Bei der Recherche zum Einsatz von Zwangsarbeiter bei der Stadtreinigung in der NS-Zeit war die zentrale Herausforderung, das Aufräumungsamt und die Stadtreinigung zu trennen. Im Prinzip geht es bei dem Text um das Aufräumungsamt, dass auch an den Standorten der Stadtreinigung existierte.
In der Eimsbüttelerstraße 60 (heute Budapester Straße) war ein Betriebshof der Hamburger Stadtreinigung. Er war für den „Bezirk 12“ zuständig. Hier mussten sich im Februar 1942 etwa 40 französische Kriegsgefangene einfinden, um den Schnee der “Hamburger” des entsprechenden Bezirk zu beseitigen. Die Stadtreinigung war dazu nicht mehr mit den vorhandenen Arbeitern aus der Mehrheitsgesellschaft in der Lage. Hitlers Krieg führte zur Einberufung in die Wehrmacht und damit fehlenden Arbeitskräften.
Das Aufräumungsamt befand sich ab 1944 in der Eimsbüttelerstraße 60 bzw. 62

Ab April 1944 war der Sitz des Aufräumungsamtes – die Stadtreinigung war ein Teil davon – in der Eimsbüttelerstraße 60 zwischen der Rindermarkthalle, an der Ecke Neuer Kamp/Eimsbüttelerstraße – und vor der damaligen Turnhalle des Turnvereins St. Pauli (in der Eimsbüttelerstraße 65). Leiter des Aufräumungsamtes war Herbert Sprotte, ein Architekt.

Das Aufräumungsamt war nach dem Alliierten-Bombardements im Tiefbauamt der Bauverwaltung 1944 geschaffen worden. Die Trümmerbeseitigung und -verwertung wurde zu neuen Aufgabenpunkt der Behörde.
Der genaue Standort des Gebäude in der Eimsbüttelerstraße 62 läßt sich nicht bestimmen. Man sollte davon ausgehen, dass es sich um eine Baracke gehandelt haben könnte. Es langt in unmittelbare Nähe des zweiten Bunkers (L-Bunker) auf dem Heiligengeistfeld.

Hier waren 1942 zwei Flaktürme gebaut, ein größerer Hochbunker (G-Turm) an der Feldstraße und südlich davon der kleinere Leitturm (L-Turm) an der Eimsbütteler Straße. Er beherbergte die Feuerleit- und Radargeräte.
In einem Schreiben an Hans-Joachim Geist, der sich zur Zwangsarbeit 1944 beim Aufräumumgsamtes melden sollte, wird der Eingang zum Amt beschrieben: „Eingang Heiligengeistfeld, neben Leitturm.“
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Die Organisierung der Zwangsarbeit über das Aufräumungsamt erfolgte über deren Standorte in den zuständigen Kreisen. Im Fall von Hans-Jaochim Geist, dessen Mutter Jüdin war und er deswegen als Zwangsarbeiter verpflichtet wurde, war es der Kreis Altona. Das „zuständige“ Aufräumungsamt saß damals in der Sternstraße 5 (heute Hospitalstraße). Eine weitere Sammelstelle des Aufräumungsamt befand sich z.B. in der (Schule) Wendenstraße 268 oder dem Steinhauerdamm. Von den Standorten der Kreisaufräumungsämter ging es zu den jeweiligen Arbeitskommandos.
Zuweisung der Zwangsarbeiter für Trümmerarbeiten erfolgte an Baufirmen
Die Zwangsarbeiter wurden zu 95 Prozent nicht direkt beim Aufräumungsamt beschäftigt, sondern die Zuweisung erfolgte an Baufirmen, die die Zwangsarbeiter einsetzte.

Das Aufräumungsamt selber beschäftigte Ende 1944 direkt über 1.000 Zwangsarbeiter, 400 IMI und 400 sowjetische Zwangsarbeiter. Zum diesem Zeitpunkt arbeiten mehr als 20.000 Zwangsarbeiter:innen in den Unternehmen des Bauhaupt- und -nebengewerbe.
Mit der Umorganisation der Bauverwaltung ab Anfang 1944 änderte sich auch die vertragliche Zuständigkeit, welches Amt den Unternehmen die Zwangsarbeiter:innen zuwies ( Kosten für den Arbeitseinsatz wurde den Bauunternehmen von der Bauverwaltung komplett erstattet). Vermutlich war es bis zum 31. Dezember 1944 das Bauwirtschaftsamt, dann wurde das Aufräumungsamt dafür verantwortlich. Von 1941 bis zur Anfang 1944 lag diese Zuständigkeit beim Amt für kriegswichtigen Einsatz (AkE), einem Amt in der Bauverwaltung (-behörde).
Das Aufräumungsamt hatte seinen Sitz am Heiligengeistfeld
Der Zwangsarbeiter Rolf-Heinz Schaper war einer der jüdisch-Verfolgten, die ab Oktober 1944 vom Aufräumungsamt einer Baufirma zugewiesen worden war. Er selber hat für die Baufirma Heinrich Papp arbeiten müssen und wurde in deren Werkstatt auf dem Heiligengeistfeld eingesetzt.

KZ-Häftlinge bei der Rindermarkthalle zur Steinzerlegung als Zwangsarbeiterinnen eingesetzt
Auf dem Platz der Stadtreinigung in der Eimsbüttelerstraße 60 muss es auch eine Anlage zur Zertrümmerung von Steinen oder ähnlichem gegeben haben. Ewa Wigand war im Sommer 1944 als Jüdin von Auschwitz in KZ-Außenlager in Sasel verschleppt worden. Sie erinnerte sich, dass sie „über längere Zeit … in der sogenannten Rinderhalle auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg, wo etwa fünfzig Häftlinge des Lagers Sasel Trümmerschutt zu Hohlsteinen verarbeiten müssen.“ Eine Anlage zur Steinzertrümmung gab es durch das KZ Neuengamme auch im Bullenhuser Damm. Dafür wurde ab Oktober 1944 ein KZ Außenlager in der Schule im Bullenhuser Damm errichtet, um die Menschen dort einzusetzen.

Teresa Stiland erinnerte sich 1986, dass sie auch in der Rindermarkthalle arbeiten musste, um die Ziegel vom Mörtel zu abzuputzen.
