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Holger Artus

Wut über das Ende der schlott gruppe

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Nach der Einstellung der Produktion bei broschek Tiefdruck in Hamburg, der Entlassung fast aller Arbeitnehmer, folgt jetzt das Ende der schlott Tiefdruckerei in Freudenstadt. Von schlott wird nicht viel übrig bleiben oder fortgeführt. Das Gerede von einem ehe geschlossenen Verkauf war Augenpulver für das Abwicklungsverfahren. Und auch nach dem Ende von schlott wird sich der Tiefdruckmarkt weiter konsolidieren. TSB wird früher oder später einen neuen Eigentümer haben. Da es nicht Prinovis werden kann, schlott nicht mehr existiert und Bauer kein Interesse, bleibt im Prinzip nur einer übrig. Die noch nicht geschlossenen Standorte broschek Lübeck und WWK in Landau haben kaum eine wirtschaftliche Perspektive. Die Aufträge interessiert die Wettbewerber, die kaufinteressierten werden im Wettbewerb nicht mithalten können.

Wie bei broschek Hamburg fand sich am Ende kein Käufer für schlott Freudenstadt. Verkauft wurde die Tiefdruckerei U.E. Sebald in Nürnberg an Burda. Es gibt einen Anbieter für den kleinsten Tiefdruckteil der schlott Gruppe, WWK in Landau. Hier wird der ehemaligen Vorstandsvorsitzende Bernd Rose gehandelt. Gerüchte besagen, das es noch keine gesicherte Finanzierung gibt. Auch für die Rollenoffsetdruckerei, broschek Lübeck, gibt es einen Anbieter. Hier steht die Finanzierung nicht, was die öffentlichen Mittel des Landes Schleswig-Holstein betrifft. Mit Blick auf die Akteure am Markt scheint man aber mehr an den Aufträgen interessiert zu sein als die Kapazitäten. Ob für die WWK das Geld aufgebracht wird, darf kritisch verfolgt werden.

Gewerkschaftliche Strategie mit Weitblick nicht vorhanden gewesen- auch künftig nicht

Die Ursache für eine Insolvenz liegt meistens beim Management, dass den falschen Weg eingeschlagen hat.  Klassisch sind die Ablaufprozesse einer abzeichnenden Insolvenz, am Ende fehlt das Geld. Die mangelnde Liquidität ist aber Ausdruck einer gescheiterten Strategie und damit des praktischen Handelns der Unternehmensleitung. Ich habe mir dir aus meiner Sicht Schwätzer zweimal auf Betriebsversammlungen angehört. Zu bieten hatten sie nicht viel in einer Krisensituation, höchsten das Gerede von den Zugeständnissen der Arbeitnehmer die erforderlich sein. Besonders originell für einen Unternehmer, dessen Strategie gescheitert ist und es noch nicht wahr haben will, dass er gescheitert ist. Fast wie ein Drogenkranker wird nach der nächsten Situation geredet, die es besser werden lässt bzw. später, wenn die Krankheit überstanden, man alles besser macht.

Wie man über die Ursache reden muss, muss man auch den Blick auf die gewerkschaftliche Strategie werfen. Auch wenn sie von der Führung als vorhanden angegeben wurde, so richtig wirksam war sie nicht. Wäre man Führung, würde man die Frage aufwerfen, was lernen wir daraus und was haben wir falsch gemacht. Das ist aber weder die Arbeitshaltung noch überhaupt die Haltung. Das hat seine Gründe nicht in dem konkreten Prozess, sondern in dem grundsätzlichen Verhalten, das Kritik immer nur persönlich gesehen wird. Wie aber anders sollte es sein, als das Menschen miteinander reden? Also Kritik also auch immer persönlich wirkt. Das lässt sich nicht vermeiden. Problematisch wird es dann, wenn daran die Strategie klebt. Mit Glaube, Liebe oder Hoffnung wird man auch nichts bewirken in der Arbeiterbewegung. Wer darauf baut, dass alles irgendwie gut geht, der produziert solche Situationen.

