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Holger Artus

Die Abendzeitung Nürnberg wird eingestellt

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 Zum 29.09.2012 wird die Abendzeitung Nürnberg eingestellt. 35 Arbeitnehmer verlieren ihren Job. Damit kommt es nach 1996 („Mitteldeutscher Express“ in Halle) zum ersten Mal zur Einstellung eines eigenständigen Boulevard-Titels. Davor war es 1986 die „Nachtausgabe“ in Frankfurt 1986. Die nun betroffene Abendzeitung Nürnberg hatte II/2012 einen „harten Verkauf“ (Einzelverkauf und Abo) von 11.559 Exemplaren (ohne Bordexemplare und sonstiger Verkauf). Sie ist eine eigenständige Zeitung – allerdings erst seit Februar 2010. Zuvor war sie eine Regionalausgabe der „Abendzeitung“ mit deren beiden Standorten München und Nürnberg. Anfang 2010 hatte der Telefonbuchverlager Gunther Oschmann dann die Nürnberger Ausgabe von der Abendzeitung (München) übernommen. Beide Ausgaben, München und Nürnberg, schrieben zu dieser Zeit einen Verlust von fast 10 Mio. Euro. 

Regionale Boulevard-Titel wiederholt in der Vergangenheit eingestellt

Die Einstellung regionaler Ausgaben von Boulevard-Zeitungen hat es schon wiederholt gegeben, allein bei uns sind es drei Ausgaben: Die Bremer Morgenpost (1986), die Kieler Morgenpost und die Mecklenburger Morgenpost (2001) oder die Leipziger Morgenpost (1996) als Regionalausgabe der Dresdner Morgenpost. Roland Finn, Geschäftsführer der Abendzeitung Nürnberg, schloss nun nicht aus, dass man verlegerische Fehler gemacht hätte. Die AZ Nürnberg war nach seinen Angaben deutlich boulevardesker geworden, das Feuilleton verschwand nahezu gänzlich aus dem Blatt. „Genutzt hat es nichts, außer dass die Stammleser verlorengingen.“ (Süddeutsche Zeitung 22.09.2012). 

Nächste Woche Sozialplanverhandlungen

Kommende Woche sollen Sozialplanverhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung in Nürnberg beginnen. Der MOPO-Betriebsrat: „So bitter es für die Betroffenen ist, aber auch in so einer katastrophalen Situation gibt es immer unterschiedliche Wege. Will man das Personal nur loswerden über Abfindungen oder will man einen Beitrag zu deren Zukunft leisten? Hier haben sich Transfergesellschaften bewehrt. Den Betroffenen wird geholfen bei der Ermittlung der Chancen am Arbeitsmarkt, Bewerbungstraining u.a.m. In dieser Transfergesellschaft ist das Nettogehalt höher als das Arbeitslosengeld und Arbeitslosigkeit wird erst nach Ende der Transfergesellschaft gezahlt. Wir haben beim Verkauf von TV TODAY 2005 durch unseren ehemaligen MOPO-Gesellschafter Hans Barlach an Burda (TV Spielfilm u.a.) die positive Wirkung so einer Transfergesellschaft für die Arbeitnehmer miterlebt. Die Vermittlung ist besser als über das Arbeitsamt.“

Der MOPO-Betriebsrat bedauert diese Einstellung der Abendzeitung Nürnberg. „Wir pflegen zu allen Betriebsräten auf der Boulevardschiene kollegiale Kontakte und wissen um deren Besonderheiten. So wie keiner auf die Idee käme, den Marktführer BILD mit anderen Titeln zu vergleichen, muss man auch auf die Abendzeitung Nürnberg schauen. Die MOPO ist seit ihrer Unabhängigkeit von G+J und damit seit über 10 Jahren profitabel und hat immer wieder hohe Renditen eingefahren. Selbst wenn der Druck aus dem Markt nicht zu übersehen ist, bleibt die MOPO ihrer Serie positiver Ergebnise treu, davon sind wir überzeugt.“

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