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Holger Artus

Erste Gedanken nach dem Streikergebnis in der Sächsischen Zeitung 1999

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Vom 22. November bis 19. Dezember 1999 streikte die Redaktion der Sächsischen Zeitung gegen die Ausgliederungspläne der Lokalredaktionen und Geschäftsstellen. Das Ergebnis war eine tarifliche Regelungen für die Ausgliederungen, die Absicherung der journalistischen Unabhängigkeit der Redakteure/innen in den künftig selbstständigen Gesellschaften. Ich war damals zeitweilig in Dresden und habe mich um meinen Beitrag bemüht. Dazu gehörte die Web-Seite, aber sicher auch mein Hang, die Dinge zu sortieren und zu strukturieren. Zum Tarifergebnis am 19. Dezember 1999 hatte ich einen Kommentar geschrieben. Beim rekonstruieren der Web-Seite aus 1999 bin ich über ihn gestolpert. Er war seiner Zeit entsprungen. Inhaltlich teile ich alles, ich würde es heute diplomatischer und abwägender Schreiben.

Kurz nach Mitternacht haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaften eine gemeinsame Regelung bei der SÄCHSISCHEN ZEITUNG verständigt. Auf einer Streikversammlung heute Mittag wurde das Ergebnis mit Begeisterung aufgenommen. Die Gewerkschaften haben um 16.30 Uhr über die Ergebnisse die Presse informiert.

Es wurden zwei Tarifverträge und eine Vereinbarung zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung ausgehandelt. In den Tarifverträge ist geregelt, dass der bei der SZ geltenden Firmentarifvertrag auch für die Beschäftigten des DD+V gilt, die in die neuen GmbHs übergehen. Für die künftig neu einzustellenden Beschäftigten in den GmbHs wurde eine Option auf Tarifverhandlungen vereinbart. Die ind er SZ geltenden Arbeitszeit von die 39-Stunden-Woche wurde für zwei Jahre festgeschrieben. Die geplanten weiteren Ausgliederungen werden erst zum 1.1.2001 vorgenommen. Mit dem Betriebsrat gibt es eine Regelung über seine Beteiligung.

Der Streik der Beschäftigten der SZ war am 22.11.1999 mit einem Warnstreik gestartet, der überging in eine Urabstimmung bzw. unbefristeten Streik. G+J hatte nicht mir dem Widerstand der Beschäftigten gerechnet. Die Gewerkschaften haben sich erst zu einem sehr späten Zeitpunkt gegen die Ausgliederungsabsichten von G+J gestellt. Während des Streik wurde immer wieder deutlich, dass sich die Streikenden nicht von Gewerkschaftsfunktionären instrumentalisieren wollten. So wurde z. B. der Landesbezirksvorsitzende der IG Medien Südost während einer Streikversammlung massiv unterbrochen, weil er nur gelabbert hatte.

Dank der engagierten Streikführung und der Bereitschaft, die Aktivitäten in  die eigenen Hände zu nehmen, haben die Streikenden viel Ideen und Phantasien entwickelt, um ihre Identität zur Zeitung unter Beweis zustellen. Dies war die Grundlage für einen der längsten Streik in den Printmedien. Es war ein politischer Streik gegen Unternehmensausgliederungen und Tarifflucht.

Das Engagement und die Organisation vor und im Betrieb hat auch einen Beitrag dazu geleistet, dass Beschäftigte und Betriebsrat nicht gegeneinander ausgespielt werden konnten. Die … Ausgrenzung des Betriebsrat bei den Tarifauseinandersetzung in der Druckerei der Magdeburger Volksstimme durch die Gewerkschaften wurde… verhindert. Damit ist ein sinnvolle Basis für die Umsetzung der Streikergebnisse und deren Auswertung geschaffen worden. Kritische Betrachter haben während der gesamten Streikaktivitäten auf die Schwächen der IG Medien vor und während des Streiks verwiesen. Die Nähe zu allen Beschäftigten, die Identität zur Zeitung stellen an gewerkschaftliche Öffentlichkeitsarbeit eine grosse Herausforderungn dar. Plumpheit findet bei aufgeschlossenen und engagierten Menschen wenig Nährboden.

Die Streikaktivitäten in der SZ wurde durch eine enges Netz auch unter den G+J-Betriebsräten begleitet, so dass es dem Konzern auch nicht gelungen ist, moralisch in die Vorhand zu kommen. Völlig überraschend für die Konzernleitung war auch die aufgeschlossene und gutinformierte 🙂 Presse. Sie hat einen nicht unwesentlichen Anteil daran, dass nicht Nebenkriegschauplätze zur Desorganisierung des Streiks genützt werden konnten.

Die Debatte zum Abschluss und die Schlussfolgerungen über die Streikergebnisse werden über die SZ hinaus von Bedeutung sein. Sie sollte schnell eröffnet und strittig geführt werden.

Hamburg-Dresden, den 19. Dezember 1999 

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