Wie üblich wurde vor der Kundgebung am 8. September 2025 zur Erinnerung an die italienischen Militärinternierten am Bullerdeich 19 eine Presse-Info verbreitet.
Es ist Ritual und ich bin mit dem Nutzwert bewusst. Einmal kann es Zufall, andererseits weiß ich, dass man Pressearbeit pflegen muss, was ich aktuell nicht tue. Auf der anderen Seite ist es so, dass man sich mit dem Partner, in diesem Fall der Stadtreinigung, abstimmt, der einen viel größeren „Resonanzbogen“ hat.
Ich finde es befriedigend, sich über den Tenor ein Presse-Info auszutauschen. Weiter ist es so, dass die Info auf der Webseite dokumentiert ist, also die Aktivität auch gespiegelt wird, was alles unternommen wurde.
Aus den Diskussionen im Vorfeld habe ich Sichtweisen mitgenommen, die sich lohnen zu berücksichtigen. In diesem Fall habe ich die Hamburger Energiewerke/- Energienetze mit reingenommen. Hier weigert man sich beharrlich, dass das Thema NS-Zwangsarbeit neu aufzugreifen. Noch weiß ich nicht, ob ich mich hier festbeiße. Für den Fall, habe ich es 2025 dokumentiert. 😉
Am 8. September 2025 wird vor dem Standort der Stadtreinigung Hamburg AöR am Bullerdeich 19 an Zwangsarbeitende erinnert, die in der NS-Zeit für die Vorgängerorganisation des Unternehmens arbeiten mussten. Es handelte sich zunächst um französische Kriegsgefangene, die im strengen Winter 1942 für die Hamburger Bevölkerung Schneemassen beseitigten. Ab 1943 kamen sowjetische Kriegsgefangene hinzu, die im Schutttransport eingesetzt wurden. Von 1943 bis Mai 1945 waren zudem insgesamt 649 italienische Militärinternierte (IMI) bei der Müllabfuhr und in der Straßenreinigung beschäftigt.
Susanne Wald von der „Projektgruppe italienische Militärinternierte“ erklärt: „Unsere Arbeit ist darauf gerichtet, an diese vergessene Opfergruppe unter den Hamburger Zwangsarbeitern zu erinnern. Von Ende 1943 bis 1945 waren rund 17.000 IMI in Hamburg. Sie wurden nicht nur in der Bauwirtschaft und der Rüstungsindustrie, sondern auch in der städtischen Versorgung als Zwangsarbeiter eingesetzt. Neben der Stadtreinigung mussten sie vor allem bei den Gas- und Stromwerken, der Hamburger Hochbahn und den Wasserwerken arbeiten. Wir engagieren uns im Erinnern und treten dafür ein, dass es in Hamburg ein Dokumentations-Zentrum zur NS-Zwangsarbeit geben sollte.“
Aus den ab dem 8. September 1943 gefangen genommenen italienischen Soldaten wurden am 20. September 1943 „Militärinternierte“. Das NS-Regime weigerte sich, sie als Kriegsgefangene im Sinne des Völkerrechts anzuerkennen und entzog ihnen bewusst die entsprechenden Schutzrechte.
Auf der Kundgebung am 8. September 2025 sprechen der Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg, Prof. Dr. Siechau, und Anna María Sambuco, Präsidentin der ANEI aus Italien. Die 1945 in Rom gegründete Organisation der italienischen Militärinternierten feiert in diesem Jahr ihr 80-jähriges Bestehen. Heute sind dort vor allem die Angehörigen der ehemaligen IMI organisiert.
Im Anschluss an die Kundgebung wird eine kleine Erinnerungstafel für die Zwangsarbeitenden vor dem Gebäude Bullerdeich 19 der Öffentlichkeit übergeben. Dazu Wald: „Mit dieser Erinnerungstafel an die NS-Zwangsarbeiter entsteht in Hamburg ein weiterer Gedenkort. Die Stadtreinigung ist für uns ein gutes Beispiel dafür, wie man heute Verantwortung für das historische Geschehen übernehmen kann. Zwangsarbeit war für alle in der Stadt das sichtbarste NS-Verbrechen: Jeden Tag zogen Tausende Zwangsarbeiter:innen zu ihren Arbeitsstätten. Wir sind dem Unternehmen für sein erinnerungspolitisches Engagement dankbar.“
Hamburg, den 31. August 2025