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Holger Artus

Schrott von ver.di im Netz

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Ein Randthema, dass weder groß interessiert noch eine Rolle spielt. Zum wiederholten Mal ändert ver.di seine Web-Strategie, diesmal eine vernünftige Entwicklung. Es geht um die Fähigkeit, auf den mobilen Geräten erkennbar zu sein. Der letzte Redesign war Schrott, jetzt sind die Seiten vernünftig auf den kleinen Geräten zu erkennen. Ein Fortschritt. Hurra, auch wenn man es schon zum letzten Redesign hätte liefern müssen. Ich habe heute keine Ahnung, wer die Entwickler sind und im Zweifel ist Kritik nicht angebracht. Ich frage mich dennoch, warum nicht schon längst das Thema erledigt wurde. Schlechtleistung und vermutlich wieder Geld verbrannt.

Ich erinnere mich, dass man früher als einer, der sich im Web von ver.di engagierte, über Verteiler und Diskussionsforen sich in Szene setzen konnte. Heute bin ich zwar noch im Web engagiert, aber nicht mehr auf der Schrottplattform von verdi.de. Auch erinnere ich meiner Debatten und des Streits mit den Entwicklern. Die erste Garde war nett, aber nicht interessiert an meiner Kritik. Sie hatten einen Auftrag, ein bundesweites verdi-Web zu organisieren, da war mein gebrammel und Unwissenheit ein Schiss. Ich kam aus der Anwendung für die Aktion, ihrer Planung und Begleitung, ich wollte Tempo und war ungeduldig. Sie kamen von der technischen Seiten, die strategische Ausrichtung aus der Verwaltung. Die wollten ein Web-Angebot, Kosten für das bisherige System wesentlich senken – was ich gut verstand. Aber eine inhaltliche, eine digitale Transformation, darum ging es nicht.

Erschrocken sah ich mir jetzt die Web-Seiten der ver.di-Fachgruppe Verlage, Druck und Papier an. So vernünftig der Relaunch auf die mobilen Angebote, was hier jetzt angeboten wird, ist ein „Angebot“ zurück zur Schreibmaschine. Weder wird mit Bilder gearbeitet noch mit einem Teaser oder Anlauftext. Die nackte Zeile lacht einen an. Betroffen macht mich, dass mit jedem Relaunch große Teile des geschaffenen Content vernichtet werden. Papier bleibt, welch ein Widersinn, gerade in einer digitalen Welt, sollte man meinen. „Das Netz vergisst nicht“ sagte mir einst ein Kollege. Bei verdi ist es anders, Content wird vernichtet, Inhalte nicht die Strategie von verdi im Web.

Zwei Mal habe ich einen Relaunch auf dem verdi-cms miterlebt und diesen großen Frust empfunden, dass es um die Technik geht, nicht um dem Zweck der Arbeit auf dem Web. Jetzt, obwohl man selber älter ist und nicht mehr auf der technische Höhe, in ver.di die jungen Menschen die Stellen besetzen, muss ich erleben, dass das Web nicht ihr Ding ist. Vermutlich Karriere-gegelt aufgestellt, wollen sie ihren Herren gefallen, wollen auffallen, aber nix mit mehr mit Strategie. Gewerkschaft wird zum Karriere-Board, aber nicht mehr zu Plattform der Debatte, Aktion, des Erfahrungsaustausches und der Verarbeitung. Man findet sie auf Xing, dass hat man Ihnen gelehrt.

Als wir 2001 mit unserem Verlagsangeboten von verdi starteten, sah das peinlich aus. Die Erstellung war umständlich und wir, also auch ich, waren unerfahren, wie man was warum macht. Unsere html-Seiten war engagiert, aber sie sahen schrottig aus, waren inhaltsschwanger und schlecht. Mit dem ersten Relaunch kam das Design, was mir bis heute gefällt. Mit dem Design mussten wir lernen, die Dinge zu sortieren und zu strukturieren. Der Schrott verschwand. Durch die Verbindung mit der organisationspolitischen Verantwortung war da die Verbindung mit den vorgeschlagenen Aktivitäten. Ob es Sonderseiten zu Tarifrunden war oder zu Haustarifauseinandersetzungen. Auf verdi-Verlage.de fand alles statt. Mit jeder nächsten Aufgabe oder Rolle, die ich übernahm entstanden neue Seiten. Von der Aufklärung über das EBR-Gesetz, der Prozess begleitet einer EBR-Gründung, internationalen Treffen – das Web-Angebot wurde immer voller. Gab es Erkenntnisse aus der Ökomomie, die würden verbraten, im Web, am Beispiel einer konkreten Erfahrung, die bei der nächsten verbreitet wurde. Ob Verlage, Druckindustrie, Papierverarbeitung, Buchverlage, allem wurde sowohl grundsätzlich auf dem Grundgegangen und der Öffentlichkeit angeboten, es wurde auch weiterentwickelt. Es war ein irres Tempo, von dem man getrieben wurde, aber es führte zu Reichweite und Verbindung. Mit dem Relaunch 2007 verschwand der komplette Content. Verdi interessierte es nicht. Den Verantwortlichen im Fachbereich war es egal. Sie hatten ihre Vorstellung, wie man agitiert, sie dachten für uns und sie wussten es besser.

Mit dem jetzigen Fachgruppen Relaunch werde ich wieder an den Content und dessen Verbindung mit der Praxis wie umgekehrt erinnert. Schade? Manch einer von den Pappnasen von früher, heute wichtige ehrenamtliche Funktionäre, waren damals wie heute die Feinde des Webs. Ändern wird sich das nicht. Die, die mit dem „Mainstream“ singen, werden in Verbindung mit den jungen, karriere-gegelten Funktionären mit dem nächsten Relaunch noch größere Scheiße verzapfen. Bisher dachte ich, irgendwann treibt die digitale Transformation meinen Fachbereich, der auch noch was mit Medien zu tun hat. Das hat aber noch nie geklappt.

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