Ansichten

Holger Artus

Über die italienischen Militärinternierten in der MVA in der Ruhrstraße

| Keine Kommentare

Um den Umfang der Zwangsarbeit auch am Beispiel einzelner Orte in Hamburg zu erzählen, habe ich einzelne Standorte wie die ehemalige Müllverbrennugsanlage der Stadtreinigung in de Ruhrstraße einzelnd aufgeschrieben.

An der Ruhrstraße befand sich eine der beiden Müllverbrennungsanlagen (MVA) der Stadtreinigung – die zweite war an der Borsigstraße. An beiden Standorten wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Die Kruppstraße / Ruhrstraße 49 war zudem ein zentraler Ausgangspunkt für die damalige Müllabfuhr. Insgesamt arbeiteten 1943 bei der Hamburger Müllabfuhr rund 480 Beschäftigte. An der Kruppstraße / Ruhrstraße waren acht italienische Militärinternierte (IMI) als Zwangsarbeiter eingesetzt.

Diese IMI waren italienische Soldaten, die nach dem Waffenstillstand Italiens im September 1943 von der Wehrmacht gefangen genommen und nach Deutschland verschleppt wurden. Sie weigerten sich, an der Seite der Wehrmacht zu kämpfen. Weil Hitler sie nicht als Kriegsgefangene anerkennen wollte, wurden sie als „Militärinternierte“ eingestuft – ein rechtlicher Trick, um die internationalen Konventionen zu umgehen. Rund 650.000 von ca. 830.000 italienischen Soldaten verweigerten den Wehrmachtsdienst und wurden daraufhin in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft als Zwangsarbeiter eingesetzt.

In Hamburg waren zwischen September/Oktober 1943 und Mai 1945 insgesamt 649 italienische Militärinternierte bei der Stadtreinigung im Einsatz. Zum Vergleich: 1939 umfasste die Belegschaft der Stadtreinigung etwa 1.500 Beschäftigte – 450 in der Müllabfuhr, 780 in der Straßenreinigung, 200 in den Müllverbrennungsanlagen und 80 im Fuhrpark.

Es waren jedoch nicht nur ausländische Zwangsarbeiter, die an der Kruppstraße / Ruhrstraße eingesetzt wurden. Auch deutsche Staatsangehörige, insbesondere Sinti und Roma, wurden hier unter rassistischen Vorzeichen zur Zwangsarbeit herangezogen – etwa bei der „Schuttbereitung“ in der MVA Altona.

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.