Am 8. September 2025 findet eine Kundgebung vor der Hamburger Stadtreinigung statt, um an die Zwangsarbeiter im Unternehmen in der NS-Zeit zu erinnern. Bei der Recherche bin ich auch über die Einsatzplanung von französischen Kriegsgefangenen gestolpert.
Am 18. Februar 1942 informierte das Amt für kriegswichtigen Einsatz (AkE in der Bauverwaltung), dass der Stadtreinigung 1.546 Kriegsgefangene für die Schneebeseitigung zur Verfügung gestellt wurden.

Für das Haushaltsjahr 1941 waren insgesamt 1.556 Stellen bei der Stadtreinigung eingeplant worden.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden viele Beschäftigte auch aus der Stadtreinigung zur Wehrmacht abkommandiert oder sie wurden in den Sicherheits-Hilfsdienst (SHD) versetzt, der für den Luftschutz in Hamburg mit zuständig war. So reklamierte die Stadtreinigung am 3. Oktober 1939, dass im Bereich der Müllabfuhr 101 Beschäftigte zur Wehrmacht und 24 zum SHD versetzt wurden. Bei der Müllverbrennung waren es 42 (Wehrmacht) bzw. 5 (SHD). Bei der Straßenreinigung waren es 115 (Wehrmacht) bzw. 144 (SHD oder andere Dienste). Anfang August 1940 wurden erstmals 150 ausländische Arbeiter bei der Stadtreinigung eingesetzt. 40 von ihnen kamen aus Dänemark. Die Herkunft der anderen ist nicht bekannt.
Durch den Krieg waren faktisch viele Stellen nicht besetzt. “Für den eigentlichen Straßenreinigungsdienst auf den 1.190 km langen Straßennetz (verbleiben) zur Zeit nur 377 Gefolgschaftsmitglieder … „In Folge des Mangels an Arbeitskräften und zusätzlichen Aufgaben konnten die Straßen der Stadtgebiete vielfach nicht mehr in einem sauberen Zustand gehalten werden“, schrieb die Leitung der Stadtreinigung am 10. Dezember 1941.

Im Dezember 1941 wurde die Grundsatzentscheidung getroffen, dass künftig 1.700 Kriegsgefangene der Stadtreinigung für 1942 für die Erledigung ihrer Aufgaben zur Verfügung gestellt werden.
1942 wurden französische Kriegsgefangen für die Straßenreinigung eingesetzt
Die Einsatzplanung von 500 französische Kriegsgefangene für den Straßenreinigung belegt, wo die Betriebsplätzr in Hamburg, wie viele Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden und wo die Zwangsarbeitslager waren.Die Einsatzplanung von 500 französische Kriegsgefangene für den Straßenreinigung belegt, wo die Betriebsplätzr in Hamburg, wie viele Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden und wo die Zwangsarbeitslager waren.
Nr. | Betriebsplatz | Stadtteil | Anzahl Kriegsgefangene | BAB/Arbeitskommando | Lagerstandort |
1 | Moorkamp 8 | Eimsbüttel | 30 | BAB 47/3 | Winterhuder Fahrhaus |
2 | Hansastraße | Harvestehude | 20 | BAB 47/3 | Winterhuder Fahrhaus |
3 | Haynstraße 4 | Eppendorf | 10 | BAB 47/3 | Winterhuder Fahrhaus |
4 | Am Hasenberge | Fuhlsbüttel | 20 | BAB 47/3 | Winterhuder Fahrhaus |
5 | Immelmannsweg | Fuhlsbüttel | — | BAB 47/3 | Winterhuder Fahrhaus |
6 | Barmbeker Straße 66 | Winterhude | 20 | BAB 39 | Schlageter-Ring 36 |
7 | Winterhuder Weg / Löschplatz | Uhlenhorst | 10 | BAB 39 | Kegelspielsporthalle (?) |
8 | Wagnerstraße 20a | Barmbek | 30 | BAB 39 | Kegelspielsporthalle (?) |
9 | Hamburger Straße 7 | Bramfeld | 10 | BAB 39 | Kegelspielsporthalle (?) |
10 | Papenstraße 97 | Eilbek | 20 | BAB 39 | Kegelspielsporthalle (?) |
11 | Ulmenau 2 | Hohenfelde | 10 | BAB 39 | Kegelspielsporthalle (?) |
12 | Ankelmannstraße 96 | Borgfelde | 20 | BAB 10 | Hanseatenhalle (Ausschläger Allee) |
13 | Ausschläger Elbdeich 20 | Billwerder | 20 | BAB 1 und 10 | Hanseatenhalle |
14 | Veddelerdamm | Grasbrook | — | Arb.Kd. 301 | Überseeheim |
15 | Rostocker Straße / Schmilinskystraße | St. Georg | 40 | BAB 1 und 10 | Hanseatenhalle |
16 | Raboisen 6 | Altstadt | 40 | BAB 1 und 10 | Hanseatenhalle |
17 | St. Annen | Speicherstadt | 10 | BAB 1 und 10 | Hanseatenhalle |
18 | Kornträgergang 19 | Neustadt | 40 | BAB 47/1 | Theater des Westens (Schulterblatt) |
