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Holger Artus

Konsolidierung und Beschäftigte

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Eine von vielen Infos, die ich als Idee aufgeschrieben habe, um andern Anregungen zu geben, wie man sich aufstellen kann, um die Belegschaft zu sammeln, wenn es noch möglich ist und es keine klaren Linie gibt, ob es ein gemeinschaftliches Projekt gibt. Hier war es der Versuch, den Prozess der Konsolidierung im Zeitungsmarkt, den Umsetzungsstrategie in den einzelnen Unternehmen und einer Sammlungsstrategie für Beschäftige anzubieten. Es ist immer schwer, in betrieblichen Situationen, wo es keine Führung/Orientierung gibt, die Beschäftigten im größerem Maße zu sammeln. Das geht in einem ersten Schritt nur über ein Angebot, unter welchen Losungen man sich einfinden könnte.

„Wir können langfristig nicht dulden, dass wir bei rückläufigen Erlösen in der Verlustzone stecken. Sonst weitet sich das zur Katastrophe aus“, erklärt Dr. Bauer. Seine Ankündigung: „In diesem Jahr und im kommenden Jahr werden wir weiter die Kosten anpassen müssen“, kommt wohl für niemanden überraschend.

Den bislang letzten großangelegten Personalabbau haben wir 2012 durchgestanden. Auch damals lautete die Ansage der Berliner Geschäftsführung, unseres damaligen Mitgesellschafters Helmut Heinen und unseres damaligen Publizistik-Vorstands Franz Sommerfeld: Wir bauen jetzt ab, aber in zwei bis drei Jahren sind wir in der Gewinnzone! Doch daraus wurde nichts, das damalige Konzept der Sanierung ist gescheitert. Von generellem Umsatzwachstum ist nicht mehr die Rede. Die Pay Wall ist gefloppt, das Later-Pay-Modell der Hamburger Morgenpost wurde ebenfalls wieder abgeschaltet. Auch mit dem ePaper werden weiterhin nur bescheidene Geschäfte gemacht.

Und jetzt spricht DuMont wieder von einem Neuanfang, und wieder stehen die Zeichen auf Kostensenkung durch Personalabbau: im Verlag und sehr wahrscheinlich auch im Redaktionsbereich, wenn es zur avisierten Verzahnung von Berliner Zeitung und Berliner Kurier kommt. Doch es gibt einen neuen Zungenschlag. Der Schlüsselsatz des Vorstandsvorsitzenden dazu lautet: “Wir glauben, dass wir aus uns selbst heraus profitabel wirtschaften können, aber nicht langfristig.” Stellen wir uns also der Frage: Wie muss unser Berliner Medienhaus sich entwickeln, um auf Dauer wirtschaftlich erfolgreich zu sein?

Ein zentrales Element für die Konzernführung ist heute augenscheinlich die ins Auge gefasste Kooperation der Verlagsbereiche von DuMont, Funke und Holtzbrinck. Doch es geht offenbar um mehr. Noch einmal Dr. Bauer: “Es ist sehr schwer abzuschätzen, welche Konstellationen sich da in Zukunft ergeben werden … Ich gehe davon aus, dass wir in zehn, 15 Jahren noch drei, vier große Regionalzeitungsgruppen in Deutschland haben werden.” Und dass DuMont dabeisein werde, davon sei er überzeugt.

Unter diesen Vorzeichen ist die Kooperation der Verlagsbereiche vermutlich nur ein Zwischenschritt auf dem Weg der Konsolidierung des Berliner Zeitungsmarktes. Weitere, noch tiefer einschneidende Veränderungen könnten mittelfristig folgen. Hoffnungen macht uns, dass der Berliner Verlag – jedenfalls nach unserer Meinung – von den drei Rivalen und potenziellen Partnern wirtschaftlich noch am besten dasteht. Das verschafft ihm Verhandlungsspielräume. Und die müssen wir nutzen – für sozialverträgliche Lösungen.

Als Betriebsräte sagen wir: Eine Konsolidierungsstrategie kann nur Erfolg haben, wenn sie einhergeht mit einer Beschäftigungsstrategie. Motivierte, innovative Belegschaften gibt es nur, wenn die Arbeitsbedingungen vernünftig sind und wenn die Angst um den eigenen Arbeitsplatz und um die Arbeitsplätze der Kollegen nicht die Kreativität lähmt. Wir wollen keine betriebsbedingten Kündigungen, es gibt andere Wege: Altersteilzeitmodelle; Abfindungen für Kollegen, die freiwillig ausscheiden; Qualifizierungsaktivitäten innerhalb und außerhalb des Unternehmens.
Wenn DuMont eine Zukunft in Berlin haben will, müssen wir, die Beschäftigten, eine Zukunft mit DuMont haben. Wenn DuMont Geld in den Neustart in Berlin steckt, muss ein gerüttelt Maß davon auch in die Beschäftigung und in den Personalumbau gesteckt werden. Reden wir darüber, finden wir gemeinsam sozialverträgliche Lösungen. Wir stehen dafür bereit.

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