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Holger Artus

Über Zahlen muss man reden und Kriterien für ihre Beurteilung erarbeiten

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Die Zeitungsverleger quatschen einen, wenn es darum geht, ihre reale Lage darzustellen, das Ohr ab. Alles wird in einen Topf geworfen für den einen Zweck: Verschleierung der eigentliche Lage (die nicht schlecht sein muss) und Instrumentalisierung für einen bestimmten Zweck in der Argumentation. Müssten sie ihre Wirtschaftsprüferberichte veröffentlichen, ein Sturm der Entrüstung würde ausbrechen. Der Niedergang der Pressefreiheit und die Gefährdung aller Arbeitsplätze wären nach ihrer Auffassung vermutlich die Folge.

Zeitungs- und Zeitschriftenbeschäftigte erwirtschaften 2011 einen Betriebsüberschuss von 3,2 Mrd. €
Aktuell (25. April 2014) wurden vom Statistischen Bundesamt die Zahlen für das Verlagswesen 2011 veröffentlicht, auch zusammengefasst für die Zeitungen und Zeitschriften (aber nicht Druckindustrie, die sind wesentlich aktueller). 2011 wurde ein Umsatz von 20, 511 Mrd. € (20.310 Mrd. 2010) realisiert. Es waren 154.602 abhängig Beschäftigte in den Unternehmen in den 3.149 Unternehmen der Printmedien tätig. Der gesamte Aufwand lag bei 17,102 Mrd. € (16.691 Mrd. € 2010), davon Bruttoentgelt 4,207 Mrd. € (4.176 Mrd. € 2010). Der Materialaufwand und sonstige betriebliche Aufwendungen 2011 betrugen 12,046 Mrd. € (11.691 Mrd. € 2010). Der Bruttobetriebsüberschuss, nennen wir ihn mal Gewinn, – wenn das auch nicht ganz richtig ist – betrug 3,233 Mrd. € (3,438 Mrd. € 2010).

Umsatz der Zeitungsverlage 2013 um – 2,8 Prozent rückläufig
Vergleichbar genauere Zahlen für 2012 oder 2013 liegen leider nicht bzw. werden im Frühjahr 2015 für 2012 vorliegen. Man könnte höchsten auf die quartalsweisen Konjunkturdaten des Statistischen Bundesamtes verweisen. Sie besagen, dass 2012 der Umsatz im gesamten Verlagswesen (einschließlich Buchverlage) um – 1,8 Prozent im Vergleich 2011 zurückgegangen ist. 2013 ist der Umsatz um – 2,8 Prozent zurück-gegangen, was aber noch vor den Rückgängen während der großen Wirtschaftskrise 2009 mit – 5,2 Prozent oder 2010 – 4,7 Prozent lag. Zahlen für das 1. Quartal 2014 liegen leider noch nicht vor. Der Beschäftigungsindex für 2013 im Vergleich zu 2012 besagt auch einen sinkende Tendenz von – 1,8 Prozent.

Ãœber Zahlen muss man reden, wenn es um eigene handeln geht
Auf Seiten der gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung gibt es keine strukturierte Erfassung von Wirtschaftsdaten der Printmedien oder eine Verständigung über den Zweck einer eigenen Dokumentation zur wirtschaftlichen Lage der Arbeitnehmer/innen in den Unternehmen der Vertretungsbranche. Es gibt eine Tonne von Datenquellen, ob nun das Statische Bundesamt, die veröffentlichten Bilanzen der großen Medienunternehmen u.a.m. Alles, was unsererseits erklärt wird, bezieht sich nicht auf eine Betrachtung der Entwicklungen, sondern ist – gepaart mit vorhandenen Wissen aus den verschiedenen Mediengruppen – eine tagesaktuelle Haltung, verbunden mit sehr allgemeinen Einschätzungen, aber eine wissende Einschätzung gibt es nicht. Da es keine Verständigung gibt, hat natürlich jede Einschätzung ihre politisch-moralische Bedeutung und muss als solche Meinungsäußerung zur Kenntnis genommen, respektiert werden. Am Ende reicht es für eine Strategie der gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung aber nicht aus, wie die Tarifrunde der Redakteure/innen 2014 gezeigt hat. Schwarz-weiß klappt für die Agitation im laufenden Prozess, für die Erklärung und Folgeprozesse hilft es wenig, wenn es gilt, sich auf die Umbruchprozesse einzustellen und Eckpunkte der Formierung oder Neuformierung zu erarbeiten.

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