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Holger Artus

„Fußball im Nationalsozialismus“ – Veranstaltung im Haus des Sports

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Im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „Fußball im Nationalsozialismus“ , die vom HSV, der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und des Netzwerk Erinnerungsarbeit am 27. Januar 2019 im Haus des Sports organisiert wurde, präsentierten Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Hertz Schule das Ergebnis eines Schulprojekts „Klassenzimmer in Action„. Sie hatten sich drei Tage mit der Geschichte des HSV in der Nazi-Zeit beschäftigt. Ihr Thema: Wie können Fußballvereine dazu beitragen, dass sich so etwas wie der Faschismus in Deutschland nicht wiederholt.In der Podiumsdiskussion ging es u.a. um die Frage, wie man mit rechtsradikalen Fans in den Stadien umgeht, welchen Platz die Erinnerung an die Nazis-Verbrechen dabei einnehmen kann, was man auf Fan-Sicht unternehmen könnte und wie der HSV sich in der Praxis positioniert.

Die Familie Wächter

Torken Wächter, Sohn des antifaschistischen Widerstandskämpfer Walter Wächter, der bis Ende der 1920Jahre Mitglied im HSV war, erzählte zu Beginn, wie er zur Geschichte seiner Familie kam. Alles begann mit dem Fund von Kartons auf dem Dachboden des Elternhauses in Stockholm. Torkel Wächter fand 32 vergilbte Postkarten, in Sütterlin geschrieben und es war unmöglich für ihn, sie zu entziffern. Er kam in Kontakt mit der Gedenkstätte Neuengamme. Langsam wurde ihm klar, dass die Postkarten von seinen Großeltern geschrieben und während des Krieges von Hamburg nach Schweden an Walter Wächter gesendet wurden waren. Er veröffentlichte 2011 jeden Tag eine, genau an dem Absende-Tag, allerdings 70 Jahren später. Herausgekommen ist eine Internet-Präsentation, auf der nicht nur die Postkarten publiziert wurden, sondern die Geschichte der Familie Wächter und die damaligen Lebensumstände.

Der Sportplatz des Fußballvereins „Alsterbrüder“ im Stadtteil Eimsbüttel trägt seit 2018 den Namen „Walter Wächter“. An ihn erinnert auch eine Gedenktafel auf dem Platz.

Paula Scholz, pädagogische Mitarbeiterin des KZ Neuengamme und auch im Netzwerk Erinnerungsarbeit beim HSV, wies u.a auf den Zusammenhang von rechter sowie sexualisierte Gewalt hin und das hier mehr Haltung erwartet wird wie es thematisiert gehört.

Robert Claus, sprach sich u.a. dafür aus, dass die Vereinen die demokratische Fan-Szene stärken müssen. Viele Jugendliche werden in den Rechtsextremismus nicht durch einen rechtsradikale-Kader integriert, der mit einem Schulungsflyer daher käme. So etwas spreche niemanden an. Es geht um eine Erlebniswelt aus Männlichkeit, Gewalt, Action und Zugehörigkeit. „Gegenwärtig glaube ich, dass sich neben Fußball und Musik der Kampfsport zum dritten Rekrutierungsfaktor der Szene entwickelt.“

Das Schulprojekt

Der HSV und die Gedenkstätte Neuengamme hatten die 12. Klasse der Heinrich-Hertz-Schule zu einem Projekt eingeladen. Verteilt auf drei Aktionstage beschäftigen sich die 21 Schülerinnen und Schüler mit dem Fußball zur Zeit des Nationalsozialismus und insbesondere mit der Leitfrage, wie Fußballvereine dazu beitragen können, dass Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden.

Der Podcast wurde am Sonntag, dem offiziellen Tag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, den Besucher/innen vorgestellt.

Die Schüler/innen haben sich sehr viel Mühe gegeben. Man konnte sich bei geschlossenen Augen ein Bild von den dargestellten Situationen machen. Besonders schön war, dass sie in ihrer Sprache geblieben sind, so dass man den Zeitsprung ins heute und zurück sehr gut mitgehen konnte. Auch die Darstellung des Themas in drei Abschnitten war eine gute Idee (HSV und Nazis, Verfolgte und Täter, was kann man tun).

An der Podiumsdiskussion war auch weiter Moritz Schaefer, Vize-Präsident und Schatzmeister des HSV e.V. beteiligt. Er verwies u.a. auf die vor kurzem geänderte Satzung.

Das Gespräch wurde sehr gut von Cornelius Göbel, Leiter der HSV-Fanbetreuung und Niko Stövhase, Leiter des HSV-Museums, moderiert. 

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