Ansichten

Holger Artus

Shame on you, Mr. Montgomery – Aktie nur noch 0,86 Pence wert – Banken gewähren Monty Frist bis 28.02.09 zur Kreditsicherung – MOPO ist Fels in der Brandung

| Keine Kommentare

Seit November 2008 gingen wir davon aus, das Mecom auch die deutschen Beteiligungen verkaufen will. Eine geschriebene Info haben wir für die Recherche des Themas weiter zurückgehalten. Ende Dezember spitzen sich die Indizien zu. Wir konnten unsere These noch nicht belegen, also griffen wir die katastrophale Lage von Mecom auf und begründeten darum unserer These. Erst ein paar Tage später kam die Meldung, das DuMont der Käufer werden dürfte.

Am 22.12.08 hat Mecom eine Erklärung abgegeben, die noch nicht auf der eigenen Web-Seite (www.mecom.co.uk) steht: Die Kreditsicherungsüberprüfung der Gruppe wird vom 31.12.2008 auf den 28.02.2009 verschoben. Mecom denkt über den Verkauf von Beteiligungen nach, gehandelt wird das norwegische Geschäft. Dabei wird es nicht bleiben, meint der MOPO-Betriebsrat. 

Per 30.11.2008 betrugen die Kreditschulden der Mecom Group 571 Mio. Pfund, am 1.1.2008 waren es 524 Mio. Pfund. Für die Gnadenfrist der Banken bis 28.02.09 zahlt die Gruppe eine Strafe von 2,5 Mio. Pfund und der Kreditzins wird erhöht.  Die Aktie von David Montgomerys Mecom Group plc. war am 19. Dezember 2008 bei 0,86 Pence angekommen, aktuell liegt sie bei 0,88 Pence (22.12.08 10:43 Uhr), also weniger als 1 Cent! In Höchstzeiten lag der Wert bei 97 Pence (04.07.2007).Im Oktober 2008 hatte Mecom eine Gewinnwarnung herausgegeben. Aus heutiger Sicht wagen wir die Prognose, dass es Mecom als führende europäische Zeitungsgruppe 2009 so nicht mehr geben wird.

Die MOPO ist gut aufgestellt, hat ein Spitzenergebnis und wird auch 2009 nach unserer Auffassung durch alle Wirrungen gut durchkommen. Wenn es eine Belastung für die MOPO gibt, dann heißt sie Mecom. Es ist klar, wenn eine Gruppe am Fallen ist, Gerüchte auch über den Verkauf der deutschen Beteiligungen gehandelt werden. Ob es wirklich Verkaufsgespräche mit den KN oder shz gibt? Dem Betriebsrat wird man es nicht sagen. Erst bei Vollzug wird man Klarheit haben. Egal, ob oder ob nicht: die MOPO agiert in Hamburg und im Umland, wir sind im Wettbewerb in der Stadt Hamburg und im Umland. Der Medienwandel hält an und wir brauchen einen Relaunch von mopo.de sowie die Debatte darüber in Redaktion und Verlag. Wir brauchen neue Stellen in der Redaktion. Jeder,  der uns kaufen würde, wird darauf schauen, ob er seine Kosten mit uns reduzieren oder er bei uns Kosten reduzieren kann. Das kennen wir bereits aus Berlin. Wichtig ist, dass man auf das Produkt, die journalistische Leistung und den Verkaufserfolg der MOPO achtet. Die Tarifverträge mit den Gewerkschaften, die die Bezahlung und Freizeit regeln, sind entscheidet für die Arbeitsbedingungen. 

Montgomery hat gestern erklärt, das Geschäftsmodell von Mecom sei richtig. Er ist davon überzeugt, dass man weitere Fortschritte bei der „Umstrukturierung der Kosten (!) und der Entwicklung neuer Einnahmen machen wird“. Da wir in eine europäische Rezession wandern, die in Dänemark und Niederlanden schon zugeschlagen hat, bei uns im Werbemarkt anklopft, ist das einfach zu übersetzen: Es sollen mehr Arbeitsplätze als bisher geplant abgebaut werden. Aus den Nebengeschäften wird man die Folgen der Werberezession nicht kompensieren können. In Deutschland ist das digitale Geschäft unter 1 Prozent, in der gesamten Gruppe bei ca. 4 %. Die Geschäftsidee von Montgomery hieß bisher Schulden, noch mehr Schulden, mehr Zinsen usw.

Klar ist für den Betriebsrat aber, dass die Abbauprogramme für 2009 gestoppt werden müssen. Die Onliner müssen schnell eingestellt werden, damit die Zeitung mehr Chancen im redaktionellen Wettbewerb erhalten kann. „Wir haben ein Millionenergebnis, eine Top-Rendite. Die 2,5 Mio. Pfund Strafe, die Mecom für die Verlängerung der Kreditsicherung zum 28.02.2009 – statt 31.12.08 – bezahlen muss, sollte Herr Montgomery aus seiner eigenen Tasche bezahlen. Aber vermutlich wird auch diese Schuld durch den Abbau von Arbeitsplätze finanziert,“ empört sich Betriebsratsvorsitzender Holger Artus.  „Die Mecom Titel sind wertvolle Produkte. Sie dürften jetzt nicht von der Aktienentwicklung in die Krise getrieben werden. Der Markenramponierung durch den Eigentümer, der Aktienentwicklung und der negativen Positionierung der Titel im Markt muss Einhalt geboten werden: Shame on you, Mr. Montgomery! – Sie versprechen viel und halten es nicht!“

Die einseitige Ausrichtung von Montgomery an den Aktionärsinteressen hat den Arbeitnehmern in der europäischen Gruppe nur den Verlust von Arbeitsplätzen, Schulden und einen Ansehensverlust der nationalen Titel gebracht. Die Zukunft von Mecom und seinen Beteiligungen liegt nicht mehr an der Börse. Das jetzige Modell hat zu der Krise der Gruppe geführt. In unseren Augen hat sich Montgomery durch sein Gerede über die Zukunft nicht als Kenner der Branche erwiesen. 

Die MOPO gehört zu Hamburg und ist ein Teil der Stadt. Die MOPO ist nicht nur das Spitzenergebnis, es sind die Menschen hier, die mit ihrer Leistung ein gute Zeitung herausbringen, die 240.000 Menschen erreicht.  

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.