Ansichten

Holger Artus

Stetig bleibt der Wechsel an der Spitze

| Keine Kommentare

Frank Otto hatte 2004 sein letztes Drittel an Hans Barlach verkauft. Sein „Vertreter“ in der Geschäftsführung war Josef Depenbrock, der auch gleichzeitig Chefredakteur war. Wir hatten mit einer Absetzung von Roger Frach als Geschäftsführer gerechnet, der einen sehr gute Job gemacht hatte. Ihm ging es nicht um seine persönliche Geldbörse und er stand für sauber moderierte Prozesse auf der Führungsebene. Das sollte sich unter Josef Depenbrock ändern, dass war uns klar.

Überraschend kam die Absetzung von MOPO Geschäftsführer Roger Frach, auch wenn nach dem Ausstieg von Frank Otto als Gesellschafter Ende 2003 damit zu rechnen war. Josef Depenbrock ist jetzt alleiniger Geschäftsführer und Chefredakteur der MOPO. Bei TV TODAY ist er seit Mitte Oktober 2004 Geschäftsführer. Mit diesem erneuten Führungswechsel und deren Reduzierung auf Josef Depenbrock an der Spitze des Unternehmens bzw. der gesamten Unternehmensgruppe wird die Ausrichtung der Gruppe für die Zukunft unklarer. Der Betriebsrat bedauert die Entlassung von Roger Frach.

Der stetige Wechsel

Nach dem Erwerb der MOPO durch Frank Otto und Hans Barlach 1999 wurde die mittelständische Unternehmensausrichtung u.a. damit erklärt, dass der stetige Wechsel an der Spitze des Unternehmens, wie bei G+J in Bezug auf die MOPO üblich, beendet wird. Rückblickend kann man davon nicht mehr sprechen. Erst musste Marcus Ippisch im Oktober 2001 wegen unterschiedlicher Auffassungen seine Geschäftsführerfunktion beenden, jetzt passiert das Gleiche mit Roger Frach. Mit zwei Geschäftsführern seit 1999 ist der Durchschnitt nicht ganz so hoch wie zu G+J-Zeiten (acht in den Jahren 1986-1999).

Eine Unternehmensgruppe entsteht

Die MOPO ist gegenwärtig die wirtschaftliche Basis der neu entstandenen Unternehmensgruppe MOPO -TV TODAY. Die MOPO hat für das abgelaufene Geschäftsjahr 2003/2004 mit einem Jahresüberschuss von über 1 Millionen € das bisher beste Ergebnis abgeliefert. Mit TV TODAY wurde ein entschuldetes Unternehmen übernommen. Der Erwerb dieses Unternehmen in Höhe von 15 Mio. € wurde über einen Kredit der Verlagsgruppe Burda finanziert. Der Erwerb der 2/3 Gesellschafteranteile von Frank Otto in 2003 wurde ebenfalls kreditfinanziert. Öffentlich bekannt ist nur, dass das erste Drittel der Otto-Anteile über einen Kredit der Bauer Verlagsgruppe in Höhe von 1,6 Mio. € realisiert wurde. Dabei hat der gerichtliche Streit zwischen Bauer und Hans Barlach (BILD 17.11.2004) auf die MOPO keine unmittelbare Auswirkung, da es sich hier um eine Frage im Zusammenhang mit dem Kauf von TV TODAY handelt.

Weniger MOPO – Mehr Brautschau

Trotz dieser Fremdfinanzierung bei Unternehmens- vergrößerung werden Hans Barlach und Josef Depenbrock wohl auch künftig darauf setzen, weitere Aktivitäten zu kaufen bzw. Geschäftsideen zu finanzieren, statt zu konsolidieren. Bei der strategischen Ausrichtung auf weitere Beteiligungen besteht die Gefahr, dass sich der Geschäftsführer weniger um die kontinuierliche Entwicklung des Stammgeschäfts MOPO engagiert. Wie das Geschäftsjahr 2001/2002 mit seinem Verlust von rund 0,85 Mio. € gezeigt hat, kann so etwas schnell passieren.

Redaktionelle Leistung sichern

Die Chancen der MOPO in den beiden Märkten Anzeigen und Vertrieb sind real wie eng. Das Anzeigengeschäft ist stark konjunkturabhängig, aber die Substanz für den wirtschaftlichen Erfolg. Die Auflagenentwicklung (und damit der Vertriebsumsatz) ist hinlänglich bekannt. Wachstum ist hier nicht angesagt – aber kein Anlass zur Sorge. Die Kunden im Vertriebsmarkt, unsere Käufer und Leser, müssen gepflegt werden. Die redaktionelle Leistung ist dabei entscheidend. Ein Geschäftsführer und Chefredakteur, der nebenbei auch noch andere Ideen verfolgt, wird sich weniger darum kümmern können.

Die MOPO ist mehr als der Jahresüberschuss

Die Kontinuität in der Unternehmensausrichtung auf die MOPO sowie eine solide Finanzierung der Zeitung müssen erhalten bleiben. Das ist aus Betriebsrat-Sicht für die Zukunft wichtig. Die MOPO ist mehr als ein Zeitungsunternehmen. Sie ist Zusammenhalt und Zusammenarbeit in den Abteilungen, zwischen den Abteilungen und den Beschäftigten. Daran werden Gesellschafterwechsel und Änderungen in der Führungsriege nichts ändern.

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.