In der 25. Ausgabe der „Eimsbütteler Nachrichten“ vom November 2021 gibt es eine lesenswerte Erzählung über Edith Jacobs, die als 19 jährige am 18. November 1941 nach Minsk deportiert und später von den Nazis ermordet wurde. Aufgeschrieben hat sie Vanessa Leitschuh.
Sie schildert die letzten Stationen der aus Gelsenkirchen gekommenen jungen Frau in Hamburg: Sie wohnte zuerst in der Haynstraße, bei Ina und Louis Löwenthal, dann für eine kurze Zeit in der Hochallee, um dann in die Hoheluftchaussee 91 zur Familie Streim als Untermieterin zu ziehen. Ihr letzter Wohnort in Deutschland.
Das besondere an der Geschichte ist die Erzählung über den Kontakt zur Nichte von Edith Jacobs, Margie Kenedy, aus Kanada. „Wir wussten nicht, wann und wohin sie deportiert wurde. Normalerweise gibt es irgendeinen Art Beweis. Bei ihr gab es nichts – sie war einfach verschwunden.“ Ihr Vater suchte, der selber Deportation und das KZ überlebte, lange nach seiner Schwester. „Lange bestand die Hoffnung, dass sie nicht lebt“, erzählt Margie. Er starb, ohne zu wissen, was aus seiner Schwester wurde.
Die Einsicht in die Hausmeldekartei der Hoheluftchaussee 91 und 93 führte zum Namen von Edith Jacob, ihre Stationen in Hamburg und zu weiteren jüdischen Untermieter/innen unter der Adresse. Da sie aus Gelsenkirchen kam, konnte man keine weiteren Angaben im Hamburger Staatsarchiv finden. So kam es auf Grund einer Web-Veröffentlichung über einen Besuch aus Kanada 2012 in Gelsenkirchen zum aktuellen Kontakt mit den dortigen Stolpersteinen über Gustav und Johanna Jacobs, Ediths Vater und seiner zweiten Frau. 2012, so schreibt Vanessa Leitschuh von den Eimsbütteler Nachrichten, begibt sich Margie Kenedy auf Spurensuche. Sie „besuchte die Orte, an denen ihre Verwandte gelebt hatten, zunächst in Gelesenkirchen, wo die Geschister (Jacobs) aufgewachsen waren. Aber was passierte, nachdem Edith 1939 nach Hamburg gezogen war?“
2021 kommt es zum direkten Austausch mit ihr und mir. Am Ende sind es die neuen Informationen aus den Hausmeldekarteien und den Informationen zu ihrer Deportation „Es ist kein Aufatmen“, so Vanessa Leitschuh über die Reaktion von Margie Kenedy auf diese Informationen, „Es ist einfach ein bisschen mehr mehr. Vor allem aber ist sie dankbar, das an ihre Tante erinnert wird.“ Am 5. Oktober 2021 wurde für Edith Jacobs ein Stolperstein vor der Hoheluftchaussee 91 verlegt.