Ansichten

Holger Artus

Es geht ums Eingemachte!

| Keine Kommentare

Auf der Betriebsversammlung am 30.11.2006 applaudierte Geschäftsführer Frank W. der Erklärung der Redaktion “Jetzt reicht’s“. Aus Versehen? Oder weil auch er sich der Erkenntnis nicht verschließen konnte, dass es hier ums Eingemachte geht? Nämlich den Erhalt der HAMBURGER MORGENPOST in gewohnter Qualität. Und die ist mit dem in Berlin geplanten weiteren Stellenabbau nicht zu halten. Die letzte Zeile der Resolution lautet: „WIR sind die MOPO. Deshalb werden wir alles tun, um diese Pläne zu verhindern.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Am 12. Dezember, zwei Tage vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung, wo der Etat und damit der Stellenplan der MOPO in Berlin beschlossen werden soll, will unsere Geschäftsleitung diesen Stellenplan dem Betriebsrat vorstellen. Die Richtung scheint klar. Auf der Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag hatte Herr W. in zweierlei Richtungen argumentiert: JA, es werde im Zuge der Einführung eines neuen Redaktionssystems zum Abbau der Arbeitsplätze im Archiv (3), der Belichtungssteuerung (2) und auch der Korrektur (3) kommen. Durch mögliche altersbedingte Fluktuation frei werdende Stellen sollen nicht wiederbesetzt werden. Die Verlängerung beziehungsweise vom Betriebsrat geforderte Entfristung von Zeitverträgen über das Jahr 2007 hinaus könne nicht zugesichert werden. Bei den Zeitverträgen haben wir es mit zwei Gruppen von betroffenen Kollegen zu tun: Fünf, deren Zeitverträge unter dem Vorbehalt des Erfolges der MOPO am Sonntag nur bis zum 30. Juni 2007 verlängert wurden. Eine weitergehende Entscheidung über die Zukunft wird in einem ersten Schritt im Frühjahr geprüft. Zur Sonntagszeitung: Aktuell läuft das Produkt gut. Die verkaufte Auflage liegt zwischen 35 bis 45.000 (ca. 38.000 war aus Berlin zu hören). Am seidenen Faden hängen auch „normale“, nicht an den Erfolg der Sonntagszeitung gekoppelte Zeitverträge von vier Kollegen. Diese Verträge sollen, geht es nach der Chefredaktion und Hamburger Geschäftsführung, bis Ende 2007 durchetaisiert werden.

Dann gibt es noch die offene Frage, was mit den in der Vergangenheit durchschnittlich sechs Volontärsstellen passiert. Man prüfe dies. Auf die Frage, was denn 2008 mit diesen Volontärsstellen passiert, wollte Herr W. keine Auskunft geben. Die Gesellschafter könnten sich mangels Planungssicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung der MOPO über Jahre hinaus nicht festlegen, das müsse doch jeder verstehen. Aber was sind das für Arbeitgeber, die umgekehrt auch ihren Beschäftigten die Planungssicherheit zumindest für zwei Jahre nicht geben wollen?
Konkret: 2007 laufen bis zum 31.12.2007 fünf Volontariate aus. Nach unseren Informationen sollen die betroffenen Kollegen nicht übernommen werden, lediglich zwei Anschluss-Volontariate (Politik und Service) sollen begründet, dafür aber eine befristete Redakteursstelle eingespart werden. Wer so kurz vor der Aufsichtsratssitzung erklärt, “man prüft“, der muss sich fragen, was er bis dahin gemacht hat, dass so eine Frage
noch nicht geklärt sein sollte. Wie ernst das mit dem Verlängern ist, kann man an der Tatsache festmachen, dass ein Zeitvertrag in der Korrektur aktuell nicht etwa bis zum 31.12.2007, sondern nur bis zum 30.06.2007 verlängert werden soll.

Von interessierter Seite wird versucht, bei den Kurier-Kollegen in Berlin den Eindruck zu erwecken, „die Hamburger“ hätten in Wahrheit gar keinen Grund, sich vor Stellenstreichungen zu fürchten. Sie würden doch nur ihren gewohnten Stremel weiter fahren wollen und versuchten deshalb, die Arbeit der Berliner Kollegen zu diskreditieren. Dem ist nicht so, wie wir alle wissen. Es gibt sicher keinen Hamburger Kollegen, der den Erfolg des Berliner Kuriers in seinem Verbreitungsgebiet nicht anerkennen würde. Aber Hamburg ist nicht Berlin. Deshalb bleibt unsere Forderung bestehen: Die Panorama-Seiten müssen wieder in Hamburg produziert werden, denn unsere Leser sprechen eine andere Sprache als die Berliner Leser. Solange aber unsere Berliner Kollegen uns beliefern müssen, muss es auch möglich sein und bleiben, inhaltliche und handwerkliche Fragen zu diskutieren. Es geht um das Produkt – nicht um Kollegenschelte! Wer aus Kritik auf einer Redaktionskonferenz eine Glaubensfrage macht, obwohl es doch nur ums Handwerk geht, muss sich fragen lassen, warum er daraus einen Konflikt zu machen versucht.

Die Grundlage der redaktionellen Zusammenarbeit zwischen MOPO und Kurier, so haben wir das auf der Betriebsversammlung am 30.11.2006 gesagt, ist die Verantwortung beider Chefredakteure in ihrem Zuständigkeitsbereich. Wer diese Grenze überschreitet, erweckt den Eindruck, dass er die redaktionelle Verantwortung der jeweiligen Chefredaktion nicht akzeptieren will.

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.