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Holger Artus

16.000 bei „Seebrücke-Demo“ in Hamburg dabei

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Die heutige Demonstration  wurde ein Zeichen gegen den Rechtsruck und Rassismus, gegen das Flüchtlingssterben im Mittelmeer.  Tausende zogen am 2. September bei einer Demo der „Seebrücke“ in Hamburg von den Landungsbrücken, direkt an der Elbe durch die Innenstadt zum Hamburger Rathausmarkt. 5.000 waren zum Beginn der Demonstration an den Hamburger Landungsbrücken dabei. Nach dem Abpfiff des Fußball-Bundesliga-Spiels des FC St.Pauli gegen Köln nahmen weitere Tausende Menschen an der Demo teil. Im Stadion war vom Verein zur Teilnahme aufgerufen worden. Auf der Abschlusskundgebung wurde am Ende von über 16.000 Teilnehmer/innen gesprochen. Eine der größten Demonstrationen in den letzten beiden Jahren. Bei den Demonstrationen 2016 gegen TTIPP waren es 64.000 damals auf dem Rathausmarkt. 2017, gegen das Treffen der G 20 in Hamburg waren es über 100.000.

Zum Auftakt am Hamburger Hafen wurde auf den geplanten Aufmarsch der Nazis am 5. September  eingegangen und zum Widerstand gegen Rechts aufgerufen. So planen die Nazis wieder ihre so genannte “Merkel muss weg” Versammlung einmal im Monat durch zu führen. Unter großem Applaus wurde zur Gegenkundgebung in der Hamburger Innenstadt am gleichen Tag aufgerufen. Bereits im Februar 2018 war es jede Woche zu Demonstrationen gegen diese Nazis-Aktionen in Hamburg gekommen.

Till Rummenhohl von der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée nahm sich auch des Themas des Rassismus an und zog den Bogen zu ihren Aktionen im Mittelmeer: „Wir werden weiter machen“, sagt er. Die Organisation hat nach eigenen Angaben 28.000 Menschen im Mittelmeer gerettet. Rummenhohl äußert sich zu Rückführungen nach Libyen: Diese seien keine Option, denn dort würden den Menschen Folter und Sklaverei drohen.”

Kirsten Fehrs, Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. „Wir dürfen nicht unwidersprochen hinnehmen, dass man Flüchtlinge ertrinken lässt. Höchste Zeit, aufzustehen!“, sagt sie. Politik dürfe nicht befreit von Empathie sein. Fehrs: „Wo, wenn nicht in Hamburg wissen wir um die Gefahr des Meeres! Wer in den Wellen treibt, wird gerettet. Punkt!“ Alle europäischen Länder müssten ihrer Verpflichtung nachkommen. Wenn jeder rettende Hafen versperrt sei, setze sich eine tödliche Spirale in Gang.”

Auf der Abschlusskundgebung auf dem Hamburger Rathausmarkt sprachen u.a. Emily Laquer von der Interventionistischen Linken, Mit-Organisatorin der Demo, Anna Gallina von den Hamburger Grünen/Bündnis 90 und Claus-Peter Reisch, Kapitän des Seenotrettungsschiffs „Lifeline“.

Emily Laquer:  „Lasst uns der sichere Hafen sein, in dem das nächste Schiff mit Menschen in Not anlegt. Das nächste Boot nehmen wir! Auch gegen den Widerstand des Innenministeriums. Bürgermeister Peter Tschentscher kann weiter auf Tauchstation gehen, oder er kann das Richtige tun. Es ist seine Entscheidung. Wir sind die Seebrücke, die sich dem Grenzregime der Seehofers, Salvinis und Orbans verweigern kann. Wir kommen wieder und lassen nicht nach. Bis die Leute hier ankommen und eine menschenwürdige Unterkunft und Versorgung gefunden haben. Bis alle Hamburgerinnen und Hamburger die gleichen Rechte bekommen. Und niemand mehr abgeschoben wird.“

Anna Gallina, Landesvorsitzende der Hamburger Grünen. „Früher ging man für unterlassene Hilfeleistung in den Knast, heute wird man angeklagt, wenn man Menschen vor dem Ertrinken rettet“, sagt sie – und kritisiert den Koalitionspartner: „Wir fordern, dass Hamburg Teil der Lösung wird und Flüchtlinge von den Schiffen aufnimmt. Die SPD will diesen Weg nicht mitgehen.“ Und weiter: „Es kann doch nicht sein, dass wir mit Libyen irgendwelche Deals machen und zusehen, wie die Menschen in den Lagern gefoltert werden.“

Claus-Peter Reisch, Kapitän des Seenotrettungsschiffs „Lifeline“. „Machen Sie Hamburg zu einem sicheren Hafen!“, fordert er. „Schließen sie sich an, es ist keine Schande!“ Reisch berichtet von seiner Arbeit: „Wir finden Boote, da ist niemand mehr drauf. Diese Menschen sind einfach weg. Sie tauchen in keiner Statistik auf.“ Der Forderung, Flüchtlinge einfach der libyschen Küstenwache zu übergeben, erteilt er eine Absage: „In Libyen werden die Menschenrechte mit Füßen getreten.“ Reisch kritisiert die deutschen Rüstungsexporte: „Deutschland ist einer der größten Waffenexporteure der Welt. Überall wo geschossen wird, wird auch deutsch geschossen.“ Deutliche Worte auch in Richtung des Lebensmittel-Großkonzerns Nestlé: „Der Konzernchef sagt: Wasser ist kein Menschenrecht. Diese Menschen sind schuld, dass Menschen zu Flüchtlingen werden. Aber Ihr habt es in der Hand, dann lässt die Produkte im Supermarkt doch liegen!“ Großer Applaus auf dem Rathausmarkt.

“Mindestens 20.000 Menschen in den vergangenen 20 Jahren im Mittelmeer ertrunken“, sagt einer der Demo-Organisatoren vom Team der „Seebrücke“. „Wir sind heute 16.000 auf dem Platz, bitte legt euch alle hin, um die Dimension der Toten begreifbar zu machen.“

 

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