absicht darauf ab, die Beziehungen in der Redaktion zu belasten. Das Konzept wird so scheitern und Schaden anrichten. Wir zusammen machen diese Zeitung und dessen Online-Angebot, die Magazine, erstellen und verkaufen diese Leistung. Das WIR entscheidet über die Zukunft der MOPO!

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