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Holger Artus

Die Probleme werden nicht weniger!

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Wir wussten, dass die Gesellschafter planten, aus dem Arbeitgeberverband auszutreten. In der Debatte im die Frage, wie wir uns aufstellen, hatten wir uns stimmungstechnisch darauf ausgerichtet, insbesondere die „Kommunikationsprobleme“ der neue Führung aufzugreifen und zu treiben. Darüber lies sich mobilisieren. Das galt vor allem in der Redaktion.

Heute sind 166 Tage seit dem Verkauf an Frank Otto und Hans Barlach vergangen. Seitdem hat sich die gesamte Situation im Hause nicht verbessert. Die Erwartungshaltung, dass es u.a. zu einem redaktionellen Aufschwung kommen werde und dass die MOPO auf dem Medienmarkt wieder „Angreifer“ werden würde, hat sich leider nicht erfüllt. Aber auch die gewünschte Kontinuität in den anderen Bereichen des Verlages wurde nicht gesichert. Die Auflagenentwicklung ist nach wie vor negativ.

Zu den schon in G+J-Zeiten konstatierten Problem mit dem anhaltenden Personalabgangs kommt jetzt noch, dass zu besetzende Stellen viel zu spät besetzt oder ernsthaft keine Einstellung vorgenommen werden. So z. B. im Rechnungswesen: eine Stelle wurde ausgeschrieben, aber wirklich besetzt werden soll sie nicht. Nicht zu übersehen ist auch das Bestreben, eine – sowohl auf den Personalkostenetat als auch auf die inhaltlichen Vorgaben bezogen – Mannschaft nach eigenen Auffassungen zusammenzusetzen, d.h. auch den Weg des aktiven Personalabbaus zu betreiben.

Zu konstatieren ist ein fast völliger Verlust an Führung. Zu keinem Zeitpunkt war dies so ausgeprägt wie gegenwärtig. Dazu trägt bei, dass nicht zu erkennen ist, wie man denkt, dagegen vorzugehen. Die Beschäftigten in Verlag und Redaktion können sehr wohl ein X von einem U unterscheiden.

Die Ordnung im Blatt spielt immer weniger eine Rolle. Was es an Wissen in den Köpfen bei den Beschäftigten in Verlag und Redaktion gibt, geht verloren oder ist im Moment verschlossen. Damit geht aber auch das verloren, was in der Vergangenheit vielfach zum Zusammenhalt und zum Erfolg beigetragen hat.

Die Situation ist alles andere als befriedigend. Die Phase der inhaltlichen, organisatorischen und personellen Veränderung dauert zu lange an. Dem Produkt merkt man es an – bei allem Engagement in den Ressorts und Abteilungen. Vor dem neuen Chefredakteur stehen grosse Aufgaben – sie können nur gemeinsam angegangen werden. Das gegenwärtige betriebswirtschaftlich dominierte Herangehen wird uns nur zu noch weniger Handlungsspielraum führen. Aber genau den braucht eine Zeitungsmannschaft, die um ihren Markterfolg ringen muss.

Was muss sich ändern?

  • Zum einen muss es wieder Vertrauen untereinander geben! Das laute Nachdenken über Einzelne ist ein schlechter Stil und verfehlt seine Wirkung.
  • Es muss in Personal und Technik investiert werden. Desorganisierte Abläufe müssen restrukturiert werden.
  • Es bedarf eines sauberen und verbindlichen Informationsflusses. Bedenken und Sorgen von Betroffenen müssen nicht nur verbal ernst genommen werden.
  • Wir brauchen Führung und Zusammenarbeit. Das Konzept, die verbleibende Arbeit auf immer weniger Köpfe zu verteilen, ist der falsche Weg. Der andere Ansatz, ansonsten die Leistung zu reduzieren, kann eine Kettenreaktion auslösen. Darunter leidet am Ende die Qualität der Arbeit.
  • Die Planstellen in Verlag und Redaktion müssen neu vermessen werden. Die Absicht, bereits in diesem Jahr schwarze Zahlen zu schreiben wird nicht aufgehen. Wir sind keine Schraubenfabrik!
  • Die nicht vernünftig laufenden technische Prozesse (wie z. B. das oder Vertriebs- oder zum Teil das Anzeigensystem) müssen vorangig angegangen und kompetent gelöst werden.

Die praktischen Probleme sind hiermit nicht gelöst, aber es kann ein Grundstock sein, auf dem künftig gebaut werden kann. Wenn die neue Führung an ihrem offenbar bestehenden „Feindbild“ bleibt, wird es nur zur weiteren Unordnung, Unverbindlichkeit, Desorganisation und Demotivierung kommen. Einzelne aus der MOPO können sich noch an diese Zeiten erinnern. Was folgte, war der Verkauf 1986 an G+J.

Der Betriebsrat bemüht sich in Gesprächen um sinnvolle Lösungen bzw. Vorschläge. Wir haben aber neben der Kraft der Argumente nur gesetzliche Möglichkeiten und diese sind oft nicht konstruktiv, weil wir in einem Tendenzbetrieb nur mitreden, aber nicht mitbestimmen können.

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