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Holger Artus

Weiter wie bisher?

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Im April 2011 dürfte es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung in der Druckindustrie um die Zukunft des gesamten Tarifwerks kommen. Dies stellt nicht nur für den Fachbereich Medien eine Herausforderung dar. Verdi gesamt dürfte gefordert sein, hier Teil davon zu werden. Ver.di klärt in den kommenden Monaten ihr Herangehen. Bleibt es beim bisherigen Ansatz und bereitet man pragmatisch die Aufgaben vor? Oder macht man den Schritt, das eine zu tun, ohne die anderen grundlegenden Frage zu vertagen und anzugehen.

Die Bereitschaft in ver.di, sich den Herausforderungen in der Tarif- und Betriebspolitik in der Druckindustrie zu stellen, ist gegeben (dafür spricht auch das laufende ver.di-Projekt in der Papierverarbeitung).  Das bestehende Tarifwerk bei abnehmender betrieblicher Basis zu verteidigen, den Strukturwandel  sozial (und konzeptionell aus Arbeitnehmersicht) zu gestalten und auch noch die wachsende Front der nichttarifgebundenen Betriebe anzugehen, wären keine leichten Aufgaben. Diesen Weg kann man nur über die Debatte in den Betrieben klären, nicht auf Sitzungen. Die unterschiedliche Ausgestaltung der Arbeitsbeziehungen von Betrieb zu Betrieb macht das gemeinsame agieren und die Vermittlung von Forderungen schwer. Auch die Unterschiedlichkeit der Arbeitsbedingungen im einzelnen Betrieb ist mit schönen Worten alleine nicht zu erledigen. Das Gerede von der „Guten Arbeit“ ist der falsche Weg. Leiharbeit als Problem wird genannt, im betrieblichen Vorgehen aber nicht verfolgt. Die gewerkschaftlichen Erfahrungen beim Verleiher Tabel in den Kieler Nachrichten haben verdeutlicht, das es in erste Linie um die normale Betriebsarbeit geht, die etwas mit Handwerk zu tun hat. Die besondere Situation dieser Arbeitnehmer und deren schlechten Arbeitsbedingungen und Niedriglohn kommen hinzu.

Die Frage der kommenden Strategie und des zu beschreitenden Weges muss in den Betrieben, mit den betrieblichen Träger erörtert werden. Eine Mitgliederbefragung über ein Ergebnis X ist sicher der falsche Weg und würde unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen die Problem der betrieblichen und tariflichen Arbeit nur vertiefen. Eine Mitgliederbeteiligung und -befragung über das Vorgehen und die Ziele im Vorfeld scheint notwendig. Mitgliederbeteiligung ist in ver.di ein großes Wort, in der Praxis geht es mehr um eine formale, denn inhaltliche Kiste.

Die gewerkschaftliche Phrase „Vor der Tarifrunde ist nach der Tarifrunde“, kann man jetzt schon zitieren, ändern wird es nichts daran, das der pragmatische Tarifansatz nicht aus den Problemen in der Tarif- und Betriebsarbeit in der Druckindustrien herausführen wird.

Um das bestehende Tarifwerk eine Formierung der Belegschaften zu erreichen – bei breit gefächerten Arbeitsbeziehungen – ist möglich. Dafür bedarf es der Organisation und eines Gesamtpakets, dass sowohl realistisch und auf das heute bezogen ist, aber auch Perspektiven für die Zukunft weißt. Wer sich vom Konzept der Gegenmacht und Gegenwehr verabschiedet, sich pragmatisch gibt, hat heute das Problem, das man damit nicht wie in den 70er und 80er Jahre, Erfolge in der Mitgliedschaft verkaufen kann. Die Arbeitgeber in der Druckindustrie wollen es nicht honorieren, ihre Renditen sind niedriger, die Verdrängungswettbewerb härter und die Fremdfinanzierung teurer geworden.

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