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Holger Artus

„Perspektive Wachstum“ – Kostenabbau statt Wachstum

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Hinter der Darstellung der Mediengruppe M. DuMont Schauberg vom 26. September „Perspektive Wachstum“ steht m. E. nichts anderes als ein konzernweites Sparprogramm, das unter der optimistischen Bezeichnung „Ergebnisverbesserungsprogramm“ aktuell umgesetzt werden soll. Meiner Meinung nach wird es an allen Standorten zentrale Vorgaben geben, wie viel eingespart werden soll. Es geht um Stellenabbau und Kostenreduzierung in der gesamten Gruppe! Die am Freitag dargestellten 20 Mio. € Investitionen beziehen sich vermutlich auch auf die Abwicklungskosten für die von Kündigung bedrohten Arbeitnehmer. Geschätzt wird der Sparbetrag in Höhe zwischen 8 bis 10 Mio.€

Bekannt sind in der zu MDS gehörenden MOPO bisher geplante Abbaumaßnahmen im Bereich Personal und dem Sales-Services der Anzeigenabteilung (Innendienst), der Ausgliederung des Anzeigenverkaufs sowie Stellen in der Redaktion im Bereich Layout, Politik/Reise und Sekretariat. Das soll aber noch nicht alles sein! Auch im Bereich Rechnungswesen/Controlling und Satz/Mediengestaltung werden weitere Kündigungen erwartet. Mit den Maßnahmen soll auch die betriebliche Interessenvertretung geschwächt und die Tarifbindung früher oder später aufgehoben werden. Das Sparprogramm des MDS-Vorstandes sieht auch in der MOPO-Redaktion Kündigungen vor. In Berlin soll es künftig zwei neue Redaktionsgesellschaften geben, eine Berliner Zeitungsgesellschaft und eine Berliner Kurier GmbH. Die Auflösung der Tarifbindung wäre auch hier eine Folge. MDS hat seine digitale Transformation in der Redaktion/den Redaktionen gestartet. Ein notwendiger Prozess, aber am Beispiel wird das strukturelle Problem dieses Konzeptes sichtbar: Die Redaktion wird personell insgesamt reduziert. Künftig muss wohl unter wesentlich schlechteren Arbeitsbedingungen online und Print produziert werden.

Es geht nicht um Wachstum, es geht um ein Sparprogramm

MDS nennt ihr Abbauprogramm „Perspektive Wachstum“, um nicht zu sagen, man baut x Planstellen in Höhe von y Mio. € ab. Man will nicht den Fehler der Mediengruppe Madsack wiederholen, die sich mit ihrem Abbau-Programm „Madsack 2018“ den Protest der Beschäftigten zum Zeitpunkt der Verkündung hervorrief, eine negative Presse generiert und für die Identifikation der Belegschaft einen bitteren Beigeschmack verschafft hat. Umsatz macht man am Markt, nicht im Konzern durch gegenseitige Verrechnung. Der Markt „da draußen“ wird von den Verantwortlichen immer als rückläufig beschrieben. Umsatzwachstum gibt es in den Grundprozessen nur durch Aufkauf von Unternehmen. Bei MDS wird aber erst einmal saniert.

Was passiert bei der Zentralisierung?

Erstens: Das regionale Vertriebs- und Anzeigenverkaufsgeschäft (Außendienst) soll zwar weiterhin vor Ort bleiben, aber nur in eigenen, ausgegliederten Gesellschaften.

Zweitens: Der Anzeigen-Innendienst wird komplett plattgemacht und die Tätigkeiten in Halle vom dortigen Call-Center von MDS, MZ Dialog, übernommen werden.

Drittens: Die noch vor Ort vorhandenen Rechnungswesen werden aufhören zu existieren und an einem Standort von MDS zentralisiert. Das Gleiche wird auch für die Mediengestaltung erwartet.

Viertens: Die ehemaligen „Unternehmensbereiche“ (UB) heißen jetzt gewichtig „Medienhäuser“ (MH) mit Sitz in Köln, Halle und Berlin. Die ehemalige Vorstands-Zuständigkeit „Beteiligungen“ verschwindet an der Spitze.

Wie werden die Dienstleistungen neu strukturiert?

Zum einen werden „Dienstleistungen“ zentralisiert, d.h. nicht mehr vor Ort existieren. Diese „Dienstleistungen“ sollen in „Management-Services“ (Fibu, Personal, Controlling, Reinigungsdienste etc.) und in „Medien-Services“ unterschieden werden. Hier geht es darum, in einem späteren Schritt das so genannte „Mandantengeschäft“ aufzubauen, d.h. Fremdkunden zu gewinnen.

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