Die gewerkschaftliche Strategie in diesem Segment ist ziemlich einfach gewesen: Hoffentlich geht alles irgendwie gut, wir agieren betrieblich, keine überbetrieblichen Aktionen, keine Formierung der Mitglieder in der Branche. Geht etwas in die Hose, kann man auf die betriebliche Situation verweisen oder auf den Markt. Es gibt eine strukturelle Krise, die nur überwunden wird, wenn man selber Hand anlegt an die Kapazitäten. Es wird der Eindruck einer hochrangigen gewerkschaftlichen Einbindung erweckt (das war aber Täuschung, alle Verantwortlichen wussten um die sehr begrenzten Fähigkeiten).

Das I-Wort und die Täuschung

Es gehört zu der bitteren Erfahrung in der Arbeiterbewegung, dass Angst kein guter Ratgeber ist.  Dies konnte man exemplarisch an dem gewerkschaftlichen Vorgehen in dieser Gruppe erleben. Im Rahmen der ersten Sanierungsverhandlungen sprach das Unternehmen selber von der Gefahr der Insolvenz. Unsere Helden in Berlin verständigten sich darauf, dass Wort „Insolvenz“ nicht in den Mund zu nehmen. Es schade dem Unternehmen als Aktienunternehmen (welch ein Quatsch, als wenn Analysten die größten Deppen sind oder weniger wissen als die Gewerkschaftsführung – aber genau das ist ein Teil des Problems). Ein gewerkschaftliches Flugblatt, dass sich mit dem Thema als diskutiertes in der Gruppe wurde nicht freigegeben! Es war ein lächerlicher Vorgang und ohne Erfolg. Natürlich redeten alle über die Insolvenz, das gewerkschaftliche „Verbot“ eine dümmliche Haltung mit verheerenden Folgen. Man verunsicherte seine Akteure, schwächte die eigene Glaubwürdigkeit und demonstrierte seine Hoffnungslosigkeit. Selbst im Prozess der verläufige Insolvenz ließen sich „unsere Helden“ darauf ein, dem Gerede von der Überführung der gesamten Gruppe zu glauben bzw. den Eindruck zu vermitteln, dass dies eine reale Perspektive ist. Nichts hatte sich an der Konkurrenzsituation im Markt geändert, durch die Verhandlungen von Burda und TSB sogar noch erschwert.  Von schlott wird als geschlossenes ganzes nichts mehr bleiben, dass wusste unsere Helden in Berlin auch, schließlich konnten sie ja lesen. Nichts, aber auch gar nichts ist als ganzes übernommen worden. Welch ein Täuschung, welche eine Fehlleistung – wieder mit Blick auf die gewerkschaftlichen Akteure, diesmal gepaart mit Perspektivlosigkeit für die Betroffenen, ob nun mit oder ohne Arbeit. Auch große Teile haben nicht überlebt. Mit broschek Hamburg und schlott Freudenstadt sind große Standorte geschlossen worden.  broschek Lübeck wird wie bereits vorher Johler Druck oder Nordoffset im Rahmen der Arquana-Insolvenz in Probleme kommen, denn die Akteure am Markt haben sich dass alles genaus angeschaut und entschieden, für dieses Unternehmen nicht zu bieten. Deshalb kommt ein Akteur zum Zuge, in den man wenig Hoffnung stecken kann. Wenn WWK Landau dann noch beim alten „schlott Vorstand“  landet, das zeigt das mir die Karikatur dieser Verantwortlichen. Groß hatten sie zu Beginn der vorläufigen Insolvenz gesagt, dass sie hinten durch die Tür wieder reinkommen.  Für Freudenstadt haben sie das Geld nicht zusammen bekommen und WWK wird dem Markt genauso ausgesetzt sein, wird auch künftig ein Finanzierungsproblem haben.

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