Ansichten

Holger Artus

Der ganze Streit um 20 000 Euro?

| Keine Kommentare

Die MOPO wollte 2003 Geld einsparen und nutzen eine Öffnungsklausel aus dem Haustarifvertrag, einem Abschluss in der Fläche zu widersprechen, um dann lokale Haustarifverhandlungen zu führen. Wir setzen auf harte Haltung, da eine Tarifauseinandersetzung auf betrieblicher Ebene um Einkommen alles andere als gut ist. Am Ende gab die Geschäftsleitung auf.

Die Geschäftsleitung der MOPO hat der Übernahme des Gehaltsabschlusses Angestellte widersprochen. Diese Option ergibt sich aus dem Haustarifvertrag. Gründe für den Widerspruch wurden nicht angeführt. Die Gewerkschaften ver.di und DJV müssen also vermuten, dass es dem Verlag diesmal nicht ums Geld, sondern ums Prinzip geht: Einstieg in den Ausstieg aus dem bestehenden Haustarifvertrag.

Zur Erinnerung: Schon in den Haustarifverhandlungen vor vier Jahren wollten Verlagsleitung und Gesellschafter unter anderem die Gehälter von Verlagsangestellten und Redakteuren tiefer legen. Selbst eine verhältnismäßig fast lächerlich geringe Erhöhung der Angestelltengehälter um 1,5 Prozent im ersten und 1,7 Prozent im nächsten Jahr passt da natürlich angesichts der schon Mitte 2004 zu unterstellenden anstehenden Neuverhandlungen des Haustarifs nicht in den Kram.

Die Geschäftsleitung hätte laut Haustarifvertrag zwar ihre Weigerung, den Tarifabschluss für die Angestellten zu übernehmen, theoretisch mit „tiefgreifenden“, also existenzgefährdenden wirtschaftlichen Problemen der MOPO begründen können. Aber dazu gibt es offenbar keinen Anlass.

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2002/2003 wird der Verlag laut Geschäftsfüher Roger Frach voraussichtlich mit einer „schwarzen Null“ abschließen, jedenfalls was das Brutto-Betriebsergebnis betrifft. Nach Steuern wird sich allerdings schätzungsweise ein Verlust von bis zu 200000 Euro ergeben. Für das laufende Geschäftsjahr 2003/2004 (1.7.2003 bis 30.6.2004) ist laut Geschäftsführer Frach (auf der Betriebsversammlung am 19. Juni 2003) im Jahresetat ein leichter Gewinn von 150000 Euro kalkuliert.

Zugegeben: Ein Verlust von 850000 Euro im Geschäftsjahr 200/2001 und diesmal wieder ein, wenn auch erheblich geringerer Verlust der „Unternehmensgruppe“ MOPO (Morgenpost Verlag GmbH, MOPO Online GmbH sowie die 5% Beteiligung an Radio Hamburg) von bis zu 200000 Euro sind alles andere als erfreulich. Aber: Die MOPO selbst arbeitet seit dem vergangenen Jahr dank Stabilisierung des Anzeigengeschäfts und erheblicher Einsparung von Betriebskosten wieder wirtschaftlich. Rote Zahlen schrieb das Online-Produkt mopo.de. Im sechsstelligen Bereich schlugen auch Abfindungskosten zu Buche: Der Preis für erhebliche Einsparungen auch im Bereich Personalkosten. Auch die Ausrichtung auf neue und künftige Geschäftsfelder wie Immobilienpost und Autobörse ist richtig, aber nicht per se und schon gar nicht auf Anhieb wirtschaftlich.

Alles in allem bestärkt den Betriebsrat aber die doch erhebliche Verbesserung des Jahresergebnisses von minus 850 Tsd. Euro auf jetzt unterstellte rund minus 200 Tsd. Euro in der Sichtweise, dass das letzte Geschäftsjahr vor allem durch außerordentliche Faktoren negativ beeinflusst war.

Auch wir wünschen uns ein profitables Unternehmen, das erfolgreich agiert und Käufer gewinnt. Aber dazu muss nicht nur in neue Geschäftsfelder, sondern auch in die vorhandene Mannschaft investiert werden. Geld ist nicht nur Lebensmittel, sondern auch Motivationsfaktor. Die Absicht, aus politischen Motiven die Gehälter für die Angestellten nicht entsprechend dem Tarifabschluss für die anderen Zeitungen in Hamburg, Schleswig-Holstein zu erhöhen, ist nicht der richtige Weg.

Zur Verdeutlichung der Summen, über die wir hier sprechen: Die 1,5 Prozent entsprechen wegen der Leermonate aufs volle Jahr bezogen nur einer Erhöhung um 1,125 Prozent. Wertmäßig dürfte das den Verlag insgesamt nur ca.15000 bis 20000 Euro kosten. Diese Summe ist dem Vernehmen nach niedriger als die für übertariflichen Gehälter eingeplanten indivuduellen Erhöhungen in 2003/2004.

Wir sind optimistisch mit Blick auf die Zukunft. Gesellschafter wie Geschäftsführung verfolgen in der gesamten Ausrichtung ein richtiges und sinnvolles Konzept. Unser Kern sind die Anzeigen, die Auflage muss stabilisiert werden, neue Geschäftsfelder müssen erschlossen werden, dabei das Stammgeschäft besonders gepflegt und die Synergie zwischen MOPO und mopo.de muss weiter gestärkt werden. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung ergeben sich nicht aus der Strategie-Debatte, sondern aus der Herangehensweise an unsere Leistungen und damit unsere Gehälter. Es wäre wünschenswert, dass das, was Herr Depenbrock auf der letzten Betriebsversammlung gesagt hat, sich auch hier niederschlägt: Die Gesellschafter wollen keine große „Profite“ machen, aber es soll sich natürlich lohnen.

Das sehen wir für die Angestellten genauso.

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.