Am 27. Januar 2006 wurde die MOPO erneut verkauft, damals an einen Finanzinvestor, VSS. Auf einer Betriebsversammlung am 30. Januar 2006 hatte ich zu den unmittelbaren Herausforderungen einige Anmerkungen gemacht.
Am Tag des Verkaufs hatten wir als Betriebsrat als erstes eine Presseinfo verbreitet. Der Verkauf kam für uns nicht überraschend, bereits in der Woche davor hatten wir zu allen gehandelten Käufern entsprechende Infos abgestimmt. Am 12. Januar 2006 hatten wir bereits eine Betriebsrats-Info verteilt, in dem wir über die Spekulationen und Dementis der beiden Eigentümer geschrieben hatten. Die Presse-Info vom 27. Januar 2006 zielte darauf, dass wir mit unserem Standpunkt auch von den Medien mitgenommen wurden, es war ein Freitag.
Unsere Linie vorher und nachher war, dass wir unaufgeregt sind (waren), selbstbewusst auftreten und wissen, worüber wir reden – wenn es um die MOPO oder die Käufer ging.
Ich hatte die Stichworte zu meiner Rede völlig vergessen und war für einen Webtext erst jetzt (23. September 2025), 20 Jahre später darüber gestolpert. Sie vermittelt, bei aller zu übertriebenen Eitelkeit in der Rede, einen Eindruck, wie wir damals agierten.
Stichworte zur Rede auf der Betriebsversammlung am 30. Janaur 2006
Einstieg
Die Katze ist vergangenen Freitag aus dem Sack gesprungen. Trotz allerd Dementies seit November 2005 haben Hans Barlach und Josef Depenbrock sich als Gesellschafter der MOPO verabschiedet, haben ihre Anteile verkauft. Ein Teil davo stecken sie in eine andere Gesellschaft. Diese Anteile sind aber eine reine Invest-Anlage, die sich spter um ein mehrfaches verzinsen soll.
Die Frage kann man stellen, warum die beiden so ein Versteckspiel um den Verkauf gemacht haben? Sehen wir das anders: Seit vorletzter Woche hat ihnen kaum noch jemand geglaubt, dass sie nicht verkaufen wollen. Es hat schon einen gewissen Unterhaltungswert, dass der BILD-Kolumnist Peter Heinlein, der Mittwochs gerne gegen Herrn Depnbrock und Hans Barlach geschrieben hat, kurz vor dem Verkauf ein Hintergrundgespräch mit Hans Barlach hat, in dem dieser ihm erklärt, er verkauft nicht und das alles nur für den Kauf des Anzeigen- und Redaktionssystems ist. Am folgenden Erscheinungsrag konnte man dann lesen:
Es stellen sich natürlich für alle Fragen, was der kommenden Wechsel heißt und was es für jeden Einzelnen heißen kann
Was sind die Fakten
1. Künftig wird die BV Zeitungsholding mit Sitz in Frankfurt alle Gesellschafteranteile an der Hamburger Morgenpost halten
2. Hans Barlach und Josef Depenbrock haben entsprechen ihren Anteilen (90/10) einen zweistelligen Millionen Betrag für den Verkauf der MOPO erhalten und steigen bei der erwerbenden Gesellschaft mit Anteilen ein.
3. Die neuen Erwerber sind vor allem die beiden Finanzinvestoren um die Gruppen Veronis Suhler Stevenson (VSS) und Mecom, wofür der Namen David Montgomery steht. Die Mecom-Gruppe hält aber nur 15 %. Zur Verdeutlichung: Josef Depenbrock hielt an der MOPO 10 %, Hans Barlach 90 %. Es herrscht in Teilen eine große Aufgeregtheit um den Einstieg von David Montgomery, er ist nur Minderheitengesellschafter. Die VSS stellt Medienberichten zu Folge 85 % dar. Das wird sich sicher noch verändern.
4. Der Kauf steht unter dem Vorbehalt des Kartellamtes. Solange dies nichts zugestimmt hat, wird sich bei uns gesellschaftsrechtlich nichts ändern
Was sind die Befürchtungen und Probleme?
