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Holger Artus

Über die italienischen Militärinternierte im Lagerhaus G am Dessauer Ufer

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Am 7. Januar 1945 wurden 165 italienische Militärinternierte aus dem Lagerhaus G am Dessauer Ufer in das Zwangsarbeitslager im Alten Wandrahm 13/14 verlegt, ergibt eine aktuelle Auswertung für den Alten Wandrahm 13/14, V. Stock.

Einige der IMIs kamen einige Tage später vermutlich aus einem Arbeitserziehungslager noch dazu. Aber auch sie waren vorher im Lagerhaus G am Dessauer Ufer untergebracht, wie Recherechen im Einzelfall zeigen. Einige weniger der IMi aus dem Lager im Alten Wandrahm wurden später in die Schilleroper oder nach Blankenese, ins dortige DAF Zwangsarbeitslager im Gasthaus Kröger, verlegt. Bereits am 30. November 1944 waren sowjetische Zwangsarbeiter aus dem Lagerhaus H am Dessauer Ufer in den V. Stock im Alten Wandrahm 13/14 (Block S) gekommen, in den ihnen die IMIs am 7. Januar 1945 folgten. Heute hat Warner Music Group Germany hier seinen Unternehmenssitz.

Über die drei Lagerhäuser F, G und H am Dessauer Ufer

Auch gibt es weitere Belege für die Unterbringung italienischen Soldaten im Lagerhaus G. So listet die Gesamthafenbetriebsgesellschaft (GHB) in einem Schreiben an das Gauarbeitsamt 498 italienische Militärinternierte auf, die bereits vorher im Lagerhaus G gelebt hatten und von hier für die Auftraggeber des GHB arbeiten mussten.

In den drei Lagerhäuser F, G und H am Dessauer Ufer waren im Oktober 1943 6.000 Plätzen für italienische Militärinternierte geplant gewesen. Die ersten IMIs kamen am 23. September 1943 in Hamburg an. Auf welche Lager sie verteilt wurden, kann man zurzeit nicht sagen. Die Informationen über die Verlegung z.B. in das Zwangsarbeitslager in der Schützenpforte 11 verweist aber darauf, dass diese Personen aus dem Dessauer Ufer kamen, so dass eine Vermutung wäre, dass viele IMIs in einem der drei Lagerhäuser untergebracht waren.

Über das Zwangsarbeitslager im Alten Wandrahm 13/14

Bezogen auf das Zwangsarbeitslager im Alten Wandrahm (Block W) in der Hamburger Speicherstadt soll es nach Angaben des damaligen Amts für kriegswichtigen Einsatz (AkE) in der Baubehörde im November 1943 bereits mit 410 italienischen Militärinternierten belegt gewesen sein. Bisher gibt es dafür keine weiteren Belege, was aber nur mit der heutigen Quellenrecherche zu tun hat. Bis August 1944 wurden die italienischen Kriegsgefangenen mit dem von den Nazis geschaffenen Status von der Wehrmacht verantwortet, deren Unterlagen nicht einfach zugänglich sind. Ab September 1944 wurden sie sogenannte „Zivilarbeiter“ und unterstanden dem Gau-Arbeitsamt, den jeweiligen Unternehmen bzw. der Gestapo und nicht mehr der Wehrmacht. Die sie einsetzenden Unternehmen mussten dem Arbeitsamt mitteilen, wie viele italienische Militärinternierte sie in den neuen Status überführt hatten und auch bei der AOK anmelden. Aus diesen Beständen ergeben sich heute die meisten Namen bzw. die Anzahl der italienischen Militärinternierten.

Über das Außenlager des KZ Neuengamme im Lagerhaus G

Im Juli 1944 wurden 1.500 jüdische Frauen aus dem KZ Auschwitz ins Lagerhaus G am Dessauer Ufer verschleppt und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Ende September 1944 erfolgte ihre Verlegung auf drei Außenlager des KZ Neuengamme, nach Fischbek, Wedel und Sasel. Im Oktober 1944 kamen rund 2.000 männliche KZ-Insassen aus Neuengamme ins Lagerhaus G. Das Gebäude wurde im April 1945 geräumt und die Insassen auf die Außenlager in der Spaldingsstraße und der Schule am Bullenhuser Damm verlegt, später erfolgte ihr Marsch in Kriegsgefangenen-Stammlager in Sandbostel.

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