Der Insolvenzantrag von DuMont und der dd_vg in der Frankfurter Rundschau 2012 bedeutete für die Beschäftigten das Ende ihrer Arbeit, davon ging die Mehrheit zu Recht aus. Wir waren praktisch sehr stark in der Sache FR-Insolvenz aktiv und haben hier und da gestaltend eingreifen können. Eine Soli-Adresse sollte unsere Haltung in schwierigen Phase darstellen. Im September 2013 ging es „nur“ noch darum, wer kauft Teile der FR.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der Frankfurter Rundschau,
wenn wir einen Wunsch frei hätten, wir würden euch wünschen, dass sich ein Investor findet, der euch so wie ihr seit, komplett übernimmt – und ein entschuldes Unternehmen kauft. Als die Hamburger Morgenpost 1999 von Gruner+Jahr, über 30 Jahre rote, bis tiefrote Zahlen verkauft wurden, hatten wir dieses Glück in Hamburg. Wir waren und sind dritter Titel am Markt. Keiner hatte uns eine Chance gegeben. G+J bezeichnete uns als den Patienten auf der Intensivstation. Es kam anders, bis heute haben wir unsere Tarifverträge und das Unternehmen schreibt seit dem Verkauf schwarze Zahlen. Die Sanierung hat uns nicht einen Personalabbau gebracht. Wer meinte, in der großen Welt des Hochglanzkonzern lässt es sich besser Karriere machen, ist gegangen. Das hat uns nicht geschadet.
Es ist nicht fair, Angesicht der schwere eure Lage diesen Wunsch zu äußern. Aber wie anders soll Solidarität in einer solchen Zeit der Existenzkrise der Arbeitnehmer/innen und Arbeitnehmer aussehen? Wir sind als Arbeitnehmer nicht in der Lage, das Unternehmen zu kaufen. Wir können Anteil nehmen an eurer Situation und leisten nach unserem Möglichkeiten unseren Beitrag. In erster Linie nur moralisch, aber in Abstimmung dem FR-Betriebsrat und den anderen MDS-Betriebsräten bemühen wir uns um ein abgestimmtes Vorgehen.
Wir sind nicht betroffen von massenhaften Arbeitsplatzverlust, wir können nur erahnen, wie es euch geht. Meine Drucker-Kollegen haben es erlebt, wie die SPD beschlossen hatte, die MOPO einzustellen. Was blieb übrig? 250 Drucker verloren wegen der Einstellung ihre Job. Von 140 Leute aus Verlag und Redaktion blieben 70 in einem neuen Unternehmen übrig. Der damalige 100prozentige Gesellschafter, die dd_vg, hatte sich durch die Einstellung aus der Affäre gezogen, künftig für die Verluste der Zeitung Mittel aufzuwenden, wo sie doch Gewinne anliefern sollten. Die Wut in der Beelgschaft auf schäbige Verhalten war groß. Dies war 1979, aber vergessen haben wir als Betriebsrat das nicht, wie mit der damaligen Belegschaft umgegangen ist. Wir haben auch vor zehn Jahre erlebt, wie die MOPO-Druckerei insolvent gegangen war und Axel Springer diese Lage dazu genutzt hat, sich als Kostentreiber im Norden zu betätigen, in dem die Druckerei verkauft und nur wenige Teile übernommen wurde. Auch hier war die Empörung über das Verhalten des Konsolidierungstreiber Axel Springer am Zeitungsdruckmarkt groß. Es ging um 100 Arbeitnehmer. Aber es gilt unter Arbeitnehmer: Solidarität ist eben auch eine Frage der Moral. Wir nehmen Anteil an eurer Situation und ihr könnt sicher sein, dass wir auch praktisch uns bemühen, euch zu unterstützten, wo es die Möglichkeit gibt.
Die Belegschaft der FR ist in einer existenziellen Situation und steht vor einer Lage, die nur schwer zugestalten ist. Es ist nicht die erste Insolvenz in Deutschland. Allein 2012 sind es über 120.000 Arbeitnehmer/innen und 24.000 Betrieben gewesen, denen es um ihre Zukunft ging. Die ihre Identität mit dem Unternehmen, den Kolleginnen und Kollegen, verbunden haben und plötzlich vor dem „Aus“ standen. Auch wenn es abwegig erscheint: Behaltet eure Identität, seit stolz auf eure Leistungen und eurer Engagement, eure Zusammenarbeit und deren Ergebnisse. Das dürft ihr euch nicht nehmen lassen! Die Lage ist sehr schwierig und auch kompliziert, wenn es um eure Zukunft geht. Axel Springer auf der eine als Kostentreiben am gesamten Zeitungsdruckmarkt auf der einen, die Herausforderungen eines Erwerbers in einem Zeitungsmarkt der in einem Umbruch ist und jeder auf die Schwächen des anderen wartet, ob er nun Finanzierungsprobleme hat oder Marktanteile verliert.
Wir erwarten von den beiden Gesellschaftern, die diese Verkaufssituation mit geschaffen haben, dass sie ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der gesamten Belegschaft der FR und ihrer Töchter wahrnehmen. Wir erwarten, dass sie Geld für ihren Ausstieg aus der FR noch einmal anfassen. Jährlich wurden jeweils bis zu 20 Mio. € pro Geschäftsjahr abgeschrieben. Ihre Finanzierungs- und Investitionsbereitschaft in die FR zielte darauf ab, die FR zu sanieren und erfolgreich neu zu positionieren. Dafür wurden Mitteln benötigt und eingebracht. Mit diesem Blick schauen wir auch auch heute auf MDS und die dd_vg, erwarten, dass die die finanzielle Bereitschaft für diese einmaligen Aufwand noch einmal übernehmen.
Als Betriebsrat der MOPO bemühen wir uns, zusammen mit den anderen Betriebsräten der Mediengruppe DuMont Schauberg, unseren Beitrag zu Unterstützung für euch zu leisten. Ich bin sicher, dass auch die Betriebsräte aus den anderen dd_vg Unternehmen diesen Beitrag leisten würden.
Wir können euch eure Sorgen nicht nehmen, aber dennoch möchten wir unsere Solidarität für die Zukunft der FR und deren Arbeitnehmer/innen hier heute bekunden.
Mit kollegialem Gruß
Betriebsrat
Hamburger Morgenpost
Hamburg, den 16. September 2013