Mit jedem Wechsel stellt sich jeder von uns die Frage, was wollen die neuen und hat das Folgen für den Arbeitsplatz? Bis zur Entscheidung des Bundeskartellamtes wird sich bei uns gar nichts ändern. Die neuen Erwerber haben nichts zu sagen und dürfen formal auf die Entscheidungen des Unternehmens keinen Einfluss nehmen.
Eine Integration in das Gesamtkonzept der neuen Erwerber erfolgt nicht von heute aud morgen. Ich gehen davon aus, dass das laufenden Geschftsjahr der MOPO bis zu 30.06.2006 ziemlich unverndert durchgezogen wird. Mit Beginn des neuen Geschftsjahres wird de Etat durch die Erweber-Interessen geprägt werden, vermutlich wird es ein Rumpfgeschftsjahr geben, um das Geschftsjahr dem des Berliner Verlages anzupassen, sprich 1.1. bis 31.12. und nicht wie die MOPO 1.7. bisi 30.6. des Folgejahres. Spästenes zu diesem Zeitpunkt steht die gesamte Geschftsidee der Gruppe und wird im Etat umgesetzt.
Frau S. hatte z. B. in unserem letzten Gespräch bei einer Einführung eines Anzeigen- und Redaktionssystems gesagt, dass mit der Einführung keine betriebsbedingten Kündigungen geplant sind. Nach er Einführung ist aber davon auszugehen, dass das Tätigkeiten nicht mehr erforderlich sind. Die Tätigkeiten, die nicht mehr erforderlich sind und hinter denen Personen stehen, sind so ziemlich alle anfassbar.
Noch gibt es außer einem Kaufvertrag und weiteren Abreden in der Wirklichkeit noch nichts. Vermutlich stehen die Möglichkeiten irgendwo auf Papier und in Berlin und Hamburg sitzen Menschen, die sich bereits an die Planung machen.
Synergien aus Berlin im Verlagsbereich?
Zu den möglichen Szenarien gehört das Thema Synerige in allen Richtungen, sei es bei der Mantelbelieferung aus Berlin für die MOPO oder der Einbeziehung der zentralen Dienste wie FiBu und anderes mehr. Was das Anzeigen- und Redaktionssystem betrifft,so gehen ich davon aus, dass es demncshte eine Information geben wird, dass man das System DIALOG von Funkinform kaufen wird. Bereits heute ist es eine risikoreiche Vorgehensweise gewesen, die Entscheidung so lange auf die Bank zu schieben. Möglichweise kommt es zu einer Investition in eine neue Fibu Names Sage, wenn nicht, wäre diese ein Zeichen in Richtung Synergien mit dem Berliner Verlag. Beim Berliner Kurier/Berliner Zeitung ist das völlig veraltete Anzeigensystem Cicero im Einsatz. Dieses soll abgewechselt werden. Das wir mit den Berlinern ein gemeinsames Anzeigen-System bekommen, ist zu unterstellen. Im Berlienr Kurier kommt das Redaktionssystem QPS 2.0 zum Einsatz, im der Berliner Zeitung das gleiche System wie bei uns, QPS 1.1. Auch hier sollen über alle die Systeme mittelfristig erneuert werden.
Mantelredaktion aus Berlin?
Die Sorge, dass es eine gemeinsamen Mantel aus Berlin geben soll, wurde durch die Erklärungen von Schulte-Hillen eher genährt, dass Service-Themen wir Reise oder Auto aus Berlin kommen kann. Viele kennen sich nicht mehr, die G+J-Redaktionsgemeinschaft, aber es war eine Idee von G+J bzw. des damaligen Vorstandsvorsitzenden, Gerd Schulte-Hillen, der jetzt stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der neuen Erwerbergruppe im Berliner Verlag ist. Die Ausführungen von Herrn Depenbrock am vergangenen Freitag waren in die Richtung, dass er nicht davon ausgeht. Ich teile diese Position, dass es keinen Mantel aus Berlin geben sollte. Ich will aber auch deutlich sagen, dass es nicht unüblich ist, das einen das Geschwätz von gestern morgen nicht mehr interessieren muss. Das praktische Beispiel habt ihr alle die letzten 14 Tagen erlebt.
Hohe Rendite Erwartungen auch für die MOPO?