19 | Eimsbütteler Straße 60 | St. Pauli | 40 | BAB 47/1 | Theater des Westens |
20 | Sophienstraße 4 | Wandsbek | 20 | BAB 39 | Schlageter-Ring 36 |
21 | Sandkamp 15 | Horn | 10 | BAB 1 und 10 | Hanseatenhalle |
22 | Annenstraße | Altona | 30 | BAB 47/1 | Theater des Westens |
23 | Melanchthonstraße 10 | Altona | 20 | Arb.Kd. 1099 | Kaiser-Friedrich-Straße (Stellingen) |
24 | Bahrenfelder Straße 139 | Altona | 30 | BAB 47/1 | Theater des Westens |
25 | Küchgarten 25 | Harburg | — | Arb.Kd. 301 | Überseeheim |
26 | Veringstraße 131 | Wilhelmsburg | — | Arb.Kd. 301 | Überseeheiim |
Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillon (BAB) 1*
Das BAB 1 wurde am 23. August 1940 im Wehrkreis I mit drei Kompanien aufgestellt. Am 18. Oktober 1941 erfolgte eine Verlegung in den Wehrkreis X (Sandbostel). Von Dezember 1941 bis November 1943 war das BAB 1 in Hamburg-Altona (Stab; zunächst Schanzenstraße 2-4, später Flottbeker Chaussee 100) und in Hamburg-Rothenburgsort (1. – 3. Kompanie; Hanseatenhalle, 24.7.43 abgebrannt) eingesetzt, wobei einzelne Kompanien zeitweise auch an anderen Orten eingesetzt wurden. Ab Dezember 1943 verblieb der Stab in Hamburg, während die drei Kompanien verlegt wurden, hauptsächlich nach Berlin. Das BAB 1 bestand bis Mai 1945. Die Belegungsstärke umfasste etwa 600 französische Kriegsgefangene.
Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillon (BAB) 10*
Das Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillon 10 wurde am 10. September 1940 durch den Wehrkreis X in Wentorf mit drei Kompanien aufgestellt. Der Stab befand sich bis April 1941 und dann wieder von Mai 1943 bis Kriegsende in Hamburg. Die 1. Kompanie befand sich mindestens im Mai 1941 in Hamburg- Tatenberg und im Januar 1945 in Hamburg. Die 2. Kompanie war zu keinem Zeitpunkt in Hamburg tätig. Die 3. Kompanie war im Dezember 1940 in Hamburg-Fischbeck tätig und dann wieder ab Juli 1942 in Hamburg. Das BAB 10 soll ab März 1942 in Rothenburgsort, ab April 1943 in Tatenberg und ab August 1944 in Winterhude gewesen sein. Laut der Quelle « Untergebracht waren die Einheiten in Schulgebäuden, in der Hanseatenhalle, in der Schillerstraße 31 und in der General-Unverzagt-Kaserne in Hamburg-Harburg. Diese Einheit umfasste durchschnittlich 500 bis 600 Kriegsgefangene, die aus Frankreich kamen. Lediglich im ersten halben Jahr gehörten auch wenige Belgier dem Kriegsgefangenen Bau- u. Arbeitsbataillon 10 in Hamburg an.
Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillon (BAB) 39*
Das Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillon 39 wurde am 15. November 1940 durch den Wehrkreis XII mit drei Kompanien aufgestellt. Es bestand bis Kriegsende. Es war für den kompanieweisen Einsatz, auch in anderen Wehrkreisen, vorgesehen. Von September 1941 bis April 1944 war das BAB 39 im Wehrkreis X im Raum Hamburg (3. Kompanie) und Pinneberg eingesetzt. Ab dem 24. April 1944 lag das BAB 39 in Essen. Untergebracht waren die Einheiten in der Ziegelsporthalle in Hamburg 39 (Winterhude). Laut G. Hoch war das BAB 39 in Hamburg zunächst in Altona und ab März 1942 in Winterhude untergebracht. Das Personal bestand aus deutschem Rahmenpersonal und etwa 600 französischen Kriegsgefangenen, später auch wenigen Belgiern.
Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillon (BAB) 47*
Das Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillon 47 wurde am 15. Dezember 1940 im Wehrkreis XXI mit drei Kompanien aufgestellt. Ein bewachtes Lager für die 2. Kompanie des Kriegsgefangenen Bau- und Arbeitsbataillons 47 befand sich ab dem 11. November 1941 in der Heinrichstraße 12 in Hamburg-Altona (siehe Rückseite und Foto unten auf dieser Seite). Ab Mai 1944 bis Kriegsende war das BAB 47 im Raum Frankfurt/Main im Einsatz. Das Personal bestand aus deutschem Rahmenpersonal und etwa 600 französischen Kriegsgefangenen.
*Quelle: Olaf Beecken, Studiengruppe Postgeschichte Nummer 22, Hamburg 2022