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Holger Artus

Über 70 Teilnehmende in Groningen erinnern an Johannes Geubels vor der Vinkenstraat 6

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Vor der Groninger Vinkenstraat 6 wurde heute der Stolperstein für Johannes Geubels der Öffentlichkeit übergeben. Über 70 Menschen nahmen daran teil.

In Anwesenheit seiner drei Kinder, weiterer Angehöriger der Familie Geubels, Vertreter der Stadt und Abgeordnete des Gemeinderats, der niederländischen Gewerkschaft FNV und Nachbarn aus der Vinkenstraat wurde an ihn und seine Kollegen erinnert, die im März 1945 ins KZ Neuengamme verschleppt wurden. 

Guus Geubels

Der 89 jährige Guus Geubels sprach zu Beginn im Namen seiner Geschwister. „Der Tag, an dem mein Vater verhaftet wurde, ist in mein Gedächtnis eingebrannt. Mittags kam Vater immer nach Hause, zum Essen und meine Schwester und ich gingen oft dorthintreffen. Am 26. Februar 1945 traf er jedoch nicht ein und nach einer langen Warten wir gingen nach Hause und warteten dort. Mutter weckte am nächste Tag weinend. In den folgenden Tagen gingen wir Gefängnis, um für ihm Kleidung abzugeben. Auf dem Platz vor dem Gefängnis hörte man Leute schreiende.“ Unsere Mutter, Grietje Dirks, blieb mit uns drei kleinen Kindern ohne Hilfe oder Einkommen. „Sie hat uns auch nicht mit Hassgefühlen erzogen gegenüber Deutschen im Allgemeinen.Wir sind dankbar für das Motto, nach vorne zu schauen zutiefst dankbar und wir sind die Menschen geworden wer wir jetzt sind.“

Mirjam Wijnja

Die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Groningen, Mirjam Wijnja, wendete sich zu erst mit persönlichen Worten an die drei Kinder von Johan Geubels. In ihrer Rede betone sie die Verantwortung der heutigen Gesellschaft, das sich diese Verbrechen nicht wiederholen dürfen. Sie mahnte, dass vieles mit dem Schweigen und Wegschauen beginnt. Johan Geubels sei Opfer einer antidemokratischen und hasserfüllten Schreckensherrschaft geworden, sagte sie. Durch sein Engagement ist er ein dauerhaftes Beispiel für die Menschen von heute, in einer solchen Situation nicht wegzuschauen, sondern mutig zu sein, auch wenn die Umstände schwierig sind.

Janwillem Compaijen

Janwillem Compaijen von der niederländischen Gewerkschaften FNV wandte sich auch an die Familie Geubels: „Heute ist ein besonderer Tag. Ein Tag, der, soweit es uns betrifft, vor allem Johannes und Grietje Geubels und ihren Kindern Joke, Guus und Dick, ihren Partnern und ihren Enkelkindern und weiteren Familienangehörigen gewidmet ist. Und den Kameraden von Johannes, die in der Druckerei verhaftet wurden. Sehr schön und besonders, dass wir heute hier stehen können, gemeinsam, miteinander, bei der Enthüllung des Stolpersteins für Johannes in Geubels.“

Er ging aber auch auf aktuelle Fragen der Rechtsentwicklung ein und verwies dabei die Hetze gegen Geflüchtete: „Wie aktuell das Thema ist, auch in den Niederlanden. Asylbewerber müssen aufgenommen werden. Eine Gemeinde braucht einen Standort, und dann sehen wir Krawalle von Menschen, die nicht in dieser Gemeinde wohnen, aber kommen, um zu randalieren, und eine Politik, die dann schnell einen Rückzieher macht und versagt. Das ist feige.“

Robert Lagestee

Robert Lagestee sprach als Nachbar in der Vinkenstraat davon wie wertvoll die Erinnerung an die Menschen heute ist, die Widerstand gegen das NS-Regime organisiert haben.“Mit diesem Stolperstein kommt unser alter Nachbar Johan ein wenig zurück zu uns auf die Straße. Wir werden ihn nie wieder umgehen. Johan und seine Frau werden Nachbarn gewesen sein, wie sie Nachbarn sind. Ein Gespräch zu ertun. Helfen Sie mit etwas. Aber niemand wusste, wie tapfer Johan war und dass er sich mit seinen Kameraden für Untergetauchte einsetzte. Durch den Druck von gefälschten Ausweispapieren und Verteilungsscheinen. Und dass er Widerstandszeitungen gedruckt hat. Was für ein inspirierender Nachbar!‘

Die Gedenkstätte Sandbostel wandte sich mit einem Grußschreiben an die Teilnehmenden. Ines Dirolf betonte: „Es ist wichtig, dass der Stolperstein heute an Johannes Henderikus Geubels und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnert. Besonders heutzutage ist es einmal mehr wichtig, Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus entgegen zu treten und die Geschichte des Widerstands dagegen zu erzählen und daran zu erinnern.Mit dem Stolperstein ist hierfür ein wichtiger Schritt getan.“

Guus Geubels legte zum Ende der Kundgebung einen Blumenstrauß nieder und lass den Text auf der Schleife vor.

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