1. Die Geschäftsidee der PE-Unternehmen ist, dass sie eine hohe Rendite erzielen wollen. Den Medienberichten zu Folge z. B. ist das Ziel der Investoren in den Bleriner Verlag, eine Renditevorgabe von 20 % und mehr zum Inhalt hat. Zum Vergleich unsere Rendite liegt bei etwas unter sechs Prozent, d.h. das bisherige Ergebnis der MOPO von über 1 Mio. € müsste in diesem Fall mehr als verdreifacht werden. Da der Umsatz der MOPO in seinen beiden Geschäftsfelder kaum steigen wird, müsste auf der Kostenseite wesentlich eingespart werden.
2- Die PE Unternehmen kaufen, um mit dem Verkauf einen wesentlich höhren Betrag zu erzielen, so dass wir bereits heute sicher wissen, das wir in der Zukunft wieder verkauft werden sollen, weil sonst die hohen Renditen gar nicht erreicht werden könnten.
Es sollten keine Illussionen verbreitet werden, wo die neuen Gesellschafter die Einsparungspotentiale sehen. In den Verkaufsverhandlungen werden Hans Barlach und Josef Depenbrock bis ins Details beschrieben haben und die Käufer auf ihre Machbarkeit überprüft haben.
3. Die Käufer um VSS und Mecom haben im vergangenen Jahr für rund 160 Mio. € die G+J Zeitungsaktivitten von G+J in Berlin gekauft, die Berliner Zeitung, den Berliner Kurier, die Zeitungsdruckerei, eines der größten Anzeigenblätter in Deutschland, das Berliner Abendblatt sowie die Online-Aktivitten um BerlinOnline und Berlin.de. Damit sind erstmals Anleger in den deutschen Zeitungsmarkt eingestiegen. Diese Invest-Gruppen vertreten große Finanzfonds, in denen Regierungen, Unternehmen wie aber auch Arbeitnehmer z. B,. in den USA oder England ihre Renten bzw. ihre Geld für eine Zeit angelegt haben, um eine bessere Verzinsung als auf dem klassischen Kapitalmarkt zhu ereichen. Neben der Anlage in risikoreiche Aktien oder festverzinslichen Wertapiere, die gibt es den kleinen Bereich der alternativen Anlageformen, den Private Equity Unternehmen. In den anderen Bereichen der Medienwirtschaft sind die Realität. Sei es bei dem Kauf von ProSiebenSat1 durch Haim Saban für 2,1 Mrd. € und eben dem Vekauf jetzt an Axel Springer für über 4 Mrd. €, sei es der Fernsehsender PREMIERE, der einem anderen PE Unternehmen gehört. In der Druckindustrie ist der Einstieg von PE Unternehmen Gang und Gebe.
4. In Berlin ist den Führungskräften angeboten worden, dass wenn sie eine mehr als fünfstellige Summe in die Gesellschaft einbringen, sie den 12- bis 14-fachen Wert herausgekommen. Am Besipeil des Geschäftsführer: er könne 100.000 € einstellen und wird 1,2 Mio. € bei einem künftigen Verkauf erzielen. Die Summe für die anderen Führungskräfte in Berlin sollten am 50 000 beginnen Insgesamt sind für die Führungskräfte 9% der Gesellschafteranteile eingeplant. So werden Kollegen zu Coupon Schneidern, würde doch eine geringen Rendite ihre finanziellen Verkaufsoptionen gerade zu gefährden.
Wie steht der Betriebsrat zu dem Kauf und wie geht es weiter
1. Es ist der vierte Verkauf seit Existenz der MOPO. Und die Erfahrung zeigt: Wer sich in Hamburg mit der MOPO behaupten will, wird auf die Beschäftigten in Verlag und Redaktion setzen müssen. Das Unikat MOPO hat seinen Platz, den man durch redaktionelle oder verlegerische Fehler schnell zerstören kann. Wie ein Herr Döpfner mit seiner redaktionellen Ausrichtung (nach rechts) Ende der 90er gescheitert ist, haben Frank Otto und Hans Barlach ohne eine Personalabbau-Keule die Wirtschaftlichkeit erreicht,“
2. Die MOPO hat in den letzten sechs Jahren über 4 Mio. € Gewinn erwirtschaftet, die Umsatzrendite beträgt gegenwärtig 6 %. Mit einem Ergebnis von 1,3 Mio. € für das
abgelaufene Geschäftsjahr (2005/2006) liegt die Zeitung in einem erfolgreichen Fahrwasser.
3. Ein Verleger, der wie Frank Otto oder Josef Depenbrock auf die Eigenständigkeit der MOPO setzt, wird bei uns willkommen sein. Ein sozialer Wildwest über
Personalabbau wird nicht nur an der Realität in Hamburg scheitern, sondern auch an unserem Willen, den Erfolg der MOPO gegen falsche Interessenlagen zu verteidigen“,
Gerd Schulte-Hillen kauft gewissermaßen zum zweiten Mal die MOPO. Er weiß, dass zu große Zeitungspläne an der Realität scheitern können.
Mit dem Erwerb werden Erinnerungen an die G+J-Redaktionsgemeinschaft 1999/2000 wach. G+J verfolgte das Ziel, die überregionalen Teile der beiden Kaufzeitungen Berliner Kurier und Hamburger Morgenpost an einem Standort zu produzieren. „Wir lassen uns durch NN aber nicht erschrecken! Wir haben erlebt, wie sich andere etablierten Zeitungsverlage verhalten, wenn sie die Rendite steigern wollen. Es geht um die redaktionelle Leistung der MOPO für Hamburg, um die publizistische Unabhängigkeit der Zeitung und die soziale Sicherheit der Beschäftigten. Auf unsere Kollegen in Berlin freuen wir uns, gewissermaßen sitzen wir wieder in einem Boot. Mit dem Betriebsrat in Berlin fühlen wir uns verbunden.
„Dass Hans Barlach verkauft, war uns klar. Es war nur eine Frage des Zeitpunktes und an wen. Wir sehen denneuen Käufern gelassen entgegen wir uns freunen würden freuen, auf einen Verleger zu treffen, denen an der Eigenstndigkeit der MOPO gelegen ist.
Apell
Lass uns als Beschäftigte selbstbewusst nach vorne schauen. Dies ist der vierte bzw. fünfte Verkauf. wenn man die Mehrheitsübernahme der Anteile von Frank Otto durch Hans Barlach als solche sehen will. Die kleine MOPO ist nur dritte Zeitung am Markt und die Wettbewerber sind wesentlich stärker. In der Vergangenheit – wie auch bei jedem Verkauf – sind wir es als Beschäftigte gewesen, die die Arbeit verrichtet und den wirtschaftlichen Erfolg getragen haben. Wir haben den Katastrophalen Weg eines Chefredakteurs Döfpners überlebt wie auch manch millionenschwere Werbekampagen. Was haben uns andere eingeredet, dass mit dem Verkauf von G+J an Frank Otto es sich nur um eine Abwicklung geht. Der damailige Kaufvertrag hatte sogar ein entsprechendes finanzielles Szenario vorgesehen. Die MOPO ist aus den Verlusten herausgekommen. Unsere Arbeitspltze sind sicher immer umstritten, aber es lohnt sich, sich in der Arbeit zu engagieren, wie für gesicherte Arbeitsbedingungen einzutreten, wenn andere sie verschlechtern wollen.
Wir sind künftig nicht mehr in einem mittelstndischen Unternehmen, wo es die anfassbaren Gesellschafter gibt. Wir sind wieder eingebunden in nationalen wie internationalen Geschftsstrategien, Entscheidunge werden nicht mehr in der Willistraß bei Hans Barlach oder in der Griegstaße, sondern in Berlin und Frankfurt getroffen. Stellen wir uns darauf ein, sein wir sicher, dass uns als Beschftigte beteiligt und ernst nimmt, will kommen ist. Wer ein falschen Spiel betreibt und hinter schönen Worten nur den Abbau von Arbeitsplätze zur Rendite-Steigerung im Sinn hat, der muss mit Gegenwehr rechnen.
Ich schaue gelassen und die Zukunft. Selbstbewusste Menschen brauchte die MOPO in der Vergangenheit. Dies sollte auch in Zukunft so sein.