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Holger Artus

Fragen und Antworten zum Insolvenzantrag der FR- Welche Folgen hat der Insolvenzantrag für die MOPO

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Wir sind traurig über den Insolvenzantrag bei der Frankfurter Rundschau. Es gibt aber keinen Zusammenhang zwischen dem Insolvenzantrag der FR und der MOPO. Man hätte allerdings viel aus den Strategie- und Unternehmenskrisen der MOPO lernen können. Die FR ist seit über einem Jahrzehnt defizitär. Sie hat es nicht geschafft, sich aus der vorletzten Wirtschaftskrise 2001/2002 neu zu finden. 

Warum kam es zum Insolvenzantrag?

Wir sind der Meinung, dass der Insolvenzantrag der FR eine politische Entscheidung der beiden Gesellschafter MDS und der dd_vg ist. Fakt ist, dass die in der Mitteilung von MDS in diesem  Jahr (bisher) 16 Mio. € Verluste schreibt. Damit liegt sie auf dem Niveau der bisherigen Verluste. Auch der reklamierte Rückgang der Anzeigenverluste, die wir nicht negieren wollen, war auch in den vergangenen Jahren in ähnlichen Dimensionen. Die FR lebte ausschließlich den finanziellen Mitteln der beiden Gesellschafter, die jedes Jahr Millionen abgeschrieben haben, aber die Zeitung wäre schön längst insolvent. Wir übersehen die enorme finanzielle Leistung von MDS in der FR nicht. Das war eine verlegerische Haltung.

Wie geht es weiter mit der FR?

Der Insolvenzverwalter wird ein Gutachten über die Vermögenswerte der FR voraussichtlich bis Januar 2013 erstellen. Üblich in solche Verfahren ist,  einen Investor zu finden, der die Vermögenswerte aus der Masse herauskauft.  Die Schulden müssen ihn nicht beschäftigen. Nach dem jetzigen Stand läuft der unternehmensbetrieb weiter, ohne das Geld von MDS würde die Zeitung nicht existieren können, so unsere Meinung.

Wie löste sich die MOPO-Krise 1979/1980 auf?

Wenn man einen Vergleich bedienen darf, dann möchten wir daran erinnern, dass die MOPO 1979 durch den heutigen Mitgesellschafter der FR, der SPD-Medienbeteiligung dd_vg, eingestellt wurde. Alle habe sich für die MOPO interessiert, Bauer, Burda, G+J, DuMont Schauberg etc., aber es wurde nix. Kurz vor Toresschluss schlug Eduard Greif auf und kaufte die MOPO, die seit Ende der 1960er Jahre rote Zahlen schrieb.  Jeder sagte, die MOPO ist nicht zu retten. Wir sind heute der praktische Beweis, dass das nicht stimmt.

Ist das der Beginn einer Medien- oder Zeitungskrise?

Nein! Die FR schreibt seit über zehn Jahre tiefrote Zahlen, die um jährlich – 20 Mio. € lagen. Die Zeitungsverleger haben aktuell ihre Bilanz für das vergangene Jahr und das laufende veröffentlicht.  Die Anzeigenumsätze gehen zurück, die Vertriebsumsätze (Auflage) steigen. Für 2011 spricht der BDZV von einem stagnierenden Gesamtumsatz. Für 2012 legt man sich noch nicht abschließend fest, aber im Anzeigenmarkt ist erheblicher Druck. Schaut man sich den Durchschnitt alle Verlagsumsätze an, so war dieser in 2012 im 1. Halbjahr – 2,3 Prozent zum Vorjahr.  Das ist keine Krise! Und: Umsatz sagt nichts über das Ergebnis aus.

In Berlin sollen weitere Restrukturierungsmaßnahmen folgen, nicht doch ein Beleg für eine Zeitungskrise?

Nein, in Berlin ist es in den letzten Monaten zu einer kompletten Auswechselung der Führungsmannschaft gekommen (Geschäftsführer, Chefredaktion Berliner Zeitung, Personalleiter, kaufmännische Leitung). Auf dem diesjährigen Neujahrsempfang von MDS hat es massive Kritik am Handeln des Geschäftsführer Rohloff gegeben. Er hat es offenbar nicht geschafft, den Berliner Verlag mit seinen Beteiligungen auf eine langfristige Erfolgsstrategie zu führen. In der Hauptsache sind alle Grundprobleme aus der Mecom Zeit (2006 – 2009) nicht gelöst worden.

Frankfurter Rundschau, Berliner Verlag – brennt es nicht überall bei den MDS Zeitungen!

MDS hat fünf Zeitungen, eine schreibt tiefrote Zahlen, in Berlin gibt es Druck. Die Mitteldeutsche Zeitung, der Kölner EXPRESS, der Kölner Stadtanzeiger, die Kölnische Rundschau – sie sind ohne jeden ernsthafte Printkonkurrenz. Auf Grund der Größe haben sie darüber hinaus noch viele Möglichkeiten, Kosten zu optimieren. Die MOPO steht! 

Hat jetzt ALDI seinen Auftrag zurückgezogen?

Die Werbestrategie von ALDI hat sich geändert. Die Werbemittel werden anders verteilt, man setzt mehr auf Direktverteilung wie Anzeigenzeitung oder Beilagen. Dieser Strategiewechsel ist kein Geheimnis, sondern seit langem bekannt. Wenn es jetzt die MOPPO erreicht hat, dann ist das keine Überraschung, sondern war zu erwarten.  Es gibt jedes Jahr Veränderungen im Anzeigengeschäft, diese sagt aber nichts über den Geschäftsverlauf. Wer es gefällt, möge eine Einzelmaßnahem dramatisieren, wir sehen das nicht so. Wir schauen auf den Gesamtumsatz. Wir sind überhaupt nicht der Meinung, dass man jetzt in Hektik verfallen muss oder sie herbei reden muss. 

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