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Holger Artus

Und schnell wieder raus, aber eher wenig Schlussfolgerungen ziehen

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In der Lohnrunde der Papierverarbeitung hat ver.di erstmalig einen Lohnabschluss über 28 Monate vereinbart. Für die ersten sechs Monate gibt es keinen Cent, danach folgen 1,3 Prozent, ab 1.5.2011 1,5 Prozent und 1,3 Prozent zum 1. 03.2012. Die Laufzeit ist der 31.08.2012. Der MTV in der papierverarbeitenden Industrie wurde ebenfalls bis zum 31.08.2012 verlängert. Das für 12 Monate von der Forderung von 4,5 Prozent in Wirklichkeit nur 0,65 Prozent übergeblieben sind und das Forderung und Ergebnis erheblich auseinanderklaffen, hat kaum einen 😉 gestört. Schnell wurde gerechnet, dass es sich in der Addition der Monate um 4,1 Prozent handelt, man habe 4,5 gefordert – also dicht dran. Aus den Betrieben gab es eine Erwartungshaltung von 2 plus X, auch das hat man erreicht, wenn auch die Erklärung nicht folgte. Verwiesen wurde auf die Verhandlungsdynamik. Das Angebot für 28 Monate war höher als wenn man sich auf 24 Monate z.B. eingelassen hätte. Man kann rechnen wie man will, in der gesellschaftliche Verteilungsfrage hat man keine Punkte gemacht, der Abschluss für 2011 dürfte unter der Preisentwicklung liegen. Andere Gewerkschaft, bei ganz anderem strategischem Ansatz, haben mehr in Verteilung erreicht.

Es ist nicht zu übersehen, dass die Kräfteverhältnisse in der Papierverarbeitung nicht der Gestalt sind, dass man die Beschätigten vor die Tür ruft und die Arbeitgeber vor Schreck die Forderung von ver.di erfüllen. Mit über 50 Betrieben und geschätzten 7.000 Beschäftigten (hoffentlich wie die 4,1 Prozent keine Addition) muss man aber von einem Achtungserfolg in der Mobilisierung sprechen. Vor dem Hintergrund, dass ein verdi-Verband mit einer Null in die Tarifverhandlungen einsteigen wollten und sich nicht groß an der Planung der Warnstreiks beteiligte, ist das eine angenehme Entwicklung. Die MTV-Runde 200/2006 endetet mit einern bitteren Niederlage, die alle offenen Flanken von ver.di verdeutlicht hat. Vor allem im Kernbereich der Tarifarbeit, in der Mehrheitsfähigkeit in den einzelnen Betrieben.

Die Chance und Herausforderung, Wirtschaftskrise und deren Folgen für die Beschäftigten zusätzlich für die Mobilisierung zu erschließen, war nicht Thema der zentralen Planung, wurde ausgeblendet. Bloß keine Politik, möchte man meinen. Stur hält man am Ausstiegskonzept für gewerkschaftlichen Gegenwehr fest: Wir schauen auf unsere Branche und blinken auch ein Richtung der betrieblichen Erforderlichkeiten. Es ist bezeichnend, dass jetzt jene, die in der Vorbereitung immer wieder versucht haben, dass Tempo rauszunehmen, davon sprechen, die kommenden 28 Monate zu nutzen. Das ist in der Tat eine Aufgabe und auf der Tarifkommissionssitzung wurden dazu Beschlüsse gefasst. Die Debatte um die 28 Monate zeigte aber auch, dass es nach wie vor eine große Differenz gibt: Tarifpolitik als Ordnungsfaktor in der Anpassung an Arbeitgeberpositionen oder Tarifpolitik in Mitgliederbezug und einem Gegenmacht/Gegenwehr-Konzept, dass den Ordnungsfaktor nicht ignoriert. Das besondere an denen, die den Ordnungsfaktor verabsolutieren besteht darin, dass sie selber nichts in die Debatte einbringen. Die Verantwortlichen in Berlin tun alles, damit verdi in der Papierverarbeitung der Weg von Gegenmacht/Gegenwehr hinter sich lässt.

Am Ende entscheidet die Wirklichkeit. Für heute kann man sagen, dass das unklare Konzept in Berlin nicht die Effekte bringt. Weder wächst der Organisationsgrad noch die Organisationsmacht. Mit großem finanziellen Aufwand wurde ein eigenständigen Projekt in der Papierverarbeitung gestartet, doch die formulierten Zielen wollen sich nicht richtig einspielen. Sollte sich der Erfolg einspielen, wird er nur auf der Basis von Gegenmacht funktionieren.

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