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Holger Artus

Über die Konsolidierung im Tiefdruck 2003-2019

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Ab der Jahrtausendwende gab es eine langanhaltende Konsolidierungswelle im Tiefdruckmarkt, die sich auch weltweit äußerte. Die Tiefdruckunternehmen hatten in den von ihnen unterstellten Wettbewerb in die Druckkapazitäten investiert, um andere vom Markt zu drängen. Damals bekannte Tiefdruckunternehmen wie Quebecor (Kanada), Root Smeets (Niederlande) oder Polestar (England) gibt es so heute nicht mehr oder nicht mehr mit Druckereien. Roto Smeets hatte z.B. in seiner „Blütezeit“ 4.300 Beschäftigte, heute sind es noch 800 (2017) und ist Bestandteil der CirclePrinters Group. Polestar rauschte 2016 in die zweiten Insolvenz.

Im deutschen Markt war die Herausbildung von Prinovis (2004) als ein Unternehmen der Bertelsmann AG, ein erster großer Vorbote dieser Konzentrationswelle. Axel Springer verabschiedete sich von seinen Tiefdruckereien, in dem sie diese zusammen mit Gruner+Jahr in den Verbund mit Bertelsmann einbrachte und so Prinovis entstand. Dafür wurde man Minderheitengesellschafter an dem Unternehmen. Später folgte die Schließung der Tiefdruckerei in Darmstadt (2008). 2011 musste die schlott gruppe Insolvenz anmelden. Standorte wurden geschlossen oder an verschiedene andere Unternehmen verkauft. Die Bauer Media Group schloss ihre Tiefdruckerei in Köln (2009) und verlagerte die Produktion nach Polen. Weitere Tiefdruckereien in Deutschland stellten ihre Produktion oder Werke ein, wie z.B. Burda seine Tiefdruckerei in Bratislava. Tiefdruckereien wie TSB Mönchengladbach haben ihrem Umsatz halbiert. Die Schließung von Prinovis Itzehoe war 2013/2014 eine der größten Betriebsstilllegungen in diesem Jahrhundert. Für 2019 muss man man damit rechnen, dass es zu weiteren Schließungen kommen kann.

Tiefdruck, dass ist die massenhafte Produktion von Zeitschriften und Werbekatalogen. Doch die Zeiten der großen Werbekataloge ist durch den Transformationsprozess in Netz vorbei. Die massenauflagigen Zeitschriften sind rückläufig, kleinauflagige Zeitschriften können auch in einem anderen Druckverfahren, Offset, gefertigt werden und auch preisgünstiger produziert werden. Da Zeitschriften weniger zeitkritischen Produkte sind, kann man sie auch eher in weit entfernten Druckstandorten fertigstellen. Der Tiefdruck ist mehr ein europäischen Markt.

Die Auseinandersetzung um Marktanteile im Tiefdruck und die Folgen für die Arbeitnehmer/innen nahm ab der Jahrtausendwende auch für ver.di einen besonderen Stellenwert ein. Hier war der Kern der gewerkschaftlichen Durchsetzungsmachts z.B. in Tarifauseinandersetzungen der Druckindustrie in ihrer Geschichte begründet.

Die Auseinandersetzung um

wurden über verschiedene Web-Plattformen, die aber nicht von ver.di verantwortet wurden, begleitet. Sie waren Teil einer Gegen-Öffentlichkeit.

Auf diesen jetzt wieder hergestellten Web-Seite fassen wir diesen Prozess von 2003 bis 2013 zusammen. Die „Web-Strategie von ver.di führt u.a. zur Vernichtung von Content, so dass diese Bewegungs-Geschichte von Arbeitnehmern/innen und ihren Interessenvertretungen einer interessierte Öffentlichkeit nicht zugänglich war.

Auseinandersetzungen haben ihre eigene Geschichte. So gehört es zur den schmerzhaften Erfahrungen, dass die gesamten Inhalte der Insolvenz um die schlott gruppe aus Sicht von ver.di im Web gelöscht wurden. Das muss nicht so bleiben, für diese Seite gibt es nur eine Meldung über die Ankündigung der damaligen Insolvenz 2011. Die ganzen Meldungen lagen damals auf verdi-Servern und wurden einfach gelöscht.

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