Mit den jetzt in den verschiedenen regionalen Medienhäuser der Funke Mediengruppe präsentierten Abbau-Programmen, die bereits im Vorfeld betriebenen personellen Maßnahmen, dem anhaltenden Zickzack-Kurs in der redaktionellen Digitalisierungsstrategie, wird sichtbar, dass es eine angespannte Lage im Zeitungsgeschäft der Funke Mediengruppe gibt. Zwar redet man vom „Zukunftsprogramm 2022„, aber das wird nichts daran ändern, dass mit den jetzigen Schritten die Probleme der Mediengruppe im Kern bestehen bleiben.
Die Kostensituation der Gruppe wird durch den Stellenabbau verändert und man bekommt Atemluft. 50 Mio. € soll Gerüchten zu Folge der Einsparwert im personellen Bereich sein, hinzu kämen dann noch Einsparungen bei den Sachkosten. Am Ende bleibt die Frage, wo die allgemeinen Marktentwicklungen, die Transformation der Mediengattungen und die Beziehungen der verschiedenen Mediengruppen untereinander im Zeitungsgeschäft, aber vor allem die Beziehungen zu den Leser/innen und Nutzer/innen führen werden. Bleibt man unter sich oder organisiert man sich auf einer höheren Stufenleiter? Entwickelt man eine Lokalisierungstrategie mit dem Content im virtuellen Raum? Es ist kein Geheimnis, dass die großen regionalen Zeitungsgruppen untereinander einen tiefen und regen Austausch haben – und das nicht nur über das Wetter. Selbst wenn sich daraus nichts ergeben hat, stellen sie auf unterschiedliche Weise im Ergebnis mit die Grundlage für die eigene, heutige Strategie dar. Alle dürften sie auf die eine oder andere Weise auch auf Konsolidierung setzen.
Seit Monaten ist das Funke-Management dabei, sich dem wirtschaftlichen Druck aus dem Zeitungsgeschäft zu stellen und sucht Lösungen, da vermutlich auch das Geschäftsjahr 2018 ähnlich unter Druck stand wie 2017. Es endete mit einem Verlust von – 10 Mio.€. Bereits 2016 war nur durch einen außerordentlichen Verkauf von Auslandsanteilen in Höhe von 150 Mio.€ ein positiv Ergebnis (152 Mio.€) abgerechnet worden. Berücksichtigt man, dass es vor allem die Zeitschriften sind, die ein positives Ergebnis für die Funke Mediengruppen abwerfen, wird die prekäre Lage von Funke im Zeitungsmarkt deutlich. Mit der Veräußerung der Funke-Anteile an der österreichischen Kronen-Gruppe an Karstadt/Kaufhof-Eigner, dürfte der Geschäftsbericht 2018 noch einmal ein besseres Anlitz erfahren dürfen.
Im November/Dezember 2018 war man fast schon panisch dabei, im Zeitungsgeschäft Maßnahmen der Zeitungseinstellung zu planen. Die regionalen Geschäftsführer schienen selber irritiert, traten sie doch auf verschiedenen Belegschaftsversammlungen auf und malten jeweils eine kritisches Lage des Zeitungsgeschäfts. Geplante Projekte wie die Neustrukturierung der Vermarktung und des Lesemarketings wurden vorübergehend gestoppt. Es kam zu Ansagen eines Stellenstopps an verschiedenen Standorten.
Seit Mitte Dezember 2018 war klar, dass man sich noch einmal mit dem Umzug in die neue Konzernzentrale in Essen feiert, dann aber mit einem Abbau-Programm im gesamten Zeitungsgeschäft um die Ecke kommt. Obwohl die neue Führungsmannschaft seit April 2018 neu im Boot ist, zeigt sich seit der November/Dezember – Debatte und den jetzigen Maßnahmen, das es fundamentale Probleme in der Führung der Mediengruppe gibt. Sie dürften die Gruppe weiter begleiten.
Der Jahresabschluss 2017 von Media Partisans GmbH verweist darauf, womit man im digitalenGeschäft wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Der Jahresüberschuss lag bei 0,77 Mio. €, was zwar keine große Summe darstellt, aber er ist weiterhin positiv, im Verhältnis zu den Kosten. So sehr man sich in der Funke Mediengruppe um notwendige Schritte in Richtung digitale Transformation der redaktionellen Inhalte bemüht, am Ende werden mit den Einbußen bei den Printanzeigenerlösen diese nicht durch die digitalen Vertriebserlöse kompensiert. Das erklärt aus unternehmerischer Sicht, dass es nur den Schritt des Abbaus über redaktionelle Stellen und Synergien zwischen Print- und Online-Produktion gibt. Die Linie, dass man mit ePaper-Erlösen seine Transformation begründet, kann man in der Außendarstellung vertreten, betriebswirtschaftlich ist es kein Bringer. Aus Transformationssicht verändern sich die Beziehungen der Nutzern/innen und Konsumenten/innen zu Marken und Produkten. Aus wirtschaftlicher Sicht sind gedruckte Medien auch Plattformen für die Markenkommunikation und Produktabsatz. Diese Geschäftsbeziehung oder vielmehr das klassische Geschäftsmodell der Zeitungsverlage erodiert. In den virtuellen Beziehungen gibt es eine Vielzahl von Plattformen. Das besondere im Netz für die Markenkommunikation und dem Produktabsatz ist das Wissen um die Kundeninteresssen. Diese zu kennen, diese in den Beziehungen der Mediengruppen mit ihrem gewerblichen Kunden zu erschließen, dass ist die neue Geschäftsbeziehungen, aus denen man Umsätze generieren kann. Mit ePaper hat man im der Markenkommunikation einen Stützpfeiler, wenn man etwas über das Nutzerverhalten weiß. Reichweite bieten ePaper der Zeitungen für die Markenkommunikation eher wenig.
Die Restrukturierung in der Funke Mediengruppe konzentriert sich auf die Geschäftsprozesse, die man nach innen optimieren kann. Sie erfolgen jetzt im Unterschied zu den bisherigen Planungen, schneller und in größeren Schritten. Der Abbau der Redaktion fällt geringer aus, als ursprünglich geplant. Würde es eine redaktionelle Zukunftsstrategie aus unternehmerischer Sicht geben, dann würde man mit Blick auf die nächsten fünf Jahre zu einem anderen Ergebnis kommen. Nicht Abbau, sondern eine weitere Lokalisierung und Virtualisierung des Contents wäre angesagt. Dieser Umbauprozess kann nur aus den starken Beziehungen der Printausgaben zu ihren Leser/innen und Lesern erfolgen.
Rudi Schulte