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Holger Artus

Eine Belegschaft mischt sich in offenen Verkaufsprozess ein


update: 30.01.2020:  horizont.net, schreibt, dass die Essener Mediengruppe die Verhandlungen mit DuMont abgebrochen hat. Damit steht DuMont vor einem Scherbenhaufen einer nicht mir zu verstehenden „Portfolio-Bereinigungs-Strategie“.  Weitere Verhandlungen schließt Funke aus. Funke sei bereit gewesen, 10 Mio Euro für mopo.de zu zahlen, DuMont wollte aber auch Zeitung und Verlag verkaufen und gab in den Verhandlungen an, es gäbe einen weiteren Interessenten. Wer das sein soll, ist jedoch unklar. Laut Simon will Funke das nicht investierte Geld nun nutzen, um ein eigenes Reichweitenportal für Norddeutschland zu starten.

meedia.de schreibt, dass am kommenden Dienstag eine Sitzung des Aufsichtsrats sich mit dem Stand der Gespräche über den Verkauf der MOPO beschäftigen will. 

Der Druck aus der Stadt Hamburg, der aus der Bewegung der Beschäftigten der Hamburger Morgenpost entstanden war, musste bei Funke mit zur Überprüfung ihres Images in Hamburg geführt haben. Bereits am Dienstag hatte Funke-Kommunikationschef Korenke DuMont als das Problem der MOPO beschrieben. Seine Linie war, dass DuMont der Verkäufer ist, sie würden gerne alles übernehmen, können aber nicht und das die Proteste am falschen Ort artikuliert wurden. DuMont-Vorstandschef, Christoph Bauer und sein Vorstandskollege Hütwohl hatten bereits am Montag mit ihrer Erklärung an die Beschäftigten und deren Betriebsrat die Fassung verloren.

Für die Beschäftigten ist die Krise damit noch nicht überwunden. DuMont will die MOPO nicht mehr. Es gab während der ganze Zeit aber auch noch Gespräche mit anderen. DuMont sprach deshalb in seiner Erklärung gegenüber ZAPP von einem „anspruchsvollen “ Weg bei der Lösung eines Verkaufs der MOPO.

29.01.2020: Die DuMont Mediengruppe sieht sich jetzt veranlasst, zu der in Hamburg entstandenen Debatte um die Zukunft der Hamburger Morgenpost eine Erklärung am 27. Januar 2020 abzugeben. Sie sehen die entstandene Öffentlichkeit als schädlich für ihre Verkaufsgespräche an. Mit der Erklärung wird erstmals klar, dass man auch mit Hamburger Marktteilnehmern spricht, da man nach kartellrechtlichen Möglichkeiten sucht, so DuMont. Indirekt ist damit klar, dass man mit der Funke Mediengruppe sprechen dürfte.

Axel Springer dürfte es nicht sein, die sollen schon gelacht haben, als DuMont ihnen mit dem Verkauf ihrer regionalen Mediengruppen gekommen war.

Die Belegschaft mischt sich in das Geschäft ein, nach dem der Verkauf des Unternehmens über ein Management-buy-out gescheitert war. Sie hat Angst, dass die Zeitung eingestellt wird. Die Hamburger Öffentlichkeit reflektiert dies vor allem aus der Perspektive des drohenden Verlustes an Medienvielfalt. Die Belegschaft tritt in die Öffentlichkeit, da eine Trennung der Zeitung von ihrer Printausgabe das Gegenteil von Transformation der Zeitung ist.

Inhaltlich weigerte sich DuMont bisher, der Forderung der Belegschaften und Gewerkschaften zu entsprechen, eine Bestandsgarantie zu geben. DuMont erwiderte darauf hin immer wieder, dass alle Optionen möglich und das man in der Überprüfung sei. Zynisch klingt es, wenn DuMont davon spricht, dass die MOPO- Beschäftigten schnellstmögliche Klarheit wollen. Hamburg mischt sich ein, was für ein Prozess. Die Kommunikation der DuMont Mediengruppe erweist sich wieder einmal “schwierig” an.

Bereits im Februar 2019 war DuMont mit seinen Verkaufsplanungen kalt erwischt worden und schwieg fast den ganzen Tag. Der Schock mag sie sprachlos gemacht haben, aber bevor es in den Medien stand, war DuMont angefragt werden und man hätte die ganze Nacht an einer Erklärung und Geschichte arbeiten können. Es gab damals auf Anfrage zwar kein Dementi mehr, aber eben die üblichen Floskeln. Die Beschäftigten in den Standorten konnten sich das nicht vorstellen. Die Interessenvertretungen war vorab in Szene gesetzt worden, hatten aber auch noch Rest-Zweifel, was ihnen da gesagt wurde. Das DuMont fast den ganzen Tag schwieg, sorgte für noch mehr Empörung – wie Enttäuschung, bis hin zu Existenzängsten, da ihre DuMont-Identität sich in Stunden in Frage stellte.

Zu Hamburg hatte DuMont im jetzigen Prozess zu lange geschwiegen und eine falsche Kommunikationsstrategie verfolgt. Mit dem Bieter-Verfahren eines MBO hatten sich die Gewerkschaften zusammen mit ihren Mitglieder darauf verständigt, diesen Prozess nicht öffentlich zu begleiten. Die Stimmungslage war durchaus eine andere und Anlass zur Sorge gab es auch in diesem Prozess auf Arbeitnehmer/innen-Seite. Die strategisch-taktische Positionierung fand in einer Zeit stimmungsvoller Atmosphäre statt, die hier und da wenig mit DuMont zu tun hatte, sondern der betriebliche Lage. Das Fass zum Überlaufen brachte die Erklärung von MOPO-Co-Geschäftsführer Froben, dass auch eine Einstellung möglich sei. Damit hatte sich die Lage grundlegend verändert und die Kommunikation der Mediengruppe verfehlte vollständig, die Geschichte funktionierte nicht mehr.

Es wäre übrigens ein leichtes gewesen, in den jüngsten Gesprächen mit der Stadt Hamburg. bestehende Sorgen aus der Welt zu schaffen. Eine Erklärung gegenüber der Belegschaft ist noch leichter!

Die Funke Mediengruppe bestätigte am 28. Januar 2020 , dass sie Gespräche mit der DuMont Mediengruppe über den Kauf von mopo.de führen. Anlass für die Erklärung war eine Aktion der MOPO-Belegschaft vor dem Hamburger Funke-Standort.

Aus kartellrechtlichen Gründen sei ein Kauf des gesamten Unternehmens nicht möglich. Der DuMont-Vorstand hatte am Montag davon gesprochen, dass man nach einer kartellrechtlichen Lösung suche. Noch-Kommunikationschef der Funke Mediengruppe, Tobias Korenke, verweist anlässlich der heutigen Protest-Aktion vor dem Hamburger Standorts des Unternehmens darauf, dass dies in seinen Augen an einem falsche Ort erfolgt. Nach seiner Meinung müsste man vor DuMont protestieren (“wer ist verantworlich für eure Misere?”).

Seit einer Woche demonstriert die MOPO- Belegschaft vor DuMont. Ganz Hamburg hat das Thema aufgegriffen, in einer Art und Weise, wovon DuMont nicht geträumt hätte, dass sie so in der Kritik stehen. Selten hat eine Mediengruppe so viel auf die Ohren bekommen wie DuMont in Hamburg.

Auch in Halle waren die Beschäftigten nach dem Verkaufsankündigung der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung wütet auf DuMont und war einfach nur enttäuscht, was für ein Verein DuMont ist. Seit Februar 2019, der Veröffentlichung zu den Verkaufsabsichten (“Portfolio-Bereinigung”) von DuMont steht die Mediengruppe öffentlich in der Debatte und Kritik. DuMont und Kommunikation, das bleibt ein Problem.

Die Proteste und Aktivitäten haben DuMont am 27. und Funke am 28. Januar 2020 dazu gezwungen, die Verkaufsgespräche zu bestätigen. Natürlich stört beide, dass sie eine kleine Mannschaft getrieben hat, während sie bisher immer ihr Blabla von sich gegeben hatten.

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