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Holger Artus

Keine schönen Weihnachtstage?

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Unter Mecom (2006-2009) hatte sich in der BR-Arbeit herausgebildet, dass mit der Unternehmensplanung für das kommenden Geschäftsjahr auch die eigene Aufstellung zu klären ist. Verkürzt war die Frage, setzt das Unternehmen auf Kontinuität oder kommt es zu einem Strategie-Wechsel. In der ersten Zeit war unsere Antwort: Wir wissen, was sie planen und agieren im zeitlichen Zusammenhang mit Maßnahmen. Unter DuMont (2009-2019) hatten wir gelernt, dass wir mit dem Wissen um die Inhalte der Etatplanung den Schritt nach vorne machen und in die Öffentlichkeit gehen.

Dem ging eine Planung der Öffentlichkeitsarbeit auf Basis der möglichen Zielerreichung voraus. Später haben wir definiert, was unsere genauen personellen und materiellen Ziele sind. Im wesentlichen konnten wir unsere Ziele erreichen. Abweichungen sind aber möglich, wo es um eine offene Auseinandersetzung geht. Das Ergebnis zu planen vor Beginn einer Auseinandersetzung ist auch heute noch eine Herausforderung. Man musste die Grundstrategie der Gruppe verstehen, deren Umsetzung im Unternehmen und sich auf die Suche nach Schwachpunkten machen, auf die man konzentriert seine Arbeit ausrichtet. Den Rest musste der betriebspolitische Druck und die mediale Öffentlichkeitsarbeit bringen. Verbunden mit der Benennung eines DuMont-Vorstandsvorsitzenden 2014 gab es eine grundlegende neue Strategie in der Mediengruppe (die allerdings nicht griff und in der Verkaufsabsicht des Zeitungsbereich endete). Vorher gab es den Digitalisierungsprozess unter Franz Sommerfeld (2011-2013) sowie ein Integrationsprozess unter Konstantin Neven DuMont (2009/2010). Zweimal haben wir umfassend die Personalabbau-Planung durchkreuzt, waren auch materiell erfolgreich, 2007 (Mecom) und 2017 (DuMont), personell haben wir die Zahl der abzubauenden Stellen erreicht. 

2014 war das Jahr der Perspektive Wachstum, wo DuMont glaubte, sie überrennen un mit ihren Offensive. Hat nicht funktioniert.

Am 02.09.2014 informiert der Betriebsrat über einen großen Personalabbau-Plan in der MOPO-Geschichte, der bevor steht. 

Am 09.09.2014 bestätigt die Geschäftsleitung, dass sie 10 Stellen abbauen wollen. 

Am 15.09.2014 kommt es zu einer öffentlichen Presse-Konferenz des Betriebsrats vor dem MOPO-Gebäude.

Am 26.09.2014 präsentiert MDS-Vorstandschef Bauer per konzernweiter Videoschaltung das Programm „Perspektive Wachstum“, das an allen Standorten der Gruppe einen Personalabbau vorsieht. Geplant ist, dass man Abteilungen nur noch an einem Standort konzentriert bzw. einzelne Standorte als Dienstleister die Tätigkeiten über- nehmen. 5 % der Kosten von MDS sollen über die Maßnahmen eingespart werden.

Am 02.10.2014 unterrichtet die Geschäftsleitung über die konkreten Planungen des Abbau-Programms in der MOPO. Später zeigt man gegenüber dem Arbeitsamt den Abbau von 10 Prozent der Belegschaft an (08.10.) und erklärt, dass man im November 2014 die Kündigungen vollziehen will. 

Am 7.11.2014 findet das zweite Gespräch zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung über die Abbau-Gründe und die geplanten Maßnahmen statt. Nach der Beantwortung von ganzen drei Fragen wird der Termin unterbrochen. Die Geschäftsleitung erklärt erneut, dass sie auf die insgesamt rund 280 Fragen des Betriebsrats schriftlich antworten will. 

Am 14.11.2014 kommt es zur ersten Tarifverhandlung mit ver.di, DJV und der Geschäftsleitung. 

Am 25.11.2014 findet das zweite Info-Gespräch zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung statt.

Am 01.12.2014 kommt es zur zweiten Tarifverhandlungsrunde mit ver.di und dem DJV über die Personalabbau-Ziele der Geschäftsleitung. 

Am 12.12. 2014 erklärt die Geschäftsleitung, dass sie im Dezember 2014 keine Kündigungen aussprechen werden. Die Forderungen nach einem Altersteilzeit-Tarifvertrag und einer Förderung von Teilzeit will sie nicht übernehmen. Der Betriebsrat unterbreitet einen Vorschlag zur Beschäftigungs- und Zukunftssicherung „Perspektive Hamburg“. 

Am 14. und 28. Januar 2015 kommt es zu Verhandlungen über einen Sozialplan. Der Betriebsrat unterbreitet einen Moratoriums-Vorschlag, um die personellen Maßnahmen nicht zu umzusetzen. Das wird vom Unternehmen abgelehnt. 

Am 10.02.2015 findet eine Betriebsversammlung statt, die sich mit dem aktuellen Stand der Auseinandersetzung um den Personalabbau und die Zukunftsgestaltung der MOPO beschäftigt. 

Am 19. Februar 2015 kommt es zu den angedrohten Kündigungen.

Am 5. Februar kommt es zu einem erneuten Warnstreik, die MOPO erscheint mit reduziertem Umfang. 

Es kommt erneut zu Warnstreiks (20., 21. und 22.2.). 

Am 4. März 2015 kommt es zu einer Verständigung auf Eckpunkte für einen Sozialplan (04.03.).

Die gesetzlich vorgeschriebenen Gespräche zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung über Abbauplanungen laufen noch. Der nächste Termin ist der 01.12.2014 um 14 Uhr. Am kommenden Montag finden vorab, wie informiert, Tarifverhandlungen um 10 Uhr statt. Es zeichnet sich ab, dass kurz vor Weihnachten die Kündigungen ausgesprochen werden könnten. Möge sich jeder hier im Haus ein Bild selber machen, wie man dieses Verhalten interpretieren müsste.

Ganz klar: Uns geht es um die Zukunft der MOPO, nicht um die Abwicklung des Personals. Es bedarf eines tragfähigen Zukunftskonzeptes, das auf Print setzt und die digitale Wende weiterverfolgt, so dass die gesteigerte Online-Reichweite zur Teilhabe am steigenden Umsatz führt. Print darf nicht beschädigt werden. Eine weniger sinkende Auflage ist Hunderttausende wert. Wenn die Produkte überzeugen, ist das für alle gut. Wenn es einen schärferen, auch publizistischen Wettbewerb gibt, müssen wir uns in Hamburg behaupten. Die Mannschaft steht, sie mitzunehmen, das ist die große Herausforderung. Aber jetzt wird abgewickelt. Wenn es für die Zukunft keine klaren Konzepte gibt, weiß jeder, es kann weiter bergab gehen und die nächste Abbau-Welle kommt.

Wie muss man den Stand der bisherigen Gespräche bewerten?

Der Arbeitgeber hat von uns zu seinen geplanten Maßnahmen in der Anzeigenabteilung, der Politik- Redaktion, dem Ratgeber, dem Layout und Sekretariat der Chefredaktion insgesamt fast 300 Fragen gestellt bekommen. Auf der Basis der Antworten und Gespräche zu rund der Hälfte kann man folgendes sagen:

Wirtschaftliche Folgen der Abbaumaßnahmen

Wir können keine Zahlen kommunizieren, aber ein Streitpunkt bei der letzten Gesprächsrunde war, dass die MOPO durch die eingeplanten Abfindungen in einer uns unbekannten Höhe dazu führen, dass die MOPO rote Zahlen schreibt. Wir gehen davon aus, dass das ohne den Abbau das Ergebnis 2014 wie in den vergangenen Jahren positiv wäre, so unsere Thesen vergangenen Dienstat. Unsere Frage, ob denn das Unternehmen nach Umsetzung der personellen Maßnahmen 2015 weniger Kosten hat, wollte man nicht beantworten. Wir vertreten die Annahme, dass die Gesamtkosten nicht ernsthaft sinken und dass die gesunkenen Personalkosten durch Kosten von DuMont Schauberg über- kompensiert werden. Da bei der Umsatzplanung für 2015 mit sinkenden Umsätzen gerechnet wird, wollte man uns nicht sagen, wieso man mit einem positiven Ergebnis rechnet, wenn die Gesamtkosten gleich bleiben. Dann geht es doch nur über andere Einnahmesteigerungen. DuMont Media ist noch nicht aus dem gröbsten raus.

Politik-Redaktion

Hier gibt es eine leichte Veränderung. Nach wie vor soll eine Stelle abgebaut werden und es soll zu einer Versetzung von der Polltik ins Lokale kommen. Der Kollege soll auch weiterhin im Spätdienst in der Politik eingesetzt werden. Die Besetzung der Mindestanzahl in der Politik soll im Gegenzug reduziert werden. Am Sonnabend z.B. auf eine Person.

Ratgeber

Das Ziel ist der Abbau einer Teilzeitstelle. Künftig wird der Ratgeber nicht mehr in Hamburg geschrieben oder erstellt. Die verbleibende Stelle im Ratgeber schreibt künftig nur noch Sonderveröffentlichungen. Diese Anzeigenveröffentlichungen werden von der Chefredaktion bzw. vom CvD redigiert.

Layout

Hier soll eine Stelle abgebaut werden. Es werden keine freien Layouter zusätzlich eingesetzt. Die tägliche Besetzung im Layout wird reduziert („angepasst“).

Sekretariat und Folgen für die Lokalredaktion

Die gesamten Aufgaben des Sekretariats der Chefredaktion gehen ins Lokalsekretariat über. Ausnahme: Die Reisekosten sollen künftig von den Redakteuren/innen selber abgewickelt werden. Noch nicht gesagt, aber schon im Gerüchte-Umlauf: Künftig sollen die (Kosten)Rechnungen eingescannt, von einer Software automatisch verarbeitet werden und bei den Kostenstellen- verantwortlichen auf dem Bildschirm aufpoppen. In diesen beiden Bereichen soll es zur Entlastung des Lokalsekretariats kommen.

Anzeigenabteilung

Der Anzeigen-Innendienst, hier die Tätigkeit der fünf Arbeitnehmer/innen wird künftig komplett von MZ Dialog in Halle übernommen. Die Betriebsübergang des Verkaufs in Hamburg First soll nicht mehr zum 1.12.2014, sondern zum 1.1.2015 erfolgen. Ohnen eine einvernehmenliche Regelung mit dem Betriebsrat wird dies aber nicht funktionieren. Schwer fällt es unseren Gesprächpartner, das Konzept der Zukunft im Anzeigenverkauf zu erklären. Man will sich dazu nicht äußern. Es läuft darauf hinaus, dass man mit sinkenden Umsätzen rechnet, im regionalen und überregionalen Geschäft. Es soll Umsatz-wachstum bei den Magazinprodukten geben, aber keine Kompensation der Rückgänge. Online wird wachsen (und hat heute schon ein schönes Volumen), aber auch hier rechnet man nicht mit Kompensation. Wenn der Abbau des Anzeigeninnendienstes realisiert sei, wäre dies die Wachstums- strategie, mit Blick in die Zukunft ….

Wie geht es weiter?

Wir haben uns nach Ende der Informationsgespräche vorgenommen, dem Arbeitgeber einen Vorschlag zur Beschäftigungssicherung zu machen. Dieser ergibt sich aus den bisherigen und kommenden Informationen durch das Unternehmen. Bei uns läuft dies unter dem Arbeitsgedanken „Perspektive Hamburg“, denn die „Perspektive Wachstum“ ist ein Abbau- und Verschlechterungsprogramm. Während man in Köln und Halle quasi eine Alleinstellung als Zeitung hat, Berlin über ein großes Protfolio (von der Abo-Zeitung, einer Kaufzeitung, einem Anzeigenblatt, dem Stadtportal der Stadt Berlin und mehreren Web-Auftritten) und über ein eigenes Call-Center verfügt, ist unsere Stellung gegenüber Funke und Axel Springer doch eher eine untergeordnete. Wir sind die dritte Zeitung am Markt, unternehmensintern gibt es wenig Synergien.

Wir engagieren uns für die Zukunft der MOPO, das ist unser klares Ziel! Es geht uns nicht um die Abwicklung eines Belegschaftsteils. Was heute passiert, kann morgen andere treffen. Diese Stimmung darf nicht aufkommen